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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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führte seinen Freund auf Pfaden, die Slowotski kaum zu ertasten vermochte.
    Selbst unter diesen Umständen entsprach die Tatsache, daß er von Ahira geführt wurde, in etwa der merkwürdigen Vorstellung, daß jemand anders besser in seine Kleider paßte oder imstande sein könnte, Kirah im Bett mehr zu bieten als er.
    Mit einiger Belustigung nahm Walter Slowotski zur Kenntnis, wie sehr ihm dieses Gefühl mißfiel. Bei einem Nachtmarsch pflegte ihm niemand gleichzukommen, noch weniger war er jemals übertroffen worden. Er schüttelte den Kopf. Oh, welche Narren diese Sterblichen doch sind, dachte er, mich eingeschlossen. Beinahe hätte er aufgelacht; Walter war immer sein bestes Publikum.
    Als die Bäume sich lichteten, fiel etwas mehr Helligkeit auf den Weg vor ihnen; hier und da mischte sich Grau in die undurchdringliche Finsternis.
    Indem er Ahira mit einer Berührung zu verstehen gab, er solle ihn vorbeilassen, übernahm Slowotski die Führung. Endlich war er in seinem Element. Sich durch das Unterholz zu bewegen ohne ein Geräusch zu verursachen, war unmöglich, doch mit den Wegen sah es anders aus. Die Sklavenjäger hatten bestimmt an jedem auch nur entfernt wahrscheinlichen Zugang zu ihrem Lager Posten aufgestellt, auch an einem stockfinsteren Pfad durch den Wald.
    Wo stand der Posten? Das war die Frage. Und gab es viele zusätzliche Absicherungen? Karls wohlberechneter Nervenkrieg mit den Sklavenjägern war bestimmt nicht ohne Folgen geblieben.
    Walter Slowotski pirschte weiter, lauschte und ließ die Blicke wandern.
    Ein weittragender, klarer Ton durchschnitt die Nacht. Einige Sekunden der Stille folgten, dann erklang er ein zweitesmal.
    Irgendwo vor ihnen wurden gedämpfte Stimmen hörbar.
    »Du hast das Horn gehört. Sie haben ihn erwischt. Wir kehren besser ins Lager zurück ...«
    »Wir bleiben hier auf Wache, bis Ahrmin uns ablösen läßt, oder er füttert uns mit unseren eigenen Fingern. Und das ist nicht nur eine Redewendung. Jetzt halt den Mund.«
    Karl gefangen? Vielleicht war das die Bedeutung des Hornsignals, und vielleicht bedeutete es etwas völlig anderes. Er spürte Ahiras Finger an seinem Handgelenk; Walter kniete sich hin, damit er das Flüstern des Zwerges verstehen konnte.
    Ahiras Atem streifte sein Ohr. »Ich bin dafür, daß wir weitermachen. Und du?«
    Slowotski gefiel diese neue Entwicklung nicht, daber es schien ihm geraten, ihren Teil des Plans zu Ende zu führen - und Gott helfe ihnen allen, wenn Bren und Aeia oder Karl, Tennetty und Ganness nicht mehr in der Lage sein sollten, die ihnen zugefallene Aufgabe zu erfüllen.
    »Ja«, hauchte Slowotski zur Antwort. Er zog zwei Garrotten aus der Tasche, von denen er eine Ahira überreichte, während er die andere griffbereit um sein eigenes Handgelenk schlang. »Wir machen weiter.«
    Vielleicht ist es nicht bloß eine Redewendung, daß er euch mit euren eigenen Fingern füttern wird, aber ›ich werde euch erdrosseln‹ ist auch durchaus ernst gemeint.
    Das Lager brodelte vor Geschäftigkeit, bis auf das von Ahrmin bewohnte Langhaus und die als Bordell genutzte Hütte. Dort war es ruhig, der Frauen hatte man sich anscheinend versichert, denn vor der Hütte stand nur ein einzelner Wächter, und der beobachtete wie alle anderen die Zugänge zum Lager und kümmerte sich nicht um die Gefangenen.
    Neben Jason, bei dem jetzt hellodernden Kochfeuer, schüttelte Hervian ratlos den Kopf. Die Flammen verströmten eine beträchtliche Hitze, und ihm rann der Schweiß übers Gesicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie wir das Gulasch austeilen sollen«, bemerkte er mit einem Blick in den großen Eisentopf. »Wir müßten die Schüsseln einsammeln, füllen und dafür sorgen, daß sie wieder an den rechtmäßigen Besitzer zurückgehen.«
    In Heim waren die Streitkräfte straffer organisiert, auch die Essensausgabe ging dort reibungslos vor sich. Bei jedem Stoßtrupp waren einige Krieger verantwortlich für die Zubereitung und Austeilung des Essens, und sie sorgten auch dafür, daß das Geschirr eingesammelt und gereinigt wurde. Hier, obwohl es ein zentrales Kochfeuer und eine bezahlte Köchin gab, mußte jeder sich mehr oder weniger selbst bedienen.
    »Dann müßt ihr euch eben mit Brot und Schinken begnügen«, sagte Doria, auf deren Gesicht keine Spur von Schweiß zu entdecken war. Sie deutete auf den klobigen Steinofen. »Das Brot ist fertig; ihr könnt es verteilen.« Sie schaute von einem zum andern. »Taren, du kannst mir helfen, den Schinken

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