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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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am besten, sie einfach zu ignorieren.
    Ein weniger gequälter, aber ebenso markerschütternder Ton störte die nachbarschaftliche Ruhe, als sich ein weiblicher Körper durch eines der verschlossenen Fenster des Hauses stürzte. Lindiwe, die noch immer nicht gebissen worden war, blutete aus mehreren Schnittwunden und kam nun taumelnd auf die Beine. Ebenso wie die außergewöhnlich beunruhigenden Geräusche, die ihrem gewalttätigen Verlassen des Hauses vorausgegangen waren, wurde auch sie von allen Anwohnern geflissentlich ignoriert.
    Innerhalb des langsam voranschreitenden Hauses bewegte sich nichts mehr, das größer als eine Maus war. Als es außer den kleinen schwarzen Kreaturen, die es lautlos freigesetzt hatte, kein lebendiges Wesen mehr wahrnahm, veränderte das Verteidigungssystem des Hauses das hochfrequente und schwer lokalisierbare Signal, das es abgegeben hatte. Ohne zuzögern oder nachzudenken reagierten die Hunderte künstlich reizbarer gemachten, gewalttätigen Spinnen auf die präzise eingestimmte Frequenz, ließen von ihrem andauernden Angriff auf die beiden bereits toten Frauen ab und eilten zurück in ihre verborgenen Käfige. Diese waren in kleinen, dunklen Ecken des Gebäudes versteckt und genau so, wie es die einheimischen Latrodectus indistinctus bevorzugten. Daraufhin sorgte das Haus für ein Bankett aus gefangenen Grillen, die von den zufriedengestellten Spinnen verschlungen wurden. Das Fest wurde allerdings nicht von triumphalem Gebrüll begleitet.
    Die Überlebenschancen der Eindringlinge wären weitaus größer gewesen, wenn sie es nur mit einer so simplen und prosaischen Gefahr wie der Konfrontation mit einem Löwen zu tun bekommen hätten.

7
    Die Aussicht war mehr als atemberaubend. Vom Gipfel des Tafelbergs konnte man nicht nur ganz Kapstadt, sondern auch noch einen Großteil der Küste im Norden und fast die komplette Südküste sehen. So früh am Morgen waren noch keine Wolken, die normalerweise die Spitze des Massivs wie eine graue Fuchsstola umgaben, zu sehen. Dunkelgrünes, schaumgekröntes Wasser schwappte an die ferne Küste, und das Geräusch der tosenden Wellen wurde durch die Entfernung und die Höhe abgemildert.
    Sie standen alleine an der Kante. Die wenigen Touristen und Paare, die zusammen mit ihnen in der Kabine der uralten Seilbahn nach oben gefahren waren, wanderten getrennt voneinander zwischen den Fynbos herum. Ingrid hatte den Wunsch geäußert, sich weiterhin möglichst unauffällig zu verhalten. Daher hatten sie sich von dem schützenden Geländer entfernt und waren den Weg entlanggegangen, der parallel zum Rand der Böschung verlief. Umgeben von Büschen und exotischem Gras hatte Whispr das Gefühl, dass der Hang des großen Berges noch genauso aussah, wie er es seit Tausenden von Jahren getan hatte.
    Er ließ sie vorausgehen und schlenderte gemütlich ein Stück hinter ihr her. An diesem Tag trug sie eine leichte Jacke, die sie am Abend zuvor in der Stadt gekauft hatte. Ein böiger, immer wieder abflauender Wind blähte sie rings um ihre schmale Gestalt, sodass sie breiter wirkte, als sie tatsächlich war. Als sie hinter einem dunklen hervorstehendenFelsen stehen blieb, drehte sie sich zu ihm um und lächelte. Frauen lächelten ihn nur selten an. Wenn sie es allerdings taten, dann hätte sich für ihn selbst das Milchbad der Kleopatra nicht wärmer und angenehmer anfühlen können.
    »Was für ein Ausblick! So etwas gibt es nicht an der Ostküste.« Sie deutete in Richtung Meer und umfasste mit der Bewegung die gewaltige Masse aus Küste, Stadt und Himmel. »Man kann fast bis nach Namibia sehen!«
    Das konnte man natürlich nicht. Das riesige und leere Wüstenland lag zu weit im Norden, um vom Rand des Tafelbergs aus sichtbar zu sein. Er nahm den Anblick in sich auf, konzentrierte sich dabei allerdings auf sie und ignorierte das beeindruckende Panorama. Sie war zu sehr in dem Moment verloren, um zu bemerken, dass er sie anstarrte.
    Wieder einmal erstaunte es ihn, wie klein sie war. Klein und natürlich, trotz ihrer kosmetischen Manipulationen. Auch wenn der geheimnisvolle Faden in dem speziellen Fach in ihrer Unterwäsche relativ sicher war, hätte er ihn doch lieber wieder in der ausgehöhlten Sohle seines Schuhs verborgen. Doch sie bestand darauf, ihn bei sich zu behalten. Er musste zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer war, dass der Faden in seinem jetzigen Versteck entdeckt wurde, als wenn er ihn selbst aufbewahrte.
    Er blickte den steilen

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