Human
Forscherin auszugeben. Das sollte mir zumindest für eine Weile gelingen. Und du kannst als mein Assistent durchgehen.«
Bei diesen Worten musste er grinsen. »Ich werde ganz bestimmt den Mund halten. Aber wie kommst du auf die Idee,dass dich jeder dort lediglich als eine weitere Wissenschaftlerin betrachten wird?«
»Benimm dich, als würdest du wissen, was du tust, und die Menschen kaufen dir das ab«, versicherte sie ihm. »Die meisten tun das nämlich nicht. Das habe ich an der medizinischen Fakultät gelernt. In den drei Forschungsanlagen, die uns die Sangoma herausgesucht hat, werden sich nicht nur Wissenschaftler aufhalten, da gibt es auch Pförtner, Laborangestellte, Fahrer, Lagerarbeiter, Buchhalter, Verwalter … Und keiner von denen wird jemandem, mit dem er nicht direkt zu tun hat, irgendwelche Fragen stellen. Sie werden einfach annehmen, dass wir zu ihnen gehören, weil wir so tun , als würden wir zu ihnen gehören.«
Er dachte darüber nach. Da er nie mutig genug gewesen war, sich den Weg zu irgendeinem Erfolg in seinem Leben zu ertrotzen, reizte ihn die Möglichkeit, es jetzt zu tun. Insbesondere, wenn ihm jemand wie Ingrid Seastrom zeigte, wie es gemacht wurde.
»Angenommen, wir kommen da rein, wie lange können wir damit durchkommen?«
Sie sah aus dem Fenster auf die an ihnen vorbeiziehende Stadt. »Das hängt davon ab, wie gut ihre interne Sicherheit ist. Ich habe viel Zeit in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen verbracht, bei denen allein die externe Sicherheit verhindert hätte, dass auch nur eine Maus hineinkommt. Aber wenn man erst mal drin ist, hat man seine Ruhe. Das liegt daran, dass die Industriesicherheit, mit der ich zu tun hatte, darauf abzielt, Eindringlinge fernzuhalten, und nicht darauf, sie zu entdecken, wenn sie bereits drin sind.« Dann drehte sie sich zu ihrem Begleiter um. »Die standardmäßige Annahme, dass nicht autorisierte Besucher gar nicht erst reinkommen, kommt uns zugute, Whispr.«
»Das würde ich nur zu gern glauben«, knurrte er.
»Wenn die Installationen von Saft nur annähernd so sind wie gesicherte medizinische Anlagen, dann haben wir im Inneren umso mehr Bewegungsfreiheit, je besser die Sicherheitsvorkehrungen draußen sind. Je überzeugter Saft davon ist, dass man in seine Forschungszentren nicht unbefugt eindringen kann, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass das Personal im Inneren tägliche Sicherheitsprüfungen über sich ergehen lassen muss.«
»Sie haben vermutlich auch keinen Grund, sich deswegen Sorgen zu machen.« Als das Transportmittel langsamer wurde, deutete er auf die Tür. »Wenn ich mich nicht irre, müssen wir hier aussteigen.«
Nach dem Aussteigen bahnten sie sich den Weg durch die Masse an Pendlern. Als sie wieder von der frischen Meeresluft umgeben waren, gingen sie an einer Reihe moderner Häuserfronten vorbei und um eine Ecke, wo sie einen kleinen Park durchqueren wollten, der wie ein grüner Fleck inmitten einer Umgebung aus Beton und gehärtetem Bauschaum erschien – und fanden sich mitten in einem Krieg wieder. Zumindest kam es der besorgten Ingrid so vor. Da er schon viele Straßenkämpfe mit angesehen hatte oder selbst daran beteiligt gewesen war, schien Whispr von der Konfrontation vor ihnen weniger beeindruckt zu sein.
Mehrere Hundert potenzielle Kämpfer, die mit allem was ihnen in die Finger geraten war, von modernen Taschenschockern bis hin zu vorsintflutlichen Holzknüppeln, bewaffnet waren, standen einander in der Parkmitte gegenüber. Etwa ein Dutzend Polizisten hatten sich an einer Seite postiert und blickten gelangweilt drein. In dem Moment, in dem die beiden Namerikaner auf den Plan traten, wurde die Auseinandersetzung vor allem verbal ausgetragen, indem maneinander verspottete, anschrie oder beleidigte. Dabei wurden die noch ungenutzten Waffen drohend geschwenkt. Hastig versuchte Whispr, seine nervös gewordene Begleiterin zu beruhigen.
»Beruhige dich, Doc. Wir machen einfach einen Bogen um sie.«
»Einen Bogen?« Sie blickte zu ihm auf. »Sollten wir nicht zusehen, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Gegend verschwinden? Am besten, indem wir den Weg zurückgehen, den wir hergekommen sind?« Sie deutete auf den lauten, aber noch immer recht reglosen Mob. »Bevor die Sache hier außer Kontrolle gerät?«
»Wie kommst du auf die Idee, sie könnte außer Kontrolle geraten?«
Sie verzog das Gesicht. »Warum denkst du, dass es nicht so enden wird?«
»Ich vermute, dass sich die Mobs
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