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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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andermal verwenden.
    „Sind Sie
sicher?" Der ältere Mr. Glassman klopfte mit einem manikürten Fingernagel
auf den Bericht. „Das wird vor Gericht Bestand haben?"
    „Kein Zweifel. Alles,
was Sie brauchen, steht da drin." Hinter ihrem Rücken schlugen die Finger
von Vickis rechter Hand einen Trommelwirbel auf ihrer linken Handfläche.
Jedesmal, wenn sie dem älteren Mr. Glassman gegenüberstand, merkte sie, wie sie
ohne feststellbaren Grund in Habt-Acht-Stellung ging. Er war kein körperlich
eindrucksvoller Mann, noch zeigte er in irgendeiner Weise militärisches Gehabe,
daher vermutete sie, daß es einfach an der Macht seiner Persönlichkeit liegen
mußte. Obwohl er damals kaum mehr als ein Kind gewesen war, war es ihm
gelungen, nicht nur die KZs des Holocaust zu überleben, sondern auch seinen
jüngeren Bruder Joseph sicher durch den Schrecken zu bringen.
    Er schloß den Bericht
und stieß einen Seufzer aus. „Harris." Der Name setzte Monaten von kleinen
Sabotageakten ein Ende, doch wie er ihn aussprach, klang es eher müde als
zornig. „Wir danken Ihnen für die schnelle Arbeit, Ms. Nelson." Er stand
auf und streckte die Hand aus.

Vicki nahm sie und
bemerkte die Kraft hinter der weichen Oberfläche.
    „Ich sehe, daß Ihre
Rechnung dem Bericht beiliegt", fuhr er fort. „Wir werden Ende der Woche
einen Scheck ausstellen. Ich gehe davon aus, daß Sie, falls nötig, für eine
Aussage vor Gericht zur Verfügung stehen?"
    „Das gehört zum
Service", versicherte sie. „Wenn Sie mich brauchen, werde ich da
sein."
    „Hey, Baby!"
Harris, der seine Mittagspause mit ein paar Kumpeln in der Sonne verbracht
hatte, hievte sich hoch, als Vicki das Gebäude verließ. „Steckst es auf, wie?
Hast es nicht geschafft."
    Vicki hatte die
Absicht, ihn zu ignorieren.
    „Zu schade, daß dein
kleiner Knackarsch jetzt woanders rumwackelt."
    Andererseits...
    Er lachte, als er ihre
Reaktion bemerkte, und lachte weiter, als sie den Parkplatz überquerte und sich
vor ihm aufbaute. Er war in seinen jüngeren Tagen Sportler gewesen und hatte
den schweren, plumpen Körperbau eines Mannes, der einmal muskulös war. Sein
Blue-Jays-T-Shirt spannte sich eng über den Bierbauch, den er statt einer
Taille hatte. Er war der lachende, selbstgerechte Typ Mann, dem gewöhnlich
jeder alles durchgehen läßt.
    Kümmere dich nicht um
ihn, das ist einfach seine Art.
    Vicki hielt das für
den gefährlichsten Typ, aber diesmal war er zu weit gegangen. Er konnte sich
den ganzen Weg zum Gericht über Leute beklagen, die keinen Spaß verstanden.
    „Was ist los, Baby,
kannst du nicht ohne Abschiedskuß gehen?" Er drehte sich um, um sich zu
vergewissern, daß die beiden Männer, die immer noch neben dem Gebäude saßen,
seinen Witz genossen, und verpaßte so den Ausdruck auf Vickis Gesicht.
    Sie hatte eine
schlechte Nacht gehabt. Sie war schlecht gelaunt. Und sie war mehr als bereit,
all das an diesem rassistischen, sexistischen Scheißkerl auszulassen. Er war
gut 10 Zentimeter größer und wahrscheinlich 50 Kilo schwerer als sie, aber sie
glaubte, daß sie wenig Schwierigkeiten haben würde, mit ihm den Boden
aufzuwischen. Verführerisch, aber nein. Wenn auch ihre Augen schmal
wurden und ihr Kiefer sich anspannte, hielten die Jahre, in denen sie das
Protokoll beachten mußte, ihr Temperament in Schach. Er ist es nicht wert.
    Als sie sich abwandte,
wirbelte Harris herum, streckte breit grinsend die Hand aus und hieb ihr auf
den Hintern.
    Vicki lächelte. Ach,
zum Teufel...
    Sie schwenkte herum
und trat ihn weniger fest, als sie konnte, gegen die Außenseite seines linken
Knies. Er stürzte, vor Schmerz brüllend, als habe man beide Beine unter ihm
weggeschnitten. Ein Treffer knapp unterhalb der Rippen preßte die Luft in
einem qualvollen Keuchen aus seinen Lungen, und da sie der Versuchung
widerstand, ihn dorthin zu treten, wo es am meisten weh tun würde, belohnte
sie sich mit einem gut plazierten Fußtritt in seinen Hintern, als er die Knie
hochzog. Dann grinste sie seine Kumpel an und machte sich auf den Heimweg.
    Er konnte Anzeige
erstatten. Aber sie glaubte nicht, daß er es tun würde. Er war unverletzt, und
sie war bereit, darauf zu wetten, daß er, bis er wieder zu Atem gekommen war,
bereits damit begonnen hatte, die Fakten so zu verdrehen, daß sie in seine
Weltsicht paßten - eine Weltsicht, die nicht die Möglichkeit einschließen
würde, daß er von einer Frau niedergeschlagen worden war.
    Ihr war auch klar, daß
das nicht der Fall wäre, wenn

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