Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
ob er seinen Bruder um etwas bat oder ob er etwas von ihm verlangte, doch er wusste, dass er Lev in eine unhaltbare Position brachte. Wenn Judith ihm erst einmal ganz und gar gehörte, würde er sie nicht belügen wollen, weder hinsichtlich seiner Vergangenheit noch in Bezug auf die Gefahr, von der sie umgeben waren. Es musste Vertrauen geben, einen heiligen Bund zwischen Mann und Frau, denn wozu sonst sollte eine echte Beziehung gut sein?
Lev schüttelte den Kopf. »Ich kann Rikki nicht belügen. Ich kann ihr sagen, dass etwas aus meiner Vergangenheit mich eingeholt hat, und sie fragen, ob es ihr etwas ausmacht, ein paar Tage zu warten, bis ich mit ihr darüber reden werde. Ich will ihr allerdings erzählen, dass Ivanov wieder da ist. Er könnte sie erneut zur Rede stellen, und wenn das passiert, will ich, dass sie darauf vorbereitet ist.«
Der beschützende Tonfall, in dem Lev sprach, war nicht zu überhören und überzeugte Stefan ein für alle Mal davon, dass sein Bruder seine Frau wirklich liebte und sie nicht zur Festigung einer sorgfältig ausgearbeiteten neuen Identität geheiratet hatte. So gut konnte kein Mensch schauspielern. Die Tatsache, dass Lev zu dem Risiko bereit war, sie zu bitten, ihm etwas Zeit zu lassen, ehe er ihr Informationen gab, die für ihrer beider Leben relevant waren, sprach Bände. Stefan wünschte sich eine ebenso offene Beziehung mit Judith. Seit der Ermordung seiner Eltern hatte er nie mehr irgendjemanden in irgendeinen Bereich seines Lebens eingeweiht. Seine Enthüllungen Lev gegenüber kamen einer solchen Offenheit näher als alles, was er bis dahin bewerkstelligt hatte. Was für ein Gefühl würde es sein, jemandem genug Vertrauen entgegenzubringen, um diesem Menschen sein Leben in die Hand zu geben?
Stefan seufzte. »Du wirst tun, was du tun musst, Lev, aber ich habe keine Wahl, solange ich nicht weiß, dass der Microchip in Sicherheit ist. Und folge Ivanov nicht ohne mich. Du machst dir keine Vorstellung davon, wie gefährlich er ist. Du magst ihm zwar für kurze Zeit begegnet sein, aber ich bin in ein und derselben Schule mit ihm aufgewachsen. Er konnte es nicht leiden, wenn ihn jemand übertroffen hat. Alle haben sehr schnell gelernt, ihn auf jedem Gebiet die Nummer eins sein zu lassen, denn wenn man etwas besser konnte als er, ist man am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht. Er hat mindestens fünf Kinder getötet, bei denen ich es mit Sicherheit weiß, und die Ausbilder wussten es auch. Ihre Überwachungskameras waren vierundzwanzig Stunden am Tag auf uns gerichtet.«
»Den Jungen in unserer Schule hat er eindeutig ermordet. Wir wussten es alle. Und es war kein Unfall beim Training. Der Junge lag in seinem Bett.«
»Es hat genügt, ihn in einer Gefechtssituation umzulegen, länger unter Wasser zu bleiben oder schneller zu lernen, und schon war man fällig.«
»Hast du ihn gewinnen lassen?«
»Die Jungen in meiner Kaserne waren eine sehr zähe Bande. Wir haben Wachen aufgestellt und Warnanlagen gebastelt. Selbst damals waren meine Gaben schon stark entwickelt und ich wusste immer, ob er in meiner Nähe ist. Ich gebe zu, dass ich ihn verspottet habe und ihn dazu bringen wollte, dass er sich auf mich stürzt, damit ich einen Vorwand habe, ihn zu töten, aber er ist gerissen und hat nie nach dem Köder geschnappt.«
»Aber er hasst dich.«
»Mit jeder Faser seines Wesens. Ich bezweifle nicht, dass er seine Verbindungen hat spielen lassen, damit ich dafür benutzt werde, dich hervorzulocken. Das entspräche seiner Vorstellung von Rache. Mich zum Instrument des Todes meines Bruders zu machen. Er würde dafür sorgen, dass ich von deinem Tod erfahre, bevor er mich tötet«, sagte Stefan.
»Besteht die Möglichkeit, dass er tatsächlich auf eigene Faust handelt, weil sein Verlangen, dich zu töten, so übermächtig geworden ist, dass er den Bruch mit Sorbacov vollzogen hat?«
»Er war immer Sorbacovs kleiner Liebling.« Stefan rieb sich nachdenklich den Nasensteg. »Ich glaube leider, wir haben keine andere Wahl, als davon auszugehen, dass Sorbacov die Reihen säubert und den Mord genehmigt hat.«
»Sorbacov kennt uns. Würde er nicht ein Team schicken?«
Stefan zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er es ja getan und bis jetzt ist es noch nicht hier aufgetaucht, aber das ist unwahrscheinlich. Er würde das Ganze so unauffällig wie möglich über die Bühne bringen wollen, damit keiner etwas davon erfährt oder Alarm schlägt. Ivanovs Loyalität gehört
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