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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Zeitlang andauerte.
    »Na, vielleicht hast du ein bißchen Spaß verdient - ich werde gehen und mich abtrocknen, aber zuerst ...« Ihre Stimme wurde leiser, ihre Augen wirkten trübe, während zischende Worte über ihre Lippen drangen, Worte, die man nur mit dem Bewußtsein hören konnte.
    Sie nahm das Heißwasserrohr zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, ohne es jedoch zu berühren. Bläuliche Flammenzungen zuckten zwischen ihren Fingerspitzen und erhitzten das Kupferrohr augenblicklich zu einem matten Rot, das sich rasch bis zu der steinernen Zimmerdecke ausbreitete.
    Mit dem Ende des Zaubers öffneten sich ihre Augen, und sie griff nach einem Waschlappen, um ihre Finger zu schützen, als sie den Heißwasserhahn halb zudrehte und die Kaltwasserleitung öffnete, damit das jetzt kochendheiße Wasser sie nicht beide verbrühte.
    »Danke«, sagte er und zog sie für einen schnellen Kuß an sich.
    Sie legte die Arme um seine Hüften und den Kopf an seine Brust. Ihr herabhängendes langes Haar kitzelte ihn am Bauch. »Zu dumm, daß du heute nachmittag so viel zu tun hast, Held, oder wir könnten es uns richtig gemütlich machen. Richtig gemütlich.«
    »Ich habe viel zu tun?« Er hob die Augenbrauen, während er die Hände zu Schalen um ihre Hinterbacken formte. »Das wußte ich nicht.«
    »Das ist doch immer so, mit schöner Regelmäßigkeit«, entgegnete sie und stieß ihn sanft zurück. Barfuß tappte sie davon und rubbelte im Gehen mit dem Handtuch die Haare trocken, wobei sie vielleicht etwas mehr mit den Hüften wackelte, als nötig gewesen wäre.
    Karl schaute ihr nach, genoß den Anblick und empfand ein vages Schuldgefühl.
    Schnell spülte er sich die Seife von der Haut und konzentrierte sich auf einen Gedankenruf: Ellegon?
    *Was ist?* ertönte von weit her die Antwort; er vermochte Ellegons Gedankenstimme kaum zu verstehen.
    Dann fiel ihm ein, daß der Drache sich in der Nähe der Abdeckerei aufhielt, und ihn schauderte. Auch wenn es sich nicht vermeiden ließ, hatte Karl für Abdecker nichts übrig, und der Gedanke, daß Ellegon sich an den Abfällen gütlich tat, lag ihm schwer auf der Seele.
    *Wenn du dich entschließt, Vegetarier zu werden, folge ich vielleicht deinem löblichen Beispiel. Gilt die Wette?*
    Karl schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. Irgend etwas Wichtiges heute nachmittag?
    *Mmm ... nun, da wäre eine Gerichtsverhandlung - dieser Wilderer aus Arondael. Du wolltest dabeisein und zusehen, wie der Junge damit fertig wird.*
    Braucht Thomen mich wirklich? Oder denkst du, er schafft es auch solo?
    *Er wird schon zurechtkommen - ich habe es dir gesagt, der Wilderer ist schuldig. Das gibt doch einen schönen Rückhalt, oder?*
    Nun ...
    *Du wirst dich morgen zur Urteilsverkündung einfinden müssen. Vorausgesetzt, Thomen macht heute keinen Blödsinn und spricht ihn frei.*
    Also gut, dann streich mich für heute nachmittag aus dem Dienstplan.
    *Oh, du Wüstling ...*
    Genug.
    *Dann wünsche ich viel Vergnügen.* Plötzlich war der Drache aus seinem Bewußtsein verschwunden.
    Während er nach einem Handtuch griff und sich abzutrocknen begann, rief er: »He, Andy?«
    »Ja?«
    »Bist du schon angezogen?«
    »Nein ...«
    »Hast du es eilig, dich anzuziehen?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete sie, vielleicht ein wenig zu kokett. »Warum?«
    »Ich habe den Nachmittag frei.«
    »Nachmittag?«
    »Du hast selbst gesagt, ich hätte ein bißchen Spaß verdient, oder nicht?«
    »Das habe ich«, gab sie zu. »Großmaul. Nachmittag, also wirklich.«
    Er konnte sie grinsen hören.

Kapitel vier
Heim
    Wenn wir für die Nachwelt planen, sollten wir bedenken, daß Tugend nicht erblich ist.
    Thomas Paine
    Walter bemerkte mehrmals an diesem Vormittag das ferne Blitzen eines Fernrohrs, was ihn nicht überraschte: Während der vergangenen Tage waren ihm des öfteren Reiter aufgefallen, die sie in gehörigem Abstand ein Stück begleiteten. Je mehr sie sich Heim näherten, desto gründlicher wurde die Überwachung.
    Er nickte in schweigender Billigung und ritt weiter, wobei er mit einiger Genugtuung zur Kenntnis nahm, daß von den anderen keiner aufmerksam geworden war. Die Wächter von Heim gaben sich Mühe, unentdeckt zu bleiben.
    Trotzdem, als Walter und Ahira mit ihrer Zwergeneskorte den Hügelkamm über dem Tal, das die Elfen Varnath nannten, erreicht hatten, fühlte er sich unangenehm beobachtet, abgeschätzt und durchsucht.
    Ein schlichtes ›Gebt euch zu erkennen‹ hätte gereicht, Jungs.
    Nicht

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