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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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abgesprochen.»
    «Roger», kam die Stimme von der Kontrollstation fünfzehn Meter über ihnen. Stone trat vor die schwere runde Tür, während Christina filmte. «Ich öffne jetzt die Schleuse», sagte Stone. Vorsichtig löste er vier große Bolzen an den Rändern des runden Paneels, dann packte er den schweren Griff in der Mitte und zog. Langsam und lautlos öffnete sich die Luke.
    Dahinter erblickte Logan die Wand aus behauenem Granit, die den Eingang von Narmers Grab versiegelte. Die Felsbrocken und der Schlick, die fünf Jahrtausende lang als Schutz vor den Elementen gedient hatten, waren vollständig weggeräumt worden, und nichts war übrig geblieben außer den Granitsteinen und der umgebenden vulkanischen Matrix, die den Eingang der Lavaröhre bildete. Die gesäuberte Granitmauer strahlte förmlich im reflektierten Licht, das aus dem Umbilicus darauffiel. Abgesehen von den beiden Siegeln waren keine Markierungen im Gestein erkennbar. Was im Videosignal der Taucher noch unendlich weit weg und wie nicht von dieser Welt ausgesehen hatte, erhob sich nun direkt vor ihnen, nur ein paar Meter entfernt.
    Logan spürte, wie sein Herz beinahe schmerzhaft schneller schlug. Die Luftschleuse war durch dicke Gummiwülste mit dem vulkanischen Felsgestein verbunden, an Ort und Stelle gehalten von Metallträgern der gleichen Art, die auch die Plattform des Umbilicus im Bett des Sudd verankerte.
    Stone und March traten vor, jeder ausgestattet mit einem Vergrößerungsglas und einer starken Taschenlampe. Die anderen beobachteten, wie sie die Granitfläche Zentimeter für Zentimeter absuchten und mit behandschuhten Händen abtasteten. Der Vorgang dauerte nahezu fünfzehn Minuten. Endlich fertig, kamen sie wieder nach draußen auf die Plattform.
    «Tina?», sagte Stone über das Funkgerät. «Würden Sie jetzt bitte die Siegel untersuchen?»
    Christina Romero nahm Vergrößerungsglas sowie Taschenlampe von March entgegen und trat vor. Sie untersuchte zuerst das obere Siegel, die Nekropolenplombe, bevor sie sich auf die Knie niederließ und das königliche Siegel am Fuß der Wand in Augenschein nahm. Jedes der beiden Siegel wurde von zwei bronzenen Nägeln gehalten, einer an jedem Ende, mit dünnen Bronzedrähten dazwischen, deren Schlaufen Logan an eine Henkersschlinge erinnerten. Auf der rechten Seite jedes dieser Siegel war eine faustgroße Plombe aus rötlichem Ton, die sowohl den Draht als auch den Nagel umhüllte. In diese Plombe waren die eigentlichen Hieroglyphen eingezeichnet worden.
    «Nun?», fragte Stone.
    «Sie sind vollkommen intakt», stellte Christina fest. Logan bemerkte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme. «Aber dieses Serech hier … es ist ungewöhnlich. Die Form ist mir völlig unbekannt.»
    «Aber es handelt sich definitiv um Narmers Siegel?»
    «Die Hieroglyphen zeigen einen Wels und einen Meißel – der Rebus für den Namen Narmer.»
    «Sehr gut. Machen Sie sich bitte bereit.»
    Christina Romero erhob sich wieder. Während sie die Videokamera hielt, traten Stone und March an ihre Seite. Stone hatte einen kleinen Container bei sich, der mit Baumwolle ausgepolstert war. March hielt ein Skalpell und eine Pinzette. Während die anderen in nervösem Schweigen warteten, setzte March das Skalpell sehr behutsam an der Nekropolenplombe an, um sodann die Klinge mit einer langsamen, methodischen Bewegung nach unten zu ziehen und das Siegel in zwei Teile zu zerschneiden. Dann benutzte er Skalpell und Pinzette mit der gleichen Vorsicht, um das Siegel vom Granit abzuziehen und die Stücke in den bereitgehaltenen kleinen Container zu legen.
    Logan merkte, dass er die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Bedächtig atmete er aus und holte tief Luft. Trotz der immensen Anspannung des Augenblicks war er beeindruckt, wie vorsichtig Stone und sein Team zu Werke gingen und nicht nur darauf achteten, alles zu filmen, sondern auch die Elemente des Grabes zu sichern und behutsam aufzubewahren. Stone war kein abenteuersüchtiger Schatzjäger, ganz und gar nicht – er war ein gewissenhafter Archäologe, der die Vergangenheit bewahren und nicht zerstören wollte.
    Jetzt wandten sich die drei dem größeren der beiden Siegel zu, dem königlichen am Fuß der Wand. March setzte das Skalpell an. Dann zögerte er. Eine Minute verging, dann noch eine. Die Spannung in der Schleuse wurde geradezu unerträglich. Das war der entscheidende Moment. Sobald das königliche Siegel geöffnet war, war das Grab entweiht. Logan schluckte. ‹Ein

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