Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Myrdhyn ausgesöhnt und wolle sich das magische Artefakt zurückholen, das seit Jahrhunderten in einem Versteck für ihn bereitlag, für ihn allein.
Er lächelte.
Gut. Allerdings stimmte es nicht ganz; das Schwert war für Jason bestimmt, nicht für Karl.
Nicht meinen Sohn, Deighton. Du läßt meinen Sohn in Ruhe.
Dennoch, die Gerüchte machten die Runde. Und damit eröffnete sich ein Reigen der verschiedensten Möglichkeiten.
Vielleicht konnte man den kleinen Bastard Ahrmin dazu bringen, sich irgendwo in Melawei auf die Lauer zu legen, und wenn man ihn lange genug im eigenen Saft schmoren ließ, wenn man sehr behutsam zu Werke ging, mochte es Karl unter Umständen gelingen, den Fallensteller in der eigenen Falle zu fangen und damit der Gefahr einen Riegel vorzuschieben, daß Jason in etwas hineingeriet, das Arta Myrdhyn für ihn plante.
Möglich war es, daß er sich eines Tages auf den Weg nach Melawei machte, aber nicht wegen des Schwertes. Sollte Ahrmin dort ruhig eine Falle aufbauen, mit dem Schwert als Köder vermutlich. Karl war darauf vorbereitet, den Käse zu ignorieren und die Falle zu entschärfen.
Eines Tages ... doch in der Zwischenzeit gab es Wichtigeres zu tun.
Er hob die Hand und zupfte an dem Amulett, das an einer Lederschnur um seinen Hals hing. Es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das Amulett beschützte ihn in der Weise, daß es anzeigte, ob jemand versuchte, auf magischem Wege seine Gedanken zu lesen - nur wenige Leute wußten, daß Jason derjenige war, auf den das Schwert wartete, und die würden es nicht weitererzählen.
Natürlich wußte auch Ellegon Bescheid, doch der Drache war verschwiegen.
Nicht mein Sohn, Deighton. Du läßt meinen Sohn in Ruhe.
Karl hatte oft daran gedacht, einen vertrauenswürdigen Spitzel nach Pandathaway zu schicken. Leider waren die Leute, denen er vertraute, für Holtun-Bieme zu wertvoll, ein bezahlter Agent mochte der Versuchung erliegen, von beiden Seiten zu kassieren, und Karl legte absolut keinen Wert darauf, Pandathaway eine Bestätigung der umlaufenden Gerüchte frei Haus zu liefern.
Vielleicht war es angezeigt, nach ein paar weniger wertvollen, weniger vertrauenswürdigen Spionen Umschau zu halten. Leuten, deren Verlust er verschmerzen konnte.
Das kam jedoch nicht in Frage, beschloß er. Ohne Not degradierte Karl Cullinane seine Mitmenschen nicht zu Schachfiguren; er hatte sich oft genug dazu gezwungen gesehen.
Was Pandathaway betraf, so ließ sich vielleicht Slowotski von Karls Andeutungen zu einem Versuch verleiten. Wahrscheinlich kostete es Walter nicht mehr als einen halben Tag und eine Handvoll Münzen um herauszufinden, wie es um Ahrmin stand und wie scharf die Sklavenhändlergilde darauf war, Karl in die Finger zu kriegen - handelte es sich bei der augenblicklichen Waffenruhe um nachlassendes Interesse, oder brütete man über neuen Plänen?
Doch der Versuch, Ahrmin aus Pandathaway herauszulocken, war eine Aufgabe für später; Karl verfügte zur Zeit nicht über die Muße, sich ihm an die Fersen zu heften, selbst wenn sich eine Gelegenheit bot.
Am besten ließ man die Dinge vorläufig ruhen. Sollten ruhig noch ein paar Jahre vergehen, bevor Karl gegen Ahrmin zu Felde zog. Für Jason war es wichtig, seine Ausbildung zu vervollständigen; für die Zukunft von Holtun-Bieme war es wichtig, die Bitterkeit zwischen den ehemaligen Gegnern zu lindern und dafür zu sorgen, daß sie nicht zu einem neuen Krieg aufflammte, der die Nyphier dazu verführte, sich ein Stück von Bieme in die Tasche zu stecken.
Genug der Sorgen für jetzt. Ich habe ein bißchen Ruhe verdient, wenigstens einen Tag lang.
Es hatte eine Zeit gegeben, da er auf Karls Freiem Tag bestehen konnte und ihn auch bekam.
Das war in einem anderen Land, dachte er, aber wenigstens ist das Mädchen, das diese Sitte einführte, nicht tot. Im Gegenteil, äußerst lebendig sogar.
Trotzdem, soeben habe ich den Funken der Rebellion in Arondael ausgepinkelt und verhindert, daß er sich zu einem Flächenbrand ausbreitete, also belohne ich mich für diese Leistung mit einem freien Tag. Punkt.
Mit bloßen Füßen, so daß er das Gefühl des dicken Teppichs genießen konnte, marschierte er in das Schlafzimmer, das er mit seiner Frau teilte - sehr zur Entrüstung der Hausangestellten, nach deren Auffassung sich dergleichen für ein Herrscherpaar nicht schickte.
Es war niemand da.
»Andy?« Keine Spur von ihr, bis auf einen Kleiderhaufen in der Mitte des Fußbodens ...
Ein Frösteln
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