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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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waren. Und all das nur, damit gerettete und wiederbelebte Tiere genug Platz zum Leben hatten.
    Warum konnte sie sich nicht richtig entspannen? Wie Whispr korrekt festgestellt hatte, würde die lästige Frequenz ihr Leben schon sehr bald in Gefahr bringen. Im Gegensatz dazu bedrohte sie hier nichts, und sie waren weit vom potenziell gefährlichen Kapstadt entfernt. Große Fleischfresser wie der Smilodon oder moderne Löwen würden kein Fahrzeug angreifen, weil es weder so roch, aussah oder agierte wie seine normale Beute. Und jeder und alles im Inneren würde als Teil der Maschine angesehen. Sie konnte und musste sich als »in Sicherheit« und immer noch »im Urlaub« ansehen, zumindest bis sie den Orange River überquert hatten.
    Whispr warf Ingrid einen Seitenblick zu, als sich diese wieder gegen ihre bequeme Rückenlehne fallen ließ. Warum konnte er sich nicht in jemanden aus seinen eigenen sozialen, finanziellen und gebildeten Kreisen verlieben? , schalt er sich. Für ihn war sie viel zu reich, zu klug und zu attraktiv. Nicht nur aus anderen Kreisen, sondern von einem anderen Planeten. Sie hatte die Augen geschlossen und schien sich endlich zu entspannen.
    Er versuchte, den Blick nur auf die Straße vor sich zu richten, musste aber immer mal wieder zu der Frau hinübersehen, die neben ihm ein Nickerchen machte. Es war nicht genug, dass sie eine angesehene und erfolgreiche Ärztin war, dachte er. Oh nein. Darüber hinaus musste sie auch noch kürzlich manipulierte Kurven haben, die ihrer jetzigen Umgebung nacheiferten. Kurven, die aufgrund der Bewegungen desAllradfahrzeugs auf verlockende Weise beweglicher waren als jene, durch die sie fuhren.
    Wenn sie ihn dabei erwischte, dass er sie anstarrte, wäre er geliefert. Falls er dann rasch den Kopf herumriss, könnte er sich den Hals zerren. Er hätte beinahe vergessen, dass er eigentlich nach Tieren Ausschau halten wollte. Entschieden richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die vorbeigleitende Landschaft. Einige Osteoborus trotteten in der Nähe vorbei, deren Aussehen an Hunde erinnerte, die aber deutlich kräftigere Kiefer besaßen. Mehrere Spießböcke saßen auf einem Kamm wie dornige Perlen auf einer Kette aus zerbrochenem Granit. Ein seltsamer Fleck erschien hinter ihnen, verschwand und tauchte erneut auf   …
    Er war nicht organisch.
    Abrupt richtete er sich auf dem Fahrersitz auf und bellte einige Stimmbefehle. Das Bild der nach hinten zeigenden Wagenkamera zoomte heran, wurde klarer und deutlicher. Einen Augenblick lang dachte er, er hätte sich das Gesehene nur eingebildet. Eine Sekunde lang hoffte er es sogar.
    Als sie hörte, wie er die Befehle gab, blinzelte Ingrid und sah gähnend zu ihm herüber. Eingelullt durch die klare Luft und das sanfte Schaukeln des Wagens hatte sie ganz offensichtlich geschlafen.
    »Ist hinter uns irgendwas Interessantes? Sag mir nicht, dass uns ein Raubtier oder so was folgt.«
    Whispr war beschäftigt damit, gleichzeitig die Straße und die Szene hinter ihnen im Auge zu behalten. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Ich hab’s nur einmal gesehen, und ich bin mir nicht sicher, was genau ich eigentlich gesehen habe.«
    Jetzt war sie ganz Ohr. »Dann ist es ein Raubtier? Was für eins? Katze, Hund, Bär   – was verfolgt uns?«
    »Das Schlimmste: Affe.«
    Bei diesen Worten setzte sie sich rasch auf und drehte sich auf ihrem Sitz nach hinten um. Dort unterschied sich die Aussicht jedoch nicht sehr von dem Blick nach vorn: Sie sah zersplitterte Felsen, riesige, von Gletschern polierte Steinbrocken, Büsche, kleine Bäume, hin und wieder eine fellige Gestalt, die zwischen den Steinen herumhuschte. Auf jeden Fall nichts Alarmierendes. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Ich sehe nichts.«
    »Gut.« Die drahtigen Finger hatten das Lenkrad fest umklammert. War es eine Illusion gewesen? Eine Fata Morgana? Etwas, das hinter dem fahrenden Wagen durch eine Landschaft voller fantastischer Formen hüpfte, war nicht gerade leicht zu erkennen. »Hoffentlich bleibt das auch so.«
    ***
    Molé sorgte dafür, dass er zum Fahrzeug seiner Beute einen großen Abstand hielt. Er hatte es nicht eilig. Schließlich genoss er selbst auch die Aussicht und musste den Mord nicht baldmöglichst verüben. Für Mord war immer Zeit. Die vielen bemerkenswerten Kreaturen, die er an diesem Morgen bereits zu sehen bekommen hatte, stellten einen angenehmen Nebeneffekt seiner Aufgabe dar. Da er wusste, dass er nie wieder an diesen Ort kommen würde und er

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