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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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anfangs angenommen hatte. »Nicht das Geringste. Ich wollte mich nur mit dir unterhalten. Ist mir doch scheißegal.« Er wandte dem Gangsterboss den Rücken zu – ein kalkuliertes Risiko. Wenn er Gleichgültigkeit an den Tag legte, würde Jean-Claude vielleicht weiterreden, andernfalls ganz bestimmt nicht. Wenn er fand, Stefan zeigte zu großes Interesse, würde der Mann kein Wort mehr sagen.
    Als er sich von La Roux abwandte, stand er einer anderen Wand voller Fotos gegenüber. Von allen Seiten war er von dieser mysteriösen Frau umgeben. Sie sah eindeutig so aus, als sei sie japanischer Abstammung, aber nicht nur – sie schien groß zu sein und ihr Hautton wirkte heller. Möglicherweise war ein Elternteil Amerikaner. Die Küste auf dem Foto könnte sich also in den Vereinigten Staaten befinden. Diese Möglichkeit hatte er bisher nicht in Betracht gezogen.
    Auf einem der Bilder, die ihm am besten gefielen, lief Judith – jetzt hatte er ihren Namen – barfuß durch den Sand. Ein kräftiger Wind wehte und ihr langes Haar, das so seidig wirkte, strömte hinter ihr her. Er konnte kleine Fußabdrücke im nassen Sand sehen. Sie wirkte so allein. So traurig. Als wartete sie auf jemanden. Jean-Claude? Bei diesem Gedanken drehte sich sein Magen um.
    »Bist du mit ihr verheiratet?« Er sah Jean-Claude nicht an, als er diese Frage stellte, da ihn der Tonfall mehr interessierte als die Antwort und er so ein besseres Gespür dafür hatte.
    »Verlobt«, antwortete Jean-Claude nach einer langen Pause.
    »Weiß sie das?«, fragte er verschlagen. Stefan hatte auf keiner der Fotografien einen Ring an ihrem Finger gesehen, obwohl er danach gesucht hatte.
    Jean-Claude zuckte die Achseln. »Was sie denkt, spielt keine große Rolle. Sie ist meine Verlobte, und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird sie auf die eine oder andere Weise mit mir zusammen sein.« Er hob eines seiner vielen Bücher auf und hielt es Stefan hin. »Hast du von diesem Mist schon mal gehört?«
    Stefan unterdrückte den kleinen Wonneschauer, der ihn überlief, als ihm klar wurde, dass die Frau nicht ganz so sehr von Jean-Claude eingenommen war wie der Mann von ihr. Er nahm das Buch in die Hand, es war eines, das er sich bereits mehrfach angesehen hatte. Er heuchelte Unwissenheit. »Aura? Was soll das sein? Nie davon gehört.«
    »Kannst du an diesen Blödsinn glauben? Siehst du Farben um menschliche Körper herum? Das ist dieser New-Age-Quatsch und sonst gar nichts.« Jean-Claude war von einer solchen Wut erfüllt, von einer solchen Bitterkeit, einem unterdrückten Jähzorn, der Stefan erstmals Grund zu einer Spur von Sorge um Judith gab.
    »Deine Frau glaubt an dieses Zeug?«, fragte Stefan und ließ vage Verwunderung in seine Stimme einfließen.
    »Und wie sie das tut. Sie nimmt es sehr ernst. Ich habe alles darüber gelesen, aber ich bin noch keinem einzigen Menschen außer ihr begegnet, der daran glaubt oder Farben sehen kann, die menschliche Körper umgeben.«
    »Dann ist sie also ein bisschen verrückt.« Stefan grinste lüstern. »Meinst du nicht, ihr Körper entschädigt dich gewissermaßen für all das? Stopf ihr den Mund, und du hast keine Probleme.« Sein Magen schnürte sich zusammen. Seine Eingeweide schmerzten tatsächlich.
    Jean-Claude warf ihm einen wütenden Blick zu. Er riss Stefan das Buch aus der Hand und warf es gegen die Zellenwand. »Ich weiß selbst nicht, wie ich erwarten konnte, jemand wie du würde das verstehen.«
    Stefan wollte es nicht verstehen. Er wollte nur aus dieser stinkenden Zelle raus, fort von dem Mann, dessen Seele verdorben war. Es gab kein Erbarmen in dieser Welt. Keine zarte Haut. Keine dunklen Augen, in denen sich ein Mann verlieren konnte. Er war noch nicht einmal wirklich vorhanden, nicht mehr als ein dunkler Schatten, der sich an Orte schlich, die andere ihr Zuhause nannten, und Blut und Chaos zurückließ, wenn er sich wieder hinausschlich. Er wusste nicht, was ein Zuhause war und es interessierte ihn auch gar nicht mehr. Er hatte seine Menschlichkeit vor langer Zeit an Orten wie diesem verloren, von korrupten Männern umgeben, die mit menschlichem Fleisch handelten und für Geld Verheerungen anrichteten.
    Er war schon zu lange im Geschäft, um sich für eine Frau zu interessieren.»Weißt du, Bastille«, setzte Jean-Claude an.
    Stefan war sofort auf der Hut. Zum ersten Mal klang die Stimme seines Zellengenossen verändert. Jetzt würden sie darauf zu sprechen kommen, warum sich der Gangsterboss dazu herabgelassen

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