Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Human

Human

Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
versuchte. Erschrocken umklammerte Ingrid ihre Tasche, während der Teenager Whispr einen schwachen Stoß versetzte, was fast schon lächerlich gewesen wäre, wenn der Junge nicht so verzweifelt versucht hätte, sich zu befreien. Da er schon gegen weitaus größere und gefährlichere Gegner gekämpft hatte, zögerte Whispr nicht eine Sekunde, es auch mit dem fellbedeckten Meld aufzunehmen.
    »Lass mich los, lass mich los!« Der Junge wand sich in Whisprs spinnenartigem Griff. »Es tut mir leid, aber ich habe Hunger   … Ich werde euch in Frieden lassen, versprochen!«Die tellergroßen Augen hinter der Sonnenbrille schienen sie anzuflehen.
    Ingrid sah dem Gerangel zu und bekam Mitleid mit dem Jungen. Der Taschendieb konnte wohl kaum derselben Verbrecherkategorie zugeordnet werden wie die beiden muskelbewehrten Gauner, die sie und Whispr vor ihrem Hotel in Simon’s Town überfallen wollten. Das hier war nur ein armer Straßenjunge, der um sein Überleben kämpfte und nichts außer seinem teuren Meld hatte, auf das er stolz sein konnte. Genau das sagte sie auch zu Whispr.
    »Ja, klar   … Was soll ich deiner Meinung nach machen, ihn einfach gehen lassen?«
    Sie blickte ihren Gefährten unsicher an. »Du kannst natürlich auch die Polizei rufen. Die würde ihn in Gewahrsam nehmen, und dann bräuchte sie natürlich auch Informationen von seinen Opfern. Also von uns. Sie würden Fragen stellen   … die üblichen Fragen.«
    Das gab ihm zu denken. In gefährlichen Situationen reagierte Whispr schnell, aber Vorausdenken gehörte nicht zu seinen besten Eigenschaften. Widerstrebend ließ er den Teenager los und trat einen Schritt zurück, wobei er leicht keuchte.
    »Du hast großes Glück, dass meine Freundin mehr Mitgefühl als gesunden Menschenverstand besitzt! Wenn du uns noch einmal in die Quere kommst, du Meld-Desaster, dann werde ich dich mit deinem eigenen herumwackelnden Schwanz erwürgen!«
    Der Lemur-Meld entfernte sich vorsichtig von ihnen. »Geh doch zum Kap, Strohhalmmann, und lass dich vom Wind bis zum südlichen Eis wehen!« Seine riesigen Augen starrten daraufhin Ingrid an und schienen feucht zu werden. »Seien Sie gesegnet, Natural-Dame voller Güte. Ich entschuldigemich dafür, dass ich Sie bestehlen wollte. Ich habe Hunger und brauche etwas zu essen, damit ich andere retten kann, aber ich darf nicht aufgeben.« Er schlug nach seinem zusammengerollten Schwanz. »Blödes, dummes Meld! Drei Mal habe ich dafür bezahlt, die schlechte Arbeit des Biochirurgen korrigieren zu lassen, und er funktioniert noch immer nicht richtig!«
    Ingrid sah ihn blinzelnd an. »Andere retten? Was für andere?«
    Daraufhin versuchte er, noch schneller zu verschwinden. Allerdings ging er nicht den Weg zurück, den er hergekommen war, wie man es erwartet hätte. Er näherte sich auch nicht etwa Whispr, um ihn erneut herauszufordern. Stattdessen zog sich der fellige Heranwachsende in Richtung des sich streitenden Mobs zurück.
    »Ich muss versuchen, den Streit beizulegen, bevor die wütenden Worte und trotzigen Tanzschritte von etwas anderem abgelöst werden.«
    Whispr runzelte die Stirn. Die Worte des Jungen ergaben keinen Sinn und passten nicht dazu, dass er sie eben noch hatte bestehlen wollen. »Was interessiert es dich? Gehörst du einem dieser Stämme an?«
    »Ich gehöre zu keinem der Stämme, aber das ist unwichtig«, erklärte der Meld. »Die alten Gepflogenheiten müssen aufhören. Es darf keine Stammesfehden mehr geben. Hier nicht, und auch nirgendwo sonst. Es ist zum Wohl der Menschheit, dass ich gehe.«
    Alarmiert versuchte Ingrid, ihn aufzuhalten. »Bist du verrückt? Du kannst doch da nicht einfach reinspazieren! Die werden dich niedertrampeln   – oder Schlimmeres mit dir anstellen!«
    »Ich muss es versuchen. Ich weiß nicht, warum.« Zum ersten Mal lächelte der Junge und enthüllte seine polierten weißen Zähne und den Rest des auf seltsame Weise verlängerten linken Schneidezahns. »Das ist so ein Gefühl tief in meinem Inneren. Aber ich bin nicht alleine   – Sie werden schon sehen.« Er winkte ihnen zu, drehte sich um und hastete auf die immer kleiner werdende freie Fläche zu, die die beiden streitsüchtigen Parteien noch voneinander trennte.
    »Warte, Junge!« Whispr legte die Hände um seinen Mund, damit man ihn besser verstehen konnte. »Ich will Tiere sehen! Gibt es hier in der Nähe irgendwas, wo wir uns Tiere angucken können? Wenn du mir einen Zoo nennst, dann kannst du von mir aus

Weitere Kostenlose Bücher