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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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Seine Freunde starben.
    „Ich will nicht
sterben, Ms. Nelson."
    Ich will auch nicht,
daß Sie sterben, Rose. Sie nagte an ihrer Unterlippe. Wenn sie
zusammenarbeiteten, würde er es herausfinden. Sie mußte entscheiden, ob das
wichtiger war als das fortgesetzte Sterben Unschuldiger.

So
gesehen ist das keine echte Wahl, nicht wahr? Wenn sie allein nicht
ihre größte Chance war, so waren sie und Henry es zusammen. Scheiß drauf.
Wir werden einen Weg finden.
    Henry sah, wie ihre
Miene sich veränderte, und lächelte. Während seiner langen Existenz war er
sehr gut darin geworden, Menschen zu lesen, die zarten Nuancen aufzufangen, die
ihre inneren Gedanken widerspiegelten. Die meiste Zeit gab Vicki sich nicht
mit Nuancen ab; ihre Gedanken waren so einfach zu lesen wie eine Anschlagtafel.
    „Also, Freitag nach
Sonnenuntergang. Du kannst mich abholen."
    Er verneigte sich, und
das begleitende Lächeln nahm den Spott aus dieser Geste. „Wie die Dame
befiehlt."
    Vicki erwiderte das
Lächeln, dann gähnte sie und streckte sich, den Rücken durchgedrückt und die
Arme auf dem roten Samt ausgebreitet.
    Henry beobachtete den
Puls an ihrem Halsansatz. Er hatte seit drei Nächten nicht getrunken, und der
Hunger wuchs. Vicki wollte ihn. Er konnte ihr Verlangen die meiste Zeit
riechen, wenn sie zusammen waren, hatte sich aber wegen des Blutverlusts, den
sie ihm Frühling erlitten hatte, zurückgehalten - und, wie er zugeben mußte,
zurückgehalten, weil er wollte, daß der Zeitpunkt gut gewählt war. Das eine
Mal, als er von ihr getrunken hatte, war eine so hektische Notwendigkeit
gewesen, daß ihr all die zusätzlichen Freuden entgangen waren, die es für beide
beteiligten Parteien mit sich bringen konnte.
    Der Duft ihres Lebens
erfüllte die Wohnung, und Henry trat auf sie zu, wobei er seinen Schritt ihrem
Herzschlag anpaßte. Als er die Couch erreichte, streckte er die Hand aus.
    Vicki ergriff sie und
zog sich hoch. „Danke." Sie gähnte wieder und ließ ihn los, um sich die
Faust vor den Mund zu halten. „Mann, bin ich geschafft. Du würdest nicht
glauben, wann ich heute morgen aufgestanden bin, und dann habe ich den ganzen
Tag damit verbracht, praktisch zwei Jobs in einer Fabrik zu machen, in der es
80 Grad Celsius haben mußte." Sie hängte sich ihre Tasche über die
Schulter und ging zur Tür. „Du mußt mich nicht hinausbringen. Ich erwarte dich
Freitag nach Sonnenuntergang." Sie winkte und war verschwunden.
    Henry öffnete den
Mund, um zu protestieren, schloß ihn, öffnete ihn wieder und seufzte dann.

Bis der Fahrstuhl die
Lobby erreichte, war es Vicki gelungen, mit Lachen aufzuhören. Henrys
erschütterter Gesichtsausdruck war unbezahlbar gewesen, und sie hätte ein Jahr
ihres Lebens dafür gegeben, eine Kamera zu haben. Wenn seine untote Hoheit
glaubt, er habe die Situation unter Kontrolle, dann hat er sich aber
geschnitten. Es hatte sie fast mehr Willenskraft gekostet, als sie besaß,
diese Wohnung zu verlassen, aber das war es wert gewesen.
    „Fang so an, wie du
auch weitermachen willst", flüsterte sie und wischte sich die
schweißnassen Hände an den Shorts ab. „Vielleicht haben Moms alte Sprichwörter
mehr Wert, als ich dachte."
    Sie lächelte, als sie
ins Taxi stieg, immer noch berauscht vom Sieg. Dann lehnte sie sich zurück und
blickte hoch zu den unscharfen Rechtecken aus Licht, die Henrys Gebäude waren.
Sie konnte ihn nicht sehen, konnte noch nicht einmal mit Sicherheit sagen,
welches der unscharfen Rechtecke seines war. Aber er war da oben. Blickte auf
Vicki herab. Wollte sie. So, wie sie ihn wollte - und sie fühlte sich wie ein
Teenager, dessen Hormone gerade verrückt spielten.
    Warum zum Teufel war
sie dann nicht da oben bei ihm?
    Sie ließ den Kopf
gegen das schweißige Leder des Sitzes sinken und seufzte. „Ich bin so eine
Idiotin."
    „Vielleicht",
stimmte der Taxifahrer zu und drehte sich mit einem Grinsen um, das seine
Goldzähne zeigte. „Wollen Sie eine fahrende Idiotin sein? Der Taxameter
läuft."
    Vicki starrte ihn an.
„Huron Street", knurrte sie. „Südlich vom College. Fahren Sie."
    Der Taxifahrer schnaubte
verächtlich und sah wieder nach vorn. „Bloß weil Sie kein Glück in der Liebe
haben, Lady, ist das kein Grund, es an mir auszulassen."
    Das Brummen des
Taxifahrers mischte sich mit dem Verkehrslärm, und den ganzen Weg die Bloor
Street hinunter konnte Vicki Henrys Blick heiß im Nacken fühlen. Es würde eine
lange Nacht werden.
    Die Kassette war zu
Ende, und Rose

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