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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Langsam und mit Nachdruck passirte er die Städte Ninive, Babylon, Jericho und andre merkwürdige Oerter des Alterthums, welche die Yankees hierher gehext hatten; auch hielt er sich nicht in Puspanitsch, Patchog und Quag auf, sondern ging ohne viel Federlesen auf die Austerbai los.
    Hier stieß er auf eine tumultuarische Rotte von tapfern Kriegern, unter Anführung von Jöckel Stockfisch, Habakuk Nußkern, Wendum Kraft, Serubabel Unruh, Jonathan Tagdieb und Ehrenfest Gockel! – bei welchen Namen ihm zu Muthe ward, als ob das ganze Parlament der Preis-Gott-Barfüßer ihm entgegen gesandt worden wäre. Aber es war nur die Elite, und es zeigte sich, daß sie keine andre Waffen hatten als ihre Zungen, womit sie auf dem Schlachtfeld der Argumente siegen wollten. Dabei konnte der tapfre Stoffel sich aber nicht aufhalten und schlug sie sogleich in die Flucht, würde sie auch vollends in die See gejagt haben, hätten sie nicht um gut Wetter gebeten und sich zu einem Tribut verstanden.
    Neu-Amsterdam war über den Sieg so im Taumel, daß dem Stoffel Brinkerhoff ein großer Triumphzug votirt wurde. Er ritt auf einem Navaganset-Zelter, und vor ihm her trug man fünf Kürbisse, die wie die römischen Adler den Feinden als Standarten gedient hatten; man zählte fünfzig Karrn mit Austern, fünfhundert Büschel Weatherfield-Zwiebeln und hundert Centner Kabeljau, zwei Sauköpfe mit Zuckersyrup und viele andere Schätze, welche den Triumphzug verherrlichten. Eine Kriegsmusik, bestehend aus der Trompete Van Corlears und dem Spektakel der Gassenjungen und Neger, mit Klappern, Rasseln und lärmenden Muscheln, belebte den Zug; kein Mann konnte am Ende auf den Beinen stehn, und eingedenk der Verewigung durch Bildnisse bei den Alten, erlaubte Van Kieft, den Kopf des unerschrocknen Stoffel Halsbrecher auf alle Wirthsschilder zu malen!

Viertes Kapitel.
    Neues Unglück im Süden. – Heimlicher Zug des Jan Jansen Alpendam gegen die Schweden, und unverhoffter Lohn.
    Wilhelm der Eigensinnige gerieth in «einen Habersack von Verwirrungen,» denn nicht genug, daß ihn das gebrannte Herzeleid mit den Yankees quälte, mußten auch noch die Schweden, von dem Ruf des furchtbaren Mannweibes, der Königin Christine beseelt, unter dem Commando des Peter Minnewits einen Einfall wagen und sich am Delaware niederlassen, – der ebenfalls in den Gränzen der Neuen-Niederlande belegen war. Sie errichteten im Jahr 1638 ein Fort, und Minnewits erklärte sich zum Gouverneur alles Landes ringsum, unter der Benennung Neu-Schweden. Kieft schimpfte fürchterlich, berief eine Rathsversammlung und sprach, wie seit den Zeiten der Zehnhosen und Zähhosen nicht gesprochen worden war. Die Folge war – eine neue Proclamation. Aber die Schweden blieben wo sie waren. – Nun blieb nichts übrig, als eine Kriegsrüstung.
    Eine furchtbare Flotte, aus zwei Schaluppen bestehend, lief unter dem Befehl Mynheers Jan Jansen Alpendam, eines sehr wackeren Admirales, aus. Die Feinde wurden zwar als riesige Eisenfresser bezeichnet, die Speckkuchen verschlängen, Maitrank und Aepfelwein söffen, und rasende Raufer, Beißer, Bohrer, Schmierer und Räuber wären. Aller dieser beregten Eigenschaften ungeachtet lief die Flotte ohne Hinderniß in den Schuylkill in Maryland ein und kam am Ort ihrer Bestimmung an.
    Hier griff er den Feind mit einer kräftigen holländischen Rede an, die ihm Kieft in die Tasche gesteckt hatte, nannte sie einen Pack fauler, lümmelhafter, schnapssaufender, hahnenraufender, pferdehetzender, sclavenversetzender, wirthshausliegender, sabbathbetriegender, mulattenbrütender Schlingel, und sie sollten sich auf der Stelle aus dem Lande scheeren, oder –. Hierauf antworteten sie auf gut Englisch ganz kurz: «der Teufel werde sie schon zuerst holen.»
    Auf eine solche Antwort war weder Jan Jansen Alpendam, noch Wilhelmus Kieft gefaßt. Hier war nichts zu thun, als zurückzukehren und die Sache in das vortheilhafteste Licht zu setzen. Man erklärte Alpendam sogleich für das Muster aller Admiräle, weil er mit so kleinen Streitkräften so viel erreicht habe, ohne einen Mann zu verlieren. Man nannte ihn den Retter des Vaterlandes; die beiden Schaluppen wurden trocken gelegt, in ein Bassin, wo sie im Schlamm verfaulten, und um den Namen des Helden zu verewigen, errichtete man ihm auf Subscription ein Denkmal von tannenen Brettern auf der Spitze des Flatten-Barrak-Hill, welches drei ganzer Jahre stand, wo es dann nach und nach zu Brennholz verbraucht wurde.

Fünftes

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