Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
aufzuspüren.«
»Das ist riskant«, sagte Stefan. »Ihm im Voraus zu sagen, dass Ivanov ein lupenreiner Killer ist. Ich werde Jagd auf ihn machen, bis ich ihn erlegt habe. Außerdem kann ich Judith nicht sagen, wer ich bin oder was ich hier tue, bevor La Roux in russischem Gewahrsam ist und wir den Microchip ohne Zwischenfälle wieder an Theodotus Solovjov übergeben haben.«
»Vielleicht sollten wir vorher herausfinden, was auf dem Chip drauf ist, Stefan.«
Stefan sah seinen jüngeren Bruder finster an. »Das ist Hochverrat.«
»Es ist reine Selbsterhaltung«, protestierte Lev. »Wenn Solovjov aus irgendwelchen Gründen die Liste bekannter Agenten angefordert hat, die aus diesen Schulen hervorgegangen sind, dann hätte Sorbacov ihm die Information gegeben. Theodotus Solovjov hat die höchste Sicherheitseinstufung und Sorbacov wäre gar nichts anderes übriggeblieben. Wir wissen beide, wie es in der Politik zugeht.«
»Und all das landet in den Händen von La Roux, der sich natürlich ausrechnet, dass er Sorbacov damit erpressen kann. La Roux hat genug Verbindungen nach Russland, um einen Anschlag auf Solovjov zu planen und ihn auszuführen, und daher hätte er auch keine Probleme damit, einen Erpressungsversuch zu unternehmen«, fügte Stefan hinzu. »Sorbacov versucht, ihn umbringen zu lassen. Wahrscheinlich glaubt er, er kann ihn im Gefängnis aus dem Weg räumen, und deshalb lässt er ihn wegen Waffenschmuggels verhaften, aber La Roux hat zu viel Einfluss.«
»Dann glaubst du also, La Roux hat einen Textauszug freigegeben, um Sorbacov zum Rückzug zu zwingen, nur eine Kleinigkeit, die er im letzten Moment vor seiner Verhaftung noch lesen konnte.«
Stefan nickte. »Genau das glaube ich. Deshalb hat Sorbacov solche Anstrengungen unternommen, um an La Roux ranzukommen. Er hat versucht, ihn nach Russland überstellen zu lassen, aber Frankreich wollte ihn nicht ausliefern. Er hatte Angst davor, La Roux einfach töten zu lassen, weil er nicht wusste, wo dieser Microchip war oder ob er später ans Licht kommen würde. Daher hat er mich in seine Gefängniszelle eingeschleust, um zu sehen, ob ich es schaffe, sein Kumpel zu werden und herauszufinden, wo dieser Chip ist oder wer ihn für La Roux aufbewahren könnte.«
»Es ist ganz ausgeschlossen, dass Judith das für ihn täte.« Lev schüttelte den Kopf. »Ich sage es dir, Stefan, ich kenne diese Frau. Ich bin zwar erst seit ein paar Wochen hier, aber diese Frauen stehen einander sehr nah. Die Verbindung zwischen ihnen ist so stark wie Blutsbande. Judith würde sich niemals an Waffenschmuggel oder dem Verkauf von Staatsgeheimnissen beteiligen.«
»Ich stimme dir zu. Aber Jean-Claude La Roux ist besessen von ihr.«
»Das scheint mir bei dir auch der Fall zu sein«, sagte Lev trocken, und in seinen Augen blitzte eine Spur von Humor auf.
Stefan wandte ihm seine aquamarinblauen Augen zu. »Glaube nie auch nur für eine Minute, das, was ich für sie empfinde, hätte auch nur das Geringste mit dem zu tun, was dieser Dreckskerl für sie empfindet.«
Lev zog eine Augenbraue hoch. »Du meinst es wirklich ernst mit ihr.«
»Das sagte ich dir doch schon. Ich werde Ivanov jagen und du wirst diese Farm schützen. Wenn ich dir diese Bedrohung vom Hals schaffen kann, gibt uns das Zeit, uns auf seinen Nachfolger vorzubereiten.«
»Du weißt, dass ich dir das nicht überlassen kann, Stefan. Wir werden gemeinsam Jagd auf ihn machen.«
»Und deine Frau? Was gedenkst du ihr zu erzählen?«
»Ich sage Rikki die Wahrheit. Immer. Ich kann mich zwar nicht lückenlos an meine Vergangenheit erinnern, aber wenn die Erinnerung in Bruchstücken zurückkehrt, erzähle ich sie ihr. Das ist die Abmachung, die wir getroffen haben, und selbst in diesen Dingen werde ich sie nicht belügen. Sie hatte bereits mit Ivanov zu tun und sie hat ihre Sache gut gemacht.«
Stefan zögerte. »Ich kann Judith erst sagen, dass ich dein Bruder bin, wenn wir die Angelegenheit mit dem Microchip abgeschlossen haben. Das heißt, bis dahin muss ich auf einem schmalen Grat von Lügen balancieren. Wenn ich bisher mit ihr zusammen war, habe ich ihr möglichst viel Wahres über mich erzählt, aber sie kennt mich als Thomas Vincent, einen Amerikaner. Ich will dich nicht in eine Position bringen, in der du deine Frau oder Judith belügen musst, aber mir bleibt nichts anderes übrig, solange ich nicht weiß, dass diese Abwehrstrategien unmöglich in die falschen Hände fallen können.«
Ihm war selbst nicht klar,
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