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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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herauszustemmen, während der zweite den Staubsauber benutzte, um Staub und Dreck aufzusaugen. Logan vermutete, dass dies eine Vorsichtsmaßnahme war für den Fall, dass der Mörtel mit Gift versetzt war.
    Nachdem der erste Block herausgelöst war, ging die Arbeit rasch voran. Keine zwanzig Minuten später lagen mehrere Granitblöcke an der Seite aufgestapelt, und in der Mauer klaffte ein Loch, das groß genug war, um eine Person hindurchzulassen.
    Logan starrte auf das Loch und die undurchdringliche Dunkelheit dahinter. Wie durch eine stillschweigende Vereinbarung hatte noch keiner seine Taschenlampe auf den Durchbruch gerichtet. Alle warteten stattdessen angespannt, bis es weiterging.
    Stone blickte sich in der versammelten Gesellschaft um. Er hatte seine Stimme wiedergefunden und zumindest einen Teil seiner früheren Selbstbeherrschung. Sein Blick fand Christina Romero, dann deutete Stone mit der Hand auf die dunkle Öffnung in der Wand.
    «Tina?», sagte er über Funk. «Ladies first.»

[zur Inhaltsübersicht]
    34
    Christina Romero nickte. Sie packte ihre Taschenlampe, machte einen Schritt vor und leuchtete in die Finsternis des Mauerdurchbruchs.
    Fast im gleichen Moment stolperte sie rückwärts. «Heilige Scheiße !», ächzte sie. Die übrige Gruppe stieß ein kollektives Japsen aus.
    Hinter der Mauer, nur wenige Zentimeter von der Öffnung entfernt, stand eine furchteinflößende Statue aus Kalkstein, eine über zwei Meter hohe Kreatur mit dem Kopf einer Schlange, dem Körper eines Löwen und den Armen eines Menschen. Sie hockte sprungbereit und mit angespannten Muskeln da, als wollte sie sich im nächsten Moment durch die Öffnung auf die Menschen dahinter stürzen. Sie war in erstaunlich lebensechten Farben bemalt, die selbst in der Dunkelheit und nach fünftausend Jahren noch immer kräftig leuchteten. Die Augen waren eingelegte Karneolen, die im Licht der zahlreichen Taschenlampen bedrohlich gelb glänzten.
    «Wow!», sagte Christina, als sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. «Was für ein Wächter.»
    Sie trat erneut vor und ließ das Licht ihrer Lampe über die furchteinflößende Gestalt gleiten. Am Fuß der Statue lag ein menschliches Skelett. Die ramponierten Überreste der einst prachtvollen Kleidung hingen noch an den Knochen.
    «Ein Nekropolenwächter», murmelte Christina Romero über Funk.
    Sehr vorsichtig schob sie sich an der Statue vorbei und tiefer in die Kammer hinein. Jeder Schritt wirbelte winzige Staubwölkchen auf.
    Nach einer kurzen Pause folgte Stone, dann March, dann Rush mit seinen Analyse-Instrumenten. Die Arbeiter blieben auf der Plattform. Logan war der Letzte, der das Grab betrat. Er passierte das Siegel, schob sich um die Wächterstatue und das Skelett zu ihren Füßen und betrat die eigentliche Grabkammer.
    Sie war nicht besonders groß, vielleicht fünf Meter tief und drei breit, am hinteren Ende ein wenig schmaler. Im aufgewirbelten Staub tanzten die Lichtkegel der Taschenlampen. Die Wände waren von oben bis unten mit türkisfarbenen Fliesen ausgekleidet, wohl eine Art Fayence, dachte Logan. Primitive Hieroglyphen und Malereien schmückten sämtliche Oberflächen. Die Luft war bemerkenswert kühl und trocken.
    Die Grabkammer war angefüllt mit sauber aufgereihten Gaben: kunstvoll geschnitzten und bemalten Stühlen, einem massiven Himmelbett aus vergoldetem Holz, zahlreichen Uschebti, wunderschönen Töpferarbeiten, einer offenen, vergoldeten Kiste voller Amulette, Perlen und Edelsteine. Christina Romero bewegte sich langsam durch den Raum und filmte alles mit ihrer Videokamera. March folgte ihr ebenso langsam, während er einzelne Objekte behutsam mit handschuhgeschütztem Finger untersuchte. Rush überwachte seinen tragbaren Analysator. Stone blieb etwas zurück, wie um alles in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Wenn überhaupt Unterhaltungen stattfanden, dann in leisem, beinahe ehrfürchtigem Ton. Es war, als hätten sie es erst jetzt begriffen: Wir sind in König Narmers Grab.
    Logan stand neben Stone und verfolgte das Geschehen. Obwohl er darauf gedrängt hatte, die Gruppe zu begleiten, hatte er sich vor diesem Moment gefürchtet – davor, dass die Bösartigkeit, die er schon früher gespürt hatte, hier unten noch stärker sein könnte. Doch stattdessen spürte er – nichts. Nein, das war nicht ganz richtig – er spürte eine Präsenz, doch es war beinahe so, als würde das Grab selbst sie beobachten, als wartete es auf etwas, auf den richtigen Augenblick

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