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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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den Pistolen zuwandte. Er arbeitete nach Gefühl, den Blick hielt er auf Ahrmins Blockhaus gerichtet.
    Ahrmins zweiter Leibwächter trat aus der Tür, ein Hörn in der Hand. Er sandte ein abgehacktes Signal in die Nacht hinaus, das umgehend von drei klaren, reinen Tönen beantwortet wurde.
    Der Mann schüttelte die Faust über dem Kopf und rief triumphierend: »Wir haben ihn! Wir haben ihn!«
    Ahrmin erschien unter der Tür und schritt in den Feuerschein hinaus.
    Bei ihrem ersten Zusammentreffen war Jason überrascht gewesen, wie unauffällig Ahrmin aussah: ein verstümmelter kleiner Mann, der sich in seinen weiten Gewändern duckte.
    Jetzt schien er an Masse und Kraft zu gewinnen, als er sich straff aufrichtete und den Blick über die Reihen der wartenden Männer wandern ließ.
    Angestrahlt von dem heftig flackernden Lagerfeuer, wirkte sein Gesicht dämonisch. Das einzige ihm gebliebene Auge glühte in triumphierendem Haß.
    »Brüder, Freunde und Gefährten«, rief Ahrmin, und seine Stimme schallte kraftvoller durch die Nacht, als man es von diesem schmächtigen Mann erwartet hätte. »Wir haben triumphiert. Das ist Chuzets Horn, und der Klang ist zu rein, zu ruhig, das Signal erfolgte zu schnell, als daß ich glauben könnte, wir hätten es mit einer Falle unseres verschlagenen Feindes zu tun. Wir werden ...«
    »Jetzt!« zischte Doria. »Erschieß ihn!«
    Erst eine Pistole war geladen, Jason legte sie gespannt auf den Boden, dann nahm er das Gewehr, wobei er Kurz mit der Hand über den glatten Kolben streichelte. Er legte den Daumen auf den Messinghammer und zog ihn zurück, bis er einrastete.
    Jason hob das Gewehr in Schulterhöhe und visierte sein Ziel sorgfältig an. Ahrmin.
    Der verstümmelte Sklavenhändler schien von einer Aura der Macht umhüllt, während Jason aus der Tür der Hütte auf ihn zielte und eine zunehmende Dunkelheit sein Blickfeld einengte, bis er nichts mehr vor sich sah, als nur Ahrmin.
    Auf seinen Leibwächter gestützt, wandte Ahrmin Jason die Ruine seiner rechten Gesichtshälfte zu.
    »Jetzt, schieß doch«, bedrängte ihn Doria.
    Alle Geräusche verstummten, alles um ihn versank, bis auf dieses Gesicht. Es kam nur ein Kopfschuß in Frage. Jason mußte Ahrmin mit einem einzigen Schuß töten, bevor ihm irgend jemand von dem rettenden Heiltrank einflößen konnte.
    Ahrmin war tot. Das Urteil war unterzeichnet und gesiegelt. Jason hatte nichts weiter zu tun, als abzudrücken.
    Doch sein Zeigefinger wollte sich nicht bewegen. Genauso war es ihm in den Wäldern vor Wehnest ergangen: Die Zeit hielt inne, und ein Augenblick erstarrte zur Ewigkeit.
    Doch diesmal blieb die Zeit nur für Jason stehen, das übrige Universum schien sich um so schneller zu bewegen und ihn seiner Chance zu berauben.
    Während er geduckt, das Gewehr im Anschlag, in der Hütte stand, beendete Ahrmin seine Ansprache und tat die ersten Schritte.
    Ich kann es nicht tun.
    Sein Finger wollte sich nicht bewegen. Das Leben seines Vaters hing davon ab, daß er diese Gelegenheit nutzte, Ahrmin zu töten, aber Jason fühlte sich vollständig seines Willens beraubt.
    Er schluckte, trocken und schmerzhaft.
    Etwas raschelte an der Tür, und Hervian trat ein. »Was ist ...« Er unterbrach sich, weil er den gefesselten Vikat am Boden liegen sah.
    Hervian griff nach seinem Schwert und brüllte: »Verräter! Attentäter in der Speisekammer!«
    Nein. Diesmal nicht. Ich werde nicht versagen.
    »Diesmal nicht.«
    Jason Cullinane biß die Zähne zusammen und unterwarf die Zeit seinem Willen. Als stünden ihm Sekunden, Minuten, Stunden für seinen Schuß zur Verfügung, verstärkte Jason behutsam, langsam, sachte den Druck auf den Abzug, wobei er Ahrmin unverwandt im Visier behielt.
    Der Hammer fiel, Funken sprühten.
    Er spürte den Knall mehr, als daß er ihn hörte, und roch beißenden Qualm.
    Ahrmins Kopf zerplatzte. Hirnmasse spritzte über die Brust seines Leibwächters, ein breiiges Gemisch aus Weiß und Rot.
    Mit dem sicheren Gefühl, daß die zähfließende Zeit ihn nun doch eingeholt hatte, ließ Jason Cullinane das Gewehr fallen und rollte über den Boden, um Hervians Ansprung auszuweichen, obwohl er ahnte, daß es vergebens sein würde.
    Bei dem zweiten Hornsignal standen Walter Slowotski und Ahira über die toten Wächter gebeugt und überlegten, was jetzt zu tun war. Walter konnte das Lager nicht sehen, und der Versuch, sich näher heranzupirschen, gehörte nicht nur nicht zum Plan, sondern bedeutete beinahe sicheren

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