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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 02 - Blutspur
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sie immer noch eine Polizeimarke tragen würde, da
Polizeibrutalität ein Kampfschrei seiner Art war.
    Weißt du - sie schob ihre
Brille die Nase hoch und rannte, um den Bus zu erwischen, den sie gerade über
die Überführung an der Eglinton Avenue fahren sehen konnte -, ich glaube,
ich könnte mich daran gewöhnen, Zivilistin zu sein.
    Die Euphorie ließ
zusammen mit dem Adrenalin nach, und die Gewissenskrise setzte keine zwei
Blocks von der Haltestelle entfernt ein. Es war nicht so sehr die Gewalt, die
sie aufregte, wie ihre Reaktion darauf. So sehr sie es auch versuchte, sie
konnte sich nicht davon überzeugen, daß Harris nicht einen kleinen Teil von dem
bekommen hatte, was er tatsächlich verdiente. Als sie sich in dem Versuch,
vielleicht tatsächlich an ihrer Haltestelle herauszukommen, in der
Dundas-Straßenbahn nach hinten durchkämpfte, hatte sie die ganze Debatte
herzlich satt.

Gewalt ist nie die Antwort, aber
manchmal, wie bei Küchenschaben, ist sie die einzig mögliche Reaktion. Indem
sie zwei halbkomatöse Teenager gewaltsam aus dem Weg schob, schaffte sie es in
der allerletzten Sekunde durch die Tür. Harris ist so eine Küchenschabe.
Basta. Es war zu heiß, um sich mit persönlicher Ethik abzugeben. Sie
versprach sich selbst, es noch einmal zu versuchen, wenn das Wetter abgekühlt
hatte.
    Sie konnte die Hitze
des Asphalts durch die Sohlen ihrer Turnschuhe fühlen und bog in Richtung nach
Hause in die Huron Street ein, wobei sie so schnell ging, wie die wogende
Menschenmenge es erlaubte. Die Dundas und die Huron kreuzten sich mitten in
Chinatown, umgeben von Kneipen und winzigen Märkten, die exotische Gemüse und
lebende Fische verkauften. Bei heißem Wetter erhitzten sich die
Metallmülltonnen voller Essensreste, und der Gestank, der das Gebiet
durchdrang, war alles andere als appetitanregend. Vicki atmete flach durch den
Mund und konnte gut verstehen, warum die Werwölfe es so eilig gehabt hatten,
aus der Stadt herauszukommen.
    Im Vorbeigehen sah sie
nach der Pfütze. Behaglich eingekuschelt neben dem Bordstein an einer
Stelle, wo der Asphalt abgesprungen war und ein Teil der ursprünglichen
Pflastersteine fehlte, sammelte die Pfütze das gesamte örtliche Abwasser und
unterschiedliche organische Reste. Wenn die Temperatur stieg, durchbrachen
faulig riechende Blasen die schaumige Oberfläche und fügten dem allgemeinen
Bouquet ihre persönliche Note hinzu. Vicki hatte keine Ahnung, wie tief die
Pfütze war. In fünf Jahren hatte sie nie erlebt, daß sie ausgetrocknet war. Sie
vertrat die Theorie, daß eines Tages etwas aus dieser kleinen Resteschüssel von
Ursuppe kriechen und das Viertel terrorisieren würde, daher behielt sie sie im
Auge. Sie wollte da sein, wenn das geschah.
    Als sie schließlich
ihre Wohnung erreichte, war sie mit einer dünnen Schweißschicht bedeckt, und
alles, was sie sich wünschte, war eine kalte Dusche und ein noch kälteres
Getränk. Sie vermutete, daß es einige Zeit dauern würde, bevor sie eins davon
bekam, als sie den Kaffeeduft von drinnen roch, sobald sie den Schlüssel ins
Schloß steckte. „Es hat 50 Grad im Schatten", brummte sie und stieß die
Tür auf, „wie zum Teufel kannst du Kaffee trinken?"
    Es war gut, daß sie
keine Antwort erwartet hatte, weil sie auch keine bekam. Sie verriegelte die
Tür, warf ihre Handtasche in den Flur und ging in das winzige Wohnzimmer.

„Nett von dir
reinzuschauen, Mike." Sie runzelte die Stirn. „Du siehst mies aus."
    „Danke, Mutter
Theresa." Er hob seine Tasse und nahm einen tiefen Schluck, wobei er kaum
den Kopf vom Liegesessel hob. Als er mit Schlucken fertig war, sah er ihr in
die Augen. „Wir haben den Kerl."
    „Margot?"
    Mike Celluci nickte.
„Wir haben ihn kalt erwischt und den kleinen Mistkerl heute festgenommen."
    Heute. Während ich
bewies, daß ich ein größerer Macho bin als Biüy Harris. Einen Moment lang
war Vicki so grün vor Neid, daß sie nicht sprechen konnte. Das hätte sie
eigentlich mit ihrem Leben tun sollen: etwas verändern, nicht sich auf dem
Parkplatz einer Kaffeerösterei zum Narren machen. Sie biß sich auf die Lippe
und schaffte es, das Monster zurück in seine Grube zu zwingen, wenn sie auch
nicht ganz ein Lächeln zustande brachte.
    „Gute Arbeit."
Als sie Mike wieder in ihr Leben gelassen hatte, hatte sie auch die
Polizeiarbeit wieder hineingelassen. Sie mußte lernen, damit fertig zu werden.
    Er nickte, seine Miene
zeigte ausschließlich Erschöpfung. Vicki spürte, wie ein Teil der

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