Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
denn nun schmettern die kriegerischen Töne der Einwohnerschaft von Neu-Amsterdam von den Wällen der Stadt herab. Plötzlich verstummte dieser Lärm, und siehe, mitten aus einer großen Staubwolke hervor sah man die schwefelfarbenen Beinkleider und das schimmernde Silberbein Peter Stuyvesants im Sonnenschein glänzen. Er nahete mit einem furchtbaren Heere, welches er längs den Gestaden des Hudson ausgehoben hatte. Der treffliche anonyme Verfasser des Stuyvesant’schen Manuscripts ergießt sich jetzt in eine lobpreisende Beschreibung der Waffenmacht, die durch das Hauptthor der Stadt herausmarschirte.
Zuerst kamen die Van Bummels, welche die lieblichen Ufer der Bronx bewohnen, kurze fette Menschen mit ungeheuern Pluderhosen, berühmt als Tellerhelden und als Erfinder der Suppawn oder Milchschwammerlinge. – Dicht an ihren Versen marschirten die Van Vlotens, von Kaatskill, furchtbare Aepfelmost-Säufer und Schnapshelden. – Nach ihnen kamen die Van Pelts und Groodt Esopus, geschickte Reiter auf besenschweifigen Stuten der Esopus-Race, sie waren Rattenjäger, besonders der Bisamratze, und nach ihnen nannte man die Thierfelle Pelze. – Dann erschienen die Van Nests von Kinderhoek, ein tapfres Geschlecht von Vogelnest-Aushebern; sie werden für die Erfinder der Schlapp-Jacke und Buchweizen-Kuchen gehalten. – Nun die Van Higginbottoms, von der Wapping’s Bucht; sie kamen mit Stöcken und Ruthen bewaffnet, ein Geschlecht von Schulmeistern, die zuerst die wunderbare Sympathie zwischen dem Sitz der Ehre und dem Sitz des Verstandes entdeckten, und fanden, daß der kürzeste Weg, Kenntnisse in die Köpfe zu bringen, der sey, sie dem H— einzubläuen. – Dann die Van Grolls von Antonis-Nase, die ihren Schnaps in netten runden Buttelchen nachführten, weil sie ihn wegen ihrer großen Nasen nicht anders trinken konnten. – Darauf die Gardeniers vom Hudson und der Gegend, die sich besonderer Fertigkeiten rühmten, als der Kunst, Wassermelonen zu holen, Kaninchen aus ihren Löchern zu rauchen und dergleichen, und welche die gebratene Schweinenschweifchen sehr gern aßen, daher für die Vorfahren der berühmten Congreßmitglieder dieses Namens gehalten werden. – Sodann die Van Hoesens, von SingSing, große Chorsänger und Maultrommelspieler; sie marschirten zwei und zwei und sangen das große Lied vom heiligen Nikolaus. – Hiernächst die Couenhovens von Sleepy-Hollow; von ihnen stammen die trefflichen Gastwirthe ab, welche die Erfindung machten, eine Viertelmaß Wein auf Schoppenbouteillen zu ziehen. – Dann die Van Kortlandts, die an den wilden Ufern des Croton lebten und große Entenjäger waren, die sie mit langen Bogen geschickt erlegten. – Nun die Van Bunschotens von Nyack und Kakiat, die ersten, welche immer mit dem linken Fuß austraten; sie waren ritterliche Buschklopfer und Waschbären-Jäger beim Mondschein. – Dann die Van Winkles von Harlem, gewaltige Eierausschlürfer und bekannt als Pferderenner und Kreidemänner im Wirthshause; sie waren die ersten, die mit beiden Augen zugleich nickten. – Zuletzt kamen die Knickerbockers, aus der großen Stadt Scaghtikoke, wo die Leute bei windigem Wetter Steine auf die Häuser legen, damit sie nicht weggeblasen werden. Sie leiteten ihren Namen, wie Einige sagen, von knicker, schütteln, und Becker, Becher, her, als ob sie große Zechbrüder gewesen wären, aber diese Ableitung ist falsch; es heißt vielmehr Büchernicker oder Leute, die über vielem Bücherlesen endlich einschlafen – von diesen stammt der Schreiber dieser Geschichte ab.
Dieß war die Legion von rüstigen Buschklopfern, die durchs große Thor von Neu-Amsterdam ein und aus zogen. Das beregte Manuscript nennt noch weit mehr Kriegerstämme, aber sie aufzuzählen wäre bei dem Drang der Ereignisse zu lang. Peter Löwenherz war hoch erfreut über die Schaaren edler Krieger, die an ihm vorbeidefilirten, und er beschloß, ihren Muth nicht länger in Fesseln zu schlagen und die Unthat auf Fort Casimir unverweilt zu rächen.
Ehe ich aber zu diesen glorreichen Thaten eile, muß ich eine Pause machen und das Schicksal des Jacobus Van Poffenburg erzählen, der als General
en chef
ein trauriges Loos fand. So bösartig ist die Natur der Menschen, daß kaum die Nachricht von seiner Niederlage anlangte, als auch tausend Gerüchte sich in Neu-Amsterdam verbreiteten, welche auf einen Verrath, auf ein Einverständniß mit dem schwedischen Commandanten anspielten, und sogar von Geldbestechung sprachen.
So viel
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