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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Arbeit weg und ließen ihre Feuer ausgehen, um mit den Blasbälgen ihrer Lungen das Feuer der Factionen anzublasen; selbst Schneider, die Abschnitzel und Fleckchen der Menschheit, vergaßen ihr Maaß, um der Regierung das Maaß zu nehmen. Es fehlte nichts mehr, als ein halbes Dutzend Zeitungen und unerschrockene Redacteure, um die Erleuchtung zu vollenden und die ganze Provinz in Aufruhr zu setzen.
    Diese Volksversammlungen fanden in einem beliebten Wirthshause statt. Solche Oerter sind die wahren Findelhäuser guter Gedanken und Gesinnungen, denn hier fehlt es nicht an jenen Lebensströmen, welche den Partheien Kraft und Muth geben müssen. Es wird uns überliefert, daß die alten Deutschen sich im Trunk über wichtige Sachen berathen, und erst wenn sie nüchtern gewesen, entschieden hätten. Der schlaue Pöbel von Amerika liebt nicht diese zweierlei Vernunft, er entschließt sich und handelt sogleich im Trunke, wobei eine Unsumme von ärgerlichen Betrachtungen hinwegfällt – und da ein Mann, wenn er betrunken ist, doppelt sieht, so ist damit bewiesen, daß er zweimal besser sieht, als sein nüchterner Nachbar.

Sechstes Kapitel.
    Von der großen Pfeifenverschwörung – und von dem Elend, welches Wilhelm dem Eigensinnigen die Erleuchtung der Menge bereitete.
    Wilhelmus Kieft war, wie ich schon angedeutet habe, ein großer Gesetzgeber im Kleinen. Als Jüngling hatte er sich den Spruch Salomo’s eingeprägt: «Geh zu der Ameise, du Fauler; sieh auf ihre Wege und werde weise.» Daher kam es, daß er immer wie eine Ameise unruhig hin und her lief, sich viel zu thun machte, und oft über ein Senfkorn sich abmühete, als habe er einen Berg in Bewegung zu setzen.
    So geschah es denn, daß aus einem seiner Geisteskämpfe, die er Ueberlegen nannte, ein unglückliches Gesetz hervorging, welches den allgemeinen Gebrauch des Tabackrauchens verbot. Er fand durch mathematischen Beweis, daß es nicht allein für das Volk eine drückende Ausgabe, sondern auch ein Zeitverderber, ein Tödter des Glücks und der Moralität der Staatsgemeine sey. Unglückseliger Kieft! hättest du in diesem aufgeklärten und libellsüchtigen Zeitalter gelebt und die unschätzbare Preßfreiheit zu unterdrücken gewagt, du hättest die Empfindlichkeit von Millionen nicht schärfer treffen können.
    Der Volkshaufe ward wüthend; eine Schaar aufrührerischer Bürger versammelte sich sogar vor dem Haus des Gouverneurs, setzte sich keck hin, wie eine belagernde Armee, und rauchte mit solcher Hartnäckigkeit, als gelte es, ihn zu zwingen, daß er sich übergebe. Wilhelm der Eigensinnige rannte aus seinem Hause wie eine zornige Spinne und verlangte den Grund dieser aufrührerischen Versammlung und dieses gesetzwidrigen Rauchens zu wissen; aber die kecken Aufwiegler antworteten nur thatsächlich damit, daß sie sich sehr phlegmatisch auf ihren Sitzen ausstreckten und mit verdoppelter Wuth rauchten; sie verbreiteten so dicke Wolken, daß der kleine Mann froh war, wieder in sein Schlößchen zurück zu kommen.
    Der Gouverneur erfuhr bald die Ursache des Aufruhrs, und ward inne, daß es unmöglich seyn werde, eine Sitte aufzuheben, welche den Niederländern zur zweiten Natur geworden war. Dieß ist auch die Ursache, warum in meiner Geschichte dieser Sitte so oft gedacht wird. Die Pfeife kommt dem ächten Holländer nie vom Munde; sie ist sein Gefährte in der Einsamkeit, seine Erholung in müßigen Stunden, sein Rathgeber, sein Tröster, sein Augapfel, sein Stolz, kurz er scheint nur durch die Pfeife zu athmen und zu denken.
    Wilhelm der Eigensinnige ward endlich zu capituliren gezwungen; er wollte nun zwar die Sitte nicht aufheben, aber er verbannte jene schönen langen Pfeifen aus den Tagen Walters des Zweiflers, welche so viel Behaglichkeit, Ruhe und Mäßigung ausdrückten; an ihrer Stelle wollte er kleine pfiffige kurze Pfeifen von zwei Zoll Länge einführen, die man, wie er sagte, in eine Ecke des Mundes und in das Hutband stecken könnte, und der Arbeit nicht im Wege wären. Hierdurch schien die Menge etwas beruhigt und zerstreute sich nach ihren Wohnungen. Auf solche Weise endete der große Aufstand, der lange unter dem Namen des Pfeifen-Complotts bekannt war, und der sich, wie man etwas spitzig bemerkte, gleich den meisten Bewegungen dieser Art, in Rauch auflöste.
    Aber höre, Leser, welche beweinenswerthe Folgen später daraus hervorgingen. Der Rauch der schändlichen kleinen Pfeifen, der immer in Wolken um die Nase dampfte, drang durch diesen Weg

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