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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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zu schneiden«, ordnete sie an, ergriff eine Laterne und schlug den Weg zu der kleinen Hütte ein, die dem Lager als Speisekammer diente.
    »Du auch, Vikat«, befahl Hervian, der dem dürren Pelius die heißen flachen Brotlaibe auf die ausgestreckten Arme schichtete. »Hilf den beiden.«
    Vikat ging ihnen voran.
    Von einer Dachstrebe aus Bambus hingen ein Dutzend Schinken herab, sowie lange braune Schnüre aus geflochtenem Dörrfleisch.
    Einer der Schinken war schon bis zum Knochen aufgebraucht. Doria nahm ein Fleischmesser und schien einen Moment zu überlegen, bis sie zum nächsten ging und an dem grünen Schimmel kratzte, der ihn umhüllte.
    »Beeil dich, Alte«, mahnte Vikat. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit. Es kann jeden Augenblick zum Kampf kommen.«
    Doria hob einen Finger an die Lippen, während sie einen Blick zur Türöffnung warf und anschließend Jason zunickte. »Dann geh mir etwas zur Hand. Jetzt.«
    Jetzt? dachte er.
    Sie nickte. »Jetzt und sofort.«
    Aber ... er legte das Gewehr hin und trat hinter Vikat.
    Walter Slowotski hatte ihm den Griff einmal gezeigt, und Valeran beteuerte seine Unfehlbarkeit; Jason legte dem Sklavenhändler den linken Arm um den Hals und drückte mit dem rechten gegen sein Genick, bevor Vikat einen Laut ausstoßen konnte.
    Er lockerte den Griff erst geraume Zeit, nachdem er sein Opfer hatte zu Boden gleiten lassen, obwohl Vikat beinahe sofort erschlaffte.
    Jason nahm einen Rohhautriemen, um Vikat die Daumen hinter dem Rücken zusammenzubinden, während Doria ihn knebelte.
    »Er könnte daran ersticken«, flüsterte Jason.
    »Tatsächlich?« Doria betrachtete ihn aus einem flachen, ausdruckslosen Gesicht. »Wenn Ahrmin seine Unterkunft verläßt, kommt er an dieser Tür vorbei. Hoffen wir, daß es bald geschieht, bevor der Junge hier vermißt wird.«
    »Aber ...« Aber was? Vikat hatte, wie auch Hervian, Jason gut behandelt. Zählte das? Durfte es zählen?
    Er schaute auf den Mann hinab, mit dem er ganze Tage Patrouille gegangen war, mit dem er gegessen, sogar gelacht hatte. Vikat war so etwas wie ein Freund. Jason konnte ihn nicht einfach abschlachten wie ein Schwein.
    »Du kannst dich weigern, Sklavenjäger zu töten, nachdem du von einem vergewaltigt worden bist, Unschuldsengel«, sagte Doria mit gedämpfter und doch scharfer
    Stimme. »Nein. Nachdem ein Dutzend von ihnen sich bei dir abgewechselt haben.«
    Er drehte sich um.
    Die Truggestalt einer übergewichtigen alten Frau war verschwunden. Doria stand in ihren weißen Gewändern vor ihm. Es lag etwas Majestätisches in ihrer Haltung, als sie sich aufrichtete; so trug sich eine Frau, die stolz einer Belastung standhielt, die das Maß dessen überstieg, was ertragen zu können sie geglaubt hatte.
    »Doria ...«
    »Komm her.« Sie kniete neben einem Lumpenhaufen in einer Ecke der Hütte nieder und förderte Jasons Gewehr, Pistole und den Lederbeutel mit dem Pulverhorn und übrigen Kleinkram zutage. »Schnell jetzt, du mußt leben. Du hast nur einen Schuß, und mit dem Gewehr der Sklavenjäger bist du nicht so vertraut.«
    Jenseits des Kochfeuers, von der Vorratshütte aus gesehen, stand Felius, der größere der beiden Leibwächter Ahrmins, vor dem großen Blockhaus. Er hielt das Gewehr in beiden Händen, und im Feuerschein zuckten Flammen über sein Gesicht.
    Als er die abgemessene Pulvermenge in den Lauf kippte und mit dem Ladestock feststampfte, wurde Jason auf einmal klar, daß erst wenige Minuten seit dem Alarmsignal vergangen waren. Ahrmin sammelte wahrscheinlich immer noch seine Gedanken und versuchte zu entscheiden, was für eine Art Patrouille er aussenden sollte, um die kostbare Beute ins Lager zu holen.
    Oder vielleicht grübelte er noch darüber nach, ob es sich um eine Falle Karl Cullinanes handelte.
    Es war sehr gut möglich, daß er die Jäger gefangen hatte, überlegte Jason, wickelte die Kugel in einen hastig zurechtgeschnittenen Lappen und rammte sie in den Lauf. Ohne eigens daran denken zu müssen, schob er den Ladestock in die dafür vorgesehene Führung unter dem Lauf zurück. Und es war ihm zuzutrauen, daß er einen der Gefangenen zwang, das Signal zu geben und so noch einige Sklavenjäger in die Falle zu locken, bevor er sich davonmachte, um später erneut anzugreifen.
    Bitte, Vater; gib, daß es so ist.
    Wenn nicht, ruhte die ganze Last auf Jasons Schultern, die sich schon einmal als zu schwach erwiesen hatten.
    Jason schüttelte Pulver auf die Pfanne und ließ sie einrasten, bevor er sich

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