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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Abhang hinunter und sah den ersten von Büschen bedeckten Felssturz unter sich. Ohne dass er es wollte, schossen ihm auf einmal unheilvolle Optionen durch den Kopf, die ihn an das Leben erinnerten, das er auf den Straßen von Savannah geführt hatte. Auch wenn er drahtig und leicht war, bezweifelte er nicht, dass ihn dieses Leben abgehärtet und ihn sowohl körperlich als auch mental weitaus mehr gestärkt hatte, als es bei seiner von der Aussicht abgelenkten Gefährtin der Fall war.
    Er wusste, dass es nicht schwer werden würde. Verglichen mit Zwischenfällen, die er auf der Straße überlebt hatte, musste er sich nicht einmal richtig anstrengen. Sie war zwar noch immer vorsichtig, hatte sich inzwischen aber an seine Nähe gewöhnt. Wenn er die Aussicht bewunderte, konnte er ihr sogar noch näher kommen. Ein einziger Schubs mit beiden Händen, und weg wäre sie. Er sah sich um. Sie hatten sich relativ weit von den anderen Besuchern entfernt. Niemand würde ihre Schreie hören, und falls doch, dann würden sie rasch vom Wind und ihrem schnellen Absturz erstickt.
    Vor seinem inneren Auge sah er sie auf den Felsen weiter unten aufprallen. Es wäre alles schnell und fast schmerzlos vorüber. Als Ärztin würde sie es wissen. Noch im Fallen hätte sie einige Sekunden Zeit, um die bevorstehende Endgültigkeit und die fatalen Konsequenzen daraus, dem Falschen vertraut zu haben, zu überdenken. Er bezweifelte, dass er den letzten Aufprall überhaupt noch hören würde.
    Schreiend würde er den Weg zurückrennen, den sie gekommen waren, das Gesicht verzerrt vor Verzweiflung, während er seine Sorge hinausbrüllte. Keuchend würde er in den Armen von erschrockenen, aber mitfühlenden Fremden zusammenbrechen, da ihn seine Beine nicht mehr tragen wollten. Man würde die Polizei rufen. Die SAHV -Polizei war nach dem Massaker und der Massenverbrennung von 23 ausgesprochen effizient geworden. Sie würden viele Fragen stellen. Die Stelle, an der die beiden Namerikaner direkt vor der Tragödie gestanden hatten, würde von den hiesigen Forensikern untersucht. Natürlich musste der Verdacht sofort auf ihn fallen, aber da es außer ihm keine Augenzeugen gab, ließe sich seine Schuld nicht beweisen.
    Weinend um den Verlust seiner Freundin würde er darum bitten, die Überreste identifizieren zu dürfen. Whisprwar schon früher in Leichenschauhäusern gewesen. Falls es hier nicht völlig anders ablief als überall sonst auf der Welt, würde er die Gelegenheit bekommen, den Faden an sich zu bringen. Danach konnte er die Entdeckungsreise fortsetzen, ohne von seiner klugen, aber oftmals auch naiven Reisegefährtin aufgehalten zu werden. Außerdem würde das ganze Subsist, jeder Ertrag, den diese Reise einbringen mochte, ganz allein ihm gehören. Mit einem Schubs, mit einem Stoß konnte er seinen möglichen Profit auf einen Schlag verdoppeln.
    Er rückte näher an sie heran. Noch völlig fasziniert von dem wunderbaren Panorama, schien sie ihn nicht einmal zu bemerken. Inzwischen konnte er sie mit seinen langen und dünnen, aber auch kräftigen Armen erreichen.
    Ein Schubs , sagte er sich. Ein schneller Stoß mit beiden Händen, und nach wenigen Sekunden wäre alles vorbei. Keine weiteren missbilligenden Blicke mehr. Keine weiteren unbeholfenen Tarnungsversuche mehr.
    Mehrere Dinge gaben ihm zu denken. Wenn sie tot war, würde es ihm sehr schwerfallen, ihre Creditkarten noch zu benutzen. Er hatte sich seit Anbeginn ihrer Partnerschaft darauf verlassen können, dass sie jederzeit Zugriff auf Subsist hatte. Außerdem war sie trotz ihres ständigen Sarkasmus meist eine sehr angenehme Begleiterin. Und er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie irgendwann, eines Tages, doch noch in seinem Bett landen würde. Das wichtigste Argument war jedoch   …
    Sie war klüger als er, und das war ihm nur zu gut bewusst. Aber er war clever genug, um das auszunutzen. Also beschloss er, sie auch weiterhin auszunutzen   – zumindest in der nächsten Zeit. Er wusste, was er für ein Mensch war. Er kannte sich selbst gut genug. Die wichtigste Frage, die er sichständig stellte, war, zu was für einem Menschen er werden konnte.
    Er machte einen Schritt nach hinten. Sie bemerkte die Bewegung und drehte sich zu ihm um. Die Ehrfurcht auf ihrem Gesicht verwandelte sich in Neugier.
    »Du siehst komisch aus, Whispr.« Sie neckte ihn. »Komischer als sonst. Stimmt was nicht?«
    Eine Krähe flog direkt jenseits der Klippe vorbei. Ein Omen? , fragte er sich,

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