Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
haben. Und ich werde«, fügte sie mit einem koboldhaften Lächeln hinzu, »ganz bestimmt daran denken, unter Wasser nicht zu atmen.«
»Richtig. Walter und Ganness, ihr bringt her, was Bren und Aeia nicht brauchen.«
»Gefällt mir.« Tennetty lächelte. »Ein richtig schöner altmodischer Hinterhalt nach Karl-Cullinane-Art?«
Auch Slowotski lächelte. »Ganz wie bei Muttern.«
Karl nickte. Wie in den alten Tagen, als die Stoßtrupps aus Heim die Karawanen der Sklavenjäger überfielen. Verdammt, es schien eine Ewigkeit her zu sein, und es tat gut, sie wieder einmal aufleben zu lassen. »Genau. Wir beginnen den Angriff auf der Waldseite des Lagers, treiben sie den Pfad entlang zum Wasser und decken sie bei jedem Schritt mit Wunderkerzen ein - und dann nichts wie weg.« Er wandte sich an den Zwerg. »Du und Walter, ihr übernehmt die Waldseite ...«
»Wir setzen den Spaß in Gang?« erkundigte sich Slowotski.
»Exakt. Dann benutzt ihr die restlichen Sprengkörper, um so viele von den Bastarden zu erledigen wie nur möglich - aber verliert nicht zuviel Zeit auf dem Rückzug, denn eure Bombe ist das Signal für Aeia und Bren, die Ladungen am Schiff zu zünden, und damit dürfte das Spiel richtig losgehen.«
Letzteres bedeutete, daß auch die Sklavenjäger der vorgeschobenen Posten aufgescheucht wurden, aber das ließ sich nicht ändern. Mit etwas Glück erreichten sie Ganness' Schiff und legten einen gehörigen Streifen Wasser zwischen sich und das Ufer, bevor es den Sklavenjägern gelang, sie einzuholen.
Der Zwerg nickte. »Hört sich gut an.«
»Tennetty?«
»Ich weiß.« Mit einem Nicken hob sie ihr Gewehr. »Ahrmin. Wenn ich ihn ins Visier bekomme. Dann kehre ich zum Schiff zurück. Ich komme im Dunkeln nicht so schnell voran wie Slowotski, also mache ich mich besser auf den Weg.«
»Nein.« Karl wollte Ahrmin tot sehen, aber Tennetty verfügte weder über Ahiras Nachtsicht, noch über Slowotskis Anschleichfähigkeiten - und außerdem brauchte er sie hier. »Jemand muß mir den Rücken freihalten. Ganness allein schafft das nicht.«
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch beschränkte sie sich auf ein grimmiges Lächeln. »Ja, Karl.«
Es war erstaunlich: er fühlte sich wieder jung; eine Last, deren Vorhandensein er gar nicht bemerkt hatte, glitt ihm von den Schultern. »Frisch ans Werk, Leute. Walter, der Zugang zur Höhle ...«
»... befindet sich noch an derselben Stelle wie beim letztenmal, als du mir von der Höhle erzählt hast.« Während er sprach, schlüpfte Walter Slowotski aus den Stiefeln, legte die Kleider ab und war binnen Sekunden splitternackt. »Aeia, Bren, Ganness - auf. Wir sollten den Zirkus ins Rollen bringen, bevor das Verschwinden unserer beiden Freunde auffällt.«
Walters Trupp watete ins Wasser hinaus und schwamm lautlos zur Insel hinüber.
Karl drehte sich zu Ahira herum. »Es sieht aus, als müßten wir drei eine Zeitlang auf uns selbst aufpassen. Ten, du behältst den Pfad im Auge. Ahira, willst du im Osten oder Westen Wache halten?«
Ahira zuckte die Schultern. »Der Geber kann wählen.« Er faßte Karls Hand mit hartem Griff. »Wie in alten Zeiten.«
Es kam ihnen allen vor wie eine Ewigkeit, dabei konnte kaum mehr als eine halbe Stunde verstrichen sein, bis Bren und Slowotski ans Ufer schwammen und die aufgeblähten Säcke vor sich herschoben.
Während Ahira und Tennetty nach möglichen Patrouillen Ausschau hielten, watete Karl knietief ins Wasser hinaus und half Ganness und Slowotski, die Sprengstoffpacken zum Waldrand zu tragen. Anschließend setzten Walter, Ahira und er ein Dutzend Stahlzylinder, Zündkapseln und -ladungen zu einem Dutzend Bomben zusammen.
Der hochgewachsene Mann und der Zwerg verschwanden in der Nacht.
Tennetty seufzte.
»Dir entgeht schon nichts«, meinte Karl. »Und halt die Augen offen.« Er wandte sich an den Kapitän. »Was das Zusammensetzen der Bomben betrifft, müssen wir beide Hand anlegen, Kapitän Ganness«, erklärte er.
»Kapitän Crenn...« Ganness zuckte mit beinahe gallischem Pathos die Schultern. »Ah ... jetzt kommt's nicht mehr drauf an, vermute ich.«
Karl schaute den Pfad entlang. Er brauchte sich nur vor Augen zu halten, wie das Gelände bei Tage aussah, aber in ungefähr dreißig Metern Entfernung gab es eine besonders dichte Stelle im Unterholz, die sich gut für einen Hinterhalt eignete, um den Sklavenjägern einige Knüppel zwischen die Beine zu werfen, wenn sie den Pfad entlanggestürmt kamen.
Aber alles
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