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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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äußere Tor durchschritten und den mit Piken und Hornbogen ausgerüsteten Wachen ein herzliches Nicken schenkten. Sie betraten die Höhlen. »Darin liegt mein größter Charme.«
    »Allerdings.«
    Die Böden und Wände der Alten Höhlen waren vom jahrhundertelangen Gebrauch glattgewetzt. Der Große Saal wurde alle paar Jahrzehnte neu mit Steinplatten ausgelegt, denn das Hin und Her zahlloser Füße nutzte auch den härtesten Felsen ab.
    »Du hast dir wirklich Sorgen um ihn gemacht?« erkundigte sich Slowotski, nachdem sie in den Königstunnel eingebogen waren und ein paar Worte mit einem Wachposten gewechselt hatten, der respektvoll lauschte und dann davoneilte. König Maherrelen schätzte ihrer beider Dienste, aber Slowotskis besonders; es gab nur einen Agrar-experten auf Dieser Seite, und damit besaß Walter Slowotski einen beinahe ebensogroßen Wert für ein gelegentlich hungerndes Endell, wie Lou Riccetti für Heim.
    »Hab' ich«, sagte Ahira. »Ich mache mir Sorgen um ihn. Du hast seinen Brief gelesen.«
    Ahira mußte gegen den Impuls ankämpfen, zum Höhleneingang zu laufen und sich ein Pferd satteln zu lassen.
    Die Vorstellung, wie er in den Sattel kletterte und davongaloppierte, stellte seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe. Ahira gefielen die Assoziationen nicht, die bei Karls Vorschlag in ihm aufstiegen, daß er und Walter sich in Pandathaway nach Informationen umtun sollten.
    Sowohl Panik wie Pandathaway sollten für mich zur Geschichte zählen, dachte er.
    Der zweite Reflex, der entgegengesetzte Impuls, wollte ihn dazu treiben, in sein Zimmer zu gehen und einen kurzen, aber unmißverständlichen Antwortbrief abzufassen:
    Lieber Karl.
    Nicht bloß nein, sondern nein, zum Teufel.
    ... doch selbst wenn er sich wahrhaftig zu letzterem entschließen sollte, bestand kein Grund zur Eile. Karls Brief war fünf, vielleicht sechs Zehntage alt, und ebenso lange würde es dauern, bis Ahiras Antwort in Holtun-Bieme eintraf.
    Während man sich in Holtun-Bieme eines schnellen und verläßlichen Postdienstes erfreute - auch bekannt als der Drachenexpreß, nach seinem berühmten, wenn auch unpünktlichen Boten -, waren die einem Händler anvertrauten Botschaften lange unterwegs. Es wäre schön gewesen, hätte Ellegon etwas häufiger zwischen Biemestren und den Alten Höhlen hin- und herfliegen können, doch dazu hätte der Drache Umwege in Kauf nehmen müssen, um nicht über bewohntes Gebiet zu geraten. Aus diesem Grund und wegen seiner zahlreichen anderen Verpflichtungen konnten sie sich glücklich schätzen, Ellegon einmal im Jahr zu Gesicht zu bekommen.
    Zwerge verstehen etwas von Zeitplanung, dachte er.
    Dann mußte er kichern, weil er sich wieder dabei ertappt hatte, seiner menschlichen Hälfte die Schuld für diese Neigung zur Panik aufzubürden.
    »Vielleicht macht er sich tatsächlich auf, um das Schwert zu holen«, meinte Ahira und kaute einen Moment lang an seinem zernagten Daumennagel. »Mir sind dieselben Gerüchte zu Ohren gekommen wie ihm; in Pandathaway erzählt man sich, daß er sein Glück versuchen will.«
    Ahira schüttelte den Kopf. War Karl so beschränkt, vor aller Welt zu verkünden, daß er die Absicht hatte, das Schwert in seinen Besitz zu bringen? Das ergab keinen Sinn; oder schickte ein General dem Feind eine Nachricht: ›Meine Armee nimmt diesen Weg, legt doch bitteschön ein paar Tretminen aus.‹
    »Also?«
    »Also ...« Ahira schüttelte den Kopf. »Du warst beim letztenmal nicht dabei. Es ist unheimlich. Ich will nichts damit zu tun haben.«
    »Magisch.« Slowotski hob den Arm und klopfte mit einem Fingernagel gegen den in der Decke verankerten Glühstahl. »Ich bin schon mit magischen Dingen in Berührung gekommen. Wie wir alle.«
    »Aber du warst nicht dabei. Ich schon. Ich mag keine Schwerter, die ihrem Träger befehlen, sie zu behalten, und ich mag keine Schwerter, die von diesem verrückten Bastard Arta Myrdhyn geschmiedet wurden, um Zauberer zu töten, und ganz besonders mißfällt mir die Tatsache, daß die zunehmende Spaltung zwischen der Magiergilde und der Sklavenhändlergilde in Pandathaway es Karl ermöglicht, nach Melawei zu reiten.«
    »Melawei? Eieiei.«
    Der Zwerg zuckte die Schultern, während er seinen Wettermantel ablegte. Er schlug das große Faß in der Ecke an und zapfte sich und Slowotski einen Krug kühles Bier. Das bei den Zwergen gebraute Bier war nicht eben das Beste, aber es ließ sich trinken; nach ein paar Jahren gewöhnte man sich an den bitteren

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