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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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schmetterte ganz satanisch – die muntern Chorsänger von SingSing erhoben einen abscheulichen Schlachtgesang – die Krieger von Breukelen und die Wallabonter bliesen herzhaft in ihre Muschelhörner, das gab zusammen ein Concert, als ob fünftausend französische Geiger ihre Geschicklichkeit in einer modernen Ouvertüre erprobten.
    War es nun, daß die plötzlich aufmarschirte schreckenerregende Fronte die Garnison zahm machte, oder daß die Aufforderung, sich auf Discretion zu ergeben, von Suen Scutz mißverstanden und auf seine eigene Discretion bezogen wurde, kurz es war ihm unmöglich, einer so artigen Aufforderung zu widerstehen. Grade noch zur rechten Zeit, als eben ein Schiffsjunge nach einem Brand gehen wollte, um die Wirbelkanonen loszufeuern, wurde auf dem Wall von der einzigen dort befindlichen Trommel Schamade geschlagen, worüber beide Partheien nicht wenig erfreut waren, da sie, obgleich ihnen der Magen aufs Kämpfen stand, doch vorzogen, ihr Mittagsmahl in Ruhe zu verzehren, als sich schwarze Augen und blutige Nasen zu holen.
    So kehrte denn diese unüberwindliche Festung wieder unter die Botmäßigkeit Ihrer Hochmögenden zurück; Scutz und seine Garnison von zwanzig Mann durften mit klingendem Spiel ausmarschiren, und der großmüthige Peter erlaubte ihnen, alle Waffen und Vorräthe zu behalten – man fand sie nämlich ganz untauglich, welches sie schon von den Zeiten Poffenburgs her gewesen waren. Van Corlear erhielt zum Lohn für seine bereits geleisteten Dienste ein Landgut in der Nähe, das bis auf den heutigen Tag Corlears Hook heißt.
    Die beispiellose Großmuth Stuyvesants erregte Unzufriedenheit in der Hauptstadt, besonders unter denen, die in den Tagen Wilhelm des Eigensinnigen geherrscht hatten, und jetzt, da der Gouverneur abwesend war, selbst auf der Straße über ihn raisonnirten. Auch in dem Rathszimmer wurde gemurrt, und man kann nicht wissen, ob sie nicht starke Reden gegen den Gouverneur gehalten hätten, wäre er nicht so klug gewesen, seinen Stock nach Hause zu schicken, um ihn als Zeichen seiner Macht auf den Rathstisch zu legen; die Herren merkten, was es zu bedeuten hatte, und hielten von da an den Mund.

Fünftes Kapitel.
    Wie Peter Stuyvesant, von unersättlicher Kriegslust erfüllt, das schwedische Fort Christina angriff und das Murren seiner Völker zuvor mit einer soliden Mahlzeit beschwichtigen mußte.
    Wie ein mächtiger Herr vom Rath, wenn bei einer feierlichen Amtsmahlzeit der erste Löffel Schildkrötensuppe seinen Gaumen labt und er mit zehnfach gereiztem Appetit seine kräftigen Angriffe auf die Terrine wiederholt, während seine gefräßigen Augen gierig umherrollen und alles auf der Tafel verschlingen – so empfand der kampflustige Peter Stuyvesant einen unerträglichen Hunger nach kriegerischen Thaten, der bis in alle Eingeweide raste und nach der schnellen Besitznahme des Forts Casimir nichts übrig ließ, als die Eroberung von ganz Neu-Schweden. Kaum hatte er sich daher dieß Fort gesichert, als er entschlossen aufbrach, um von dem Fort Christina (der jetzigen Stadt Christiana oder Christeen) neue Lorbeern zu erndten.
    Es war dies der Posten an dem kleinen Fluß desselben Namens; hier lag der listige Jan Rising fürchterlich in seinem Hinterhalte, wie eine graubärtige Spinne in der Citadelle ihres Gewebes.
    So wie Peter Stuyvesant ankam, ging es sogleich ans Verschanzen, und nachdem die erste Parallele gezogen war, mußte sogleich Anton Van Corlear hinauf, um die Festung zur Uebergabe aufzufordern. Van Corlear wurde mit der gebührenden Höflichkeit empfangen, bekam am Thor die Augen verbunden, und wurde durch einen schändlichen Geruch von Seefischen und Zwiebeln zu der Citadelle, einer ansehnlichen Hütte von Tannenholz, geführt. Die Binde ward abgenommen und er befand sich in der erlauchten Gegenwart des Gouverneur Rising. Dieser Befehlshaber war, wie schon bemerkt, von riesenhaftem Wuchs, er hatte einen groben blauen Rock an, um die Hüfte mit einem ledernen Gürtel, der die ungeheuern Rockschößen und Taschen recht kriegerisch abstehen machte; die schweren Beine stacken in fuchsfarbenen Courierstiefeln; so stand er mit ausgespreiztem Untergestell, wie der Coloß von Rhodus, vor einem Stückchen zerbrochenen Spiegel und kratzte sich mit einem stumpfen Rasirmesser den Bart. Diese schmerzhafte Operation brachte fürchterliche Grimassen zum Vorschein, welche das grausige Ansehen dieses Mannes um Vieles erhöheten. Wie Antonius Van Corlear genannt wurde,

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