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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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mit den staubigen, schwer arbeitenden Zugpferden ablehnen.
    Karl machte sich nebenbei Gedanken über das Schicksal der Mulis. Vielleicht waren sie den Sklavenhändlern weggelaufen; oder der Braten an den Lagerfeuern waren Mulistücke gewesen. Er zuckte mit den Achseln. Die einzigen Leute, die das sicher gewußt hätten, waren tot, und er hatte weder die Zeit noch die Lust gehabt, sie über die Sache zu befragen.
    Aber da konnten ihnen noch andere auf den Fersen sein. Wir müssen aufpassen, bis wir endlich sicher aus dieser dreckigen Welt raus sind. Er zog den Korken aus dem Schlauch und nahm einen Schluck von dem warmen, nach Leder schmeckenden Wasser. Dann verschloß er den Schlauch wieder und gab ihn Walter zurück. »Wenn wir Rast machen, mochte ich mich mit dem Schwert etwas üben, wenn du eine Runde mitmachst.« Ohlmins Schwert war ein schönes Stück aus rostfreiem Stahl, mit einem Korbgriff und leicht gekrümmt. Aber es war kaum halb so lang, wie Karls Schwert gewesen war. Sein Einsatz erforderte eine ganz andere Art von Schwertkampf, mit viel mehr Aufmerksamkeit auf Abwehr in der Nähe. Dies Schwert war mehr eine Stoßwaffe als eine, mit der man zuschlug. Seine Schneide war so scharf, daß man sich damit hätte rasieren können. Sein Barak-Ich fühlte sich sehr wohl damit; aber nur um sicher zu gehen, wollte er soviel wie möglich üben.
    Ich bin sicher, Ohlmin würde wollen, daß ich gut damit kämpfe, dachte er sarkastisch. Es schien irgendwie nicht fair, daß dieser Bastard keine Schmerzen mehr haben konnte. Aber dann – das Leben ist nun einmal nicht fair. »Also, was ist, hast du Lust?«
    »Lust wozu?«
    »Schon gut.«
    Vom Kutschbock des anderen Wagens fluchte Andy-Andy leise auf ihre Pferde herunter. Sechs waren sicher mehr, als für den Wagen nötig gewesen wären; aber sie hatten die überzähligen Geschirre, und bei sechs Zugtieren mußten sie nicht zweimal täglich anhalten, um die Gespanne zu wechseln.
    Karl wandte sich an Walter. »Langsam kommt sie raus. Wenigstens etwas.«
    Walter nahm einen schmutzigen Lappen vom Sitz neben sich und wischte sich die Stirn. »Manche schaffen's.« Sein nächster – unausgesprochener – Satz war. Manche nicht. Doria war fast nur noch ein Automat. Sie antwortete nur auf direkte Fragen, und dann nur mit einer Silbe. Sie aß kaum genug, um eine Eidechse am Leben zu erhalten, und verließ den Wagen nur, wenn es unbedingt sein mußte. Karl hatte sie beiseite genommen und versucht, ihr zu erklären, daß alles in Ordnung sei, daß sie keine Angst mehr zu haben brauchte …
    Er versuchte das nur ein einziges Mal. Wenn man sie nur leise berührte, fing sie sofort an zu schreien. Es war ein gellendes, hohes Wehgeschrei, das nicht aufhörte, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach.
    Vielleicht würde Doria eines Tages bei der richtigen Pflege wieder gesund werden. Vielleicht hätten sie einen Umweg zum Tabernakel der Heilenden Hand machen sollen. Aber Ahira war dagegen gewesen. Es gab keine Möglichkeit, direkt dorthin zu gelangen. Sie hatten nicht genug Wasser, um auf die andere Seite der Wüste zu kommen. Und falls es noch eine zweite Sklavenjägergruppe gab …
    Ahira hatte recht. Am besten war es, geradewegs weiterzufahren und sobald wie möglich nach Hause zu kommen. Zu Hause war die psychiatrische Behandlung vielleicht nicht so schnell wirkungsvoll; aber Karl würde einen Therapeuten finden, der Doria behandeln konnte, selbst wenn er ein paar Arme dafür brechen müßte. Auch gut, wenn der Psychokerl ihren Bericht über die letzten paar Monate als eine Art Gruppenwahnvorstellungen abtun würde – Hauptsache, Doria würde die Hilfe bekommen, die sie brauchte. Hilfe bei allem.
    Walter schaute ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Du weißt es doch, oder?«
    »Was?«
    »Doria.«
    Karl nickte. »Ja.«
    Walter dachte nach und drehte die Zügel zwischen den Fingern. »Es muß der … wie-heißt-er-gleich-wieder – dieser Drache … «
    »Ellegon.«
    Der Dieb schüttelte sich. »Wenn man bedenkt, was sie alles mitgemacht hat – meinst du, daß sie wieder wird?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Aber wie kannst du so sicher … ?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Nicht sehr.« Diese ganze Unterhaltung war irgendwie merkwürdig. Walter fragte ihn? »Ich erinnere mich an eine Gelegenheit, als du sehr viel sicherer geklungen hast.«
    »Ich auch.« Walter griff nach hinten nach der Weinflasche, zog den Korken heraus und trank. »Ich auch.« Er bot Karl einen Schluck an,

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