Huff, Tanya
Vordersitz sitzen? Es schien kindisch, sich deswegen Sorgen
zu machen, doch obwohl der Sitz von Rechts wegen Vicki gebührte - sie war die
größere und hatte das Recht auf mehr Beinfreiheit -, wollte er Henry Fitzroy
auf der dreistündigen Fahrt nicht hinter sich im Dunkeln sitzen haben.
Vicki nahm ihm die
Entscheidung ab. Sie ließ ihre Finger über den Wagen gleiten, bis sie den Griff
der Hintertür gefunden hatte, öffnete sie, warf ihre Tasche hinein und
kletterte ihr nach, wobei sie vorsichtig Schatten wegschob - der versuchte,
sie noch ein paar Mal zu lecken - bevor sie die Tür schloß. Sie kannte Mike
seit acht Jahren und hatte eine genaue Vorstellung davon, was in seinem Kopf
vor sich ging. Wenn er dachte, sie würde sich in die Auseinandersetzung
zwischen ihm und Henry einmischen, dann hatte er falsch gedacht.
Henry machte ein
ausdrucksloses Gesicht, als er auf den Vordersitz glitt und sich anschnallte.
Schatten verfolgte den
Wagen bis zum Ende des Weges, dann setzte er sich bellend neben den
Briefkasten, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Als sie die 401
erreichten, konnte Celluci das Schweigen nicht länger ertragen. „Also", er
räusperte sich, „sind all deine Fälle so interessant!"
Vicki grinste. Sie
hatte gewußt, daß er das Schweigen zuerst brechen würde. „Nicht alle",
antwortete sie, „aber schließlich habe ich eine exklusive Klientel."
„So kann man es auch
ausdrücken", brummte Mike. „Was wird mit Rose und Peter passieren, haben
sie etwas gesagt?"
„Sobald es Peter
besser geht, schickt Stuart ihn nach Vermont. Rose ist deswegen ziemlich
niedergeschlagen."
„Zumindest ist er am
Leben und kann weggeschickt werden."
„Stimmt."
„Rose wird wahrscheinlich
die nächste Woche laut heulend in ihrem Zimmer verbringen, während die drei
anderen Männchen sich rar machen."
„Drei? Du meinst, ihr
Vater... "
„Anscheinend ist es
ein ziemlich starker biologischer Zwang."
„Ja, aber... "
„Mach dir nicht ins Hemd,
Mike. Nadine sorgt schon dafür, daß nichts passiert."
„Nur die Leitwölfin
darf sich fortpflanzen", bemerkte Henry.
„Ja? Toll." Mike
trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und warf dem anderen Mann von der Seite
einen Blick zu. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie Sie da
reinpassen."
Henry Fitzroy hob eine
rotgoldene Augenbraue. „In diesem speziellen Fall habe ich als Vermittler
gedient. Gewöhnlich bin ich aber einfach nur ein Freund." Dann fügte er,
weil er einfach nicht widerstehen konnte, hinzu: „Manchmal helfe ich Vicki bei
der Nachtarbeit."
„Ja. Darauf wette
ich." Der Motor heulte auf, als Celluci an einem Transporter vorbeischoß.
„Und wahrscheinlich hatten Sie auch mehr mit diesem... diesem... Ding zu tun,
auf das wir letztes Frühjahr gestoßen sind, als einer von euch beiden mir
erzählt."
„Vielleicht."
„Nichts
vielleicht." Celluci fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Schau mal,
Vicki, du kannst dich mit so vielen Ghulen und Geistern und Dingern, die
komische Geräusche bei Nacht machen, abgeben, wie du willst." Er warf
Henry einen weiteren Blick zu. „Aber von jetzt an halte mich da raus."
„Niemand hat Sie
eingeladen", bemerkte Henry ruhig, bevor Vicki antworten konnte.
„Ihr solltet froh
sein, daß ich aufgetaucht bin!"
„Ja?"
„Ja."
„Vielleicht möchten
Sie das gerne näher ausführen, Detective Sergeant?"
„Vielleicht."
Vicki seufzte, lehnte
sich zurück und schloß die Augen. Es würde eine lange Heimfahrt werden.
ENDE
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