Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Niederlassung Namens Newhaven in den Besitzungen Ihrer Hochmögenden. Der weise Kieft schob die Schuld nicht auf das Mittel, sondern auf die Dosis.
Eine zweite Proclamation von schwererem Kaliber als die vorige, erging in donnernden langen Sentenzen, wobei kein Wort weniger als fünf Sylben zählte. Es war eine Art Verruf, welcher allen getreuen Unterthanen verbot, den Feind mit Wachholderbranntwein, Lebkuchen und Sauerkraut zu verproviantiren, oder ihnen ihre Paßgänger von Pferden, ihre finnigen Schweine, ihren schlechten Aepfelbranntwein, Yankee-Rum, Cider-Wasser, Aepfelgebäck, Weatherfield-Zwiebeln, hölzerne Schalen abzukaufen, sondern sie vom Erdboden zu vertilgen.
Nach zwölf Monaten vergeblichen Harrens sandte Van Curlet abermals eine Depesche ab und stellte dringend seine traurige Lage vor. Seit Wouters Abgang war seine Garnison durch den Hintritt zweier tapfern Krieger, die sich an Salmen zu Tode gegessen hatten, um ein Achtel geschwunden; die Feinde belagerten und höhnten sie immer ärger; unter den letztern beleidigenden Umständen wird die Geschichte eines von den Yankees weggefangenen Schweins erzählt, welches der Compagnie angehörte und von dem Gras auf feindlichem Boden gefressen haben sollte, während doch diese Eindränger keinen Fleck Landes, geschweige denn Grases rechtmäßig besaßen; auch wurde über unbedeutendere Beleidigungen an Menschen, die man blutrünstig geschlagen, Klage angestellt.
Die blutigen Häupter der Ihrigen, mehr noch die empörende Gefangennehmung ihres edlen Genossen, des Schweins, weckte ein sympathetisches Grunzen in Aller Herzen. Nun setzte sich aber der Gouverneur mit dem Rath ernsthaft zusammen. Die Proclamationen waren in Mißcredit gefallen; Einige meinten, man solle den Yankees Tribut senden, wie die großen Mächte den kleinen Seeräubern der Berberei jährlichen Tribut zahlen oder die Indianer dem Teufel opfern; andre wollten sie abgekauft wissen, womit aber ein Anerkenntniß ihres Rechts verbunden gewesen wäre. Ganz zufällig stolperten die weitsichtigen Politiker auf den nächsten Gegenstand, den Plan, Truppen auszusenden und die Garnison damit zu verstärken. Die Maßregel gefiel und in weniger als zwölf Monaten war das ganze Expeditionscorps von einem Sergeanten und zwölf Mann marschfertig. Gerade als über diese Truppen Revue zum Ausrücken gehalten wurde, kam der ritterliche Jacobus Van Curlet in die Stadt gesprengt sammt seiner zerlumpten Besatzung und brachte die traurige Nachricht von einer Niederlage und von der Uebergabe seines wichtigen Postens an die Yankees.
Das Schicksal dieser wichtigen Festung ist eine lehrreiche Warnung für alle militärischen Befehlshaber. Sie wurde weder mit Sturm genommen, noch durch Aushungerung zur Uebergabe gezwungen, es bedurfte keiner Bresche, keiner feurigen Kugeln, keiner Zerstörung durch platzende Bomben. Das Fort wurde durch eine eben so sonderbare als wirksame List erobert, die nie fehlschlagen kann, wenn sich Gelegenheit dazu bietet. Ich darf zur Ehre unserer glorreichen Ahnen versichern, daß die Sache ihnen nicht zur Schande gereicht.
Es scheint, daß die hinterlistigen Yankees, von den regelmäßigen Gewohnheiten der Garnison unterrichtet, eine vortheilhafte Gelegenheit abwarteten und sich mitten an einem schwülen Tage in das Fort schlichen, während die wachsamen Vertheidiger, mit einem guten Mittagessen gesegnet und nachdem sie die Pfeifen ausgeraucht hatten, einer nach dem andern auf ihren Posten tüchtig schnarchten und sich von einem solchen Unstern warlich nichts träumen ließen. Der Feind packte den Van Curlet und seine handfesten Myrmidonen ohne alle Lebensart beim Genick, komplimentirte sie bis zum Thor der Festung und entließ sie, einen nach dem andern, mit einem Tritt in den H—, wie Carl XII. die schwerlöthigen Russen nach der Schlacht von Narva entließ. – Van Curlet aber erhielt zur Auszeichnung seiner Würde zwei Tritte.
Es wurde sogleich eine starke Garnison in die Festung gelegt: zwanzig langleibige, schwerfäustige Yankees mit Weatherfield-Zwiebeln, als Kokarden und Federn auf den Hüten, mit langen rostigen Vogelflinten, mit Mehlklösen, Stummfischen, Schweinefleisch und Kochzucker zu Vorräthen, und ein großer Kürbis wurde an eine Stange gesteckt als Standarte – da damals noch keine Freiheitskappen im Gebrauch waren.
Drittes Kapitel.
Welches die fürchterliche Wuth Wilhelms des Eigensinnigen und den großen Schmerz der Neu-Amsterdamer beschreibt, ferner wie Jener
Weitere Kostenlose Bücher