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Hund aufs Herz

Hund aufs Herz

Titel: Hund aufs Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Haucke
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genestelt, rasiert und geschnippelt – stundenlang.
    Auf dem Hotelflur begegnet mir ein Afghane – der kühne Gazellenjäger, schnell wie der Wüstenwind – in einem Plastikanzug, eingeschlossen bis zum Hals, nur der edle Kopf schaut verständnislos aus dem himmelblauen Idiotenhabit.
    Alles ist relativ. Und die Terrier, sofern sie nicht weiß sind, haben es relativ besser. Sie werden nur zu etwas Holzgeschnitztem getrimmt: Fox, Irish, Kerry Blue … Oder zu Lämmchen-Attrappen: Bedlington.
    Am letzten Tag dann der Höhepunkt: die Kür des absolut schönsten Hundes der Show. Aus mehr als zwanzigtausend Hunden, Hunderten von Rassen, der ab-so-lut Schönste! Der Wahnsinn hat jegliche Methode verloren. Über die höchst zweifelhafte Qualität des Gekürten wird nicht gesprochen. Er steht da, sieht schön aus. Das muß genügen.
    Also was bleibt? Cui bono? Wem nützt der grausame Zirkus? Wäre zu nennen: den Veranstaltern, denn die Eintrittspreise sind saftig. Den zahlreichen Verkäufern von «Bedarfsartikeln» für Hunde, im allerweitesten Sinne. Eukanuba und Pedigree haben zwei Futtermittelkathedralen in der größten Halle aufgebaut und werfen Hundekuchen unters Volk. Sodann: der Eitelkeit der Menschen, die ihre vergewaltigten Tiere hierherzerren. Die Leute können einem leid tun: Die St.-Paul’s-Kathedrale aus Streichhölzern zu basteln wäre sinnvoller und täte niemandem weh.
    Hätte ich jeden einzelnen Aussteller gefragt, ob er (besser: sie) denn ein Hundeliebhaber sei – ich verwette mein Haus: jeder, aber auch jeder hätte das bejaht. Trommelfellzerstörende Brusttöne der Überzeugung. Ein Chor der Lüge. Denn:
    Wäre es möglich, die Betroffenen, die «Exponate» dieser oder jeder anderen derartigen Ausstellung zu befragen, ich verwette meine übrige schmale Habe: Keiner, nicht ein einziger Hund, würde freiwillig erscheinen. Öd und leer blieben dreißigtausend Quadratmeter Ausstellungsfläche, durch die leeren Hallen wehte der Wind der Vernunft.
    Und die guten, die wahren Hundefreunde sitzen daheim am Kamin, schauen ihren Gefährten in die Augen und wissen ohnehin: Er ist der Schönste.

Hunde im Knast
    Zwinger: Der Name ist schon Programm. Zwingen = Gewalt antun, der Freiheit berauben, einkerkern, dem Leben also entziehen, der Gemeinschaft entreißen, isolieren. Käfighaltung eben.
    Jene spezifisch menschliche Mischung aus Grausamkeit und infantiler Dummheit ist wieder am Köcheln und mag nicht zur Kenntnis nehmen, daß Zwinger doch nur das Substantiv von zwingen ist.
    Wozu dann also «hält» der Mensch den Hund? Im besten, schönsten aller möglichen Fälle doch, um mit ihm zu leben. Wie auch immer dieses Leben aussehen mag: Dem Hund, der neben dem Bettler auf der Straße liegt, geht es viel besser als dem gottverlassenen Reinrassigen im teuersten Zwinger.
    Was ist nicht schon alles über des Menschen besten Freund, seinen treuen Begleiter, den Wächter über Haus und Hof, Weib und Kind, den unbestechlichen Hüter der Habe seines Herrn – äh, seines menschlichen Freundes – zusammengeschmiert worden. Zentnerweise tränenselige Makulatur, entstanden aus Rührung über die eigene Güte.
    Ohne Scham aber bietet die rührige Industrie vorgefertigte Käfige in verschiedenen Dessins an: «Seht, hier könnt ihr euren Liebling einknasten, wann und wie lange ihr mögt. Keine Verwendung im Moment? Fällt er lästig, der Schöne, Große? Zur Zeit keine Bewunderer des treuen Wächters? Ab in die Zelle! Bis auf weiteres. Man wird sehen. »
    Ich schneide jetzt den wutentbrannten Gegenstimmen erst mal ein Loch ins Segel und zitiere das kommende Geschrei:
    1. «Einem gesunden Hund macht der Aufenthalt im Zwinger nichts aus. »
    2. «Es ist ja immer nur für ein paar Stunden. Und nachts natürlich. Und wenn wir mal kurz verreisen müssen. Aber dann versorgt ihn der Nachbar. Der läßt ihn auch raus und säubert den Zwinger. »
    3. «Meiner geht sogar gerne in den Zwinger. Da fühlt er sich wohl, das ist gewissermaßen sein Zuhause.“
    4. «Hunde sind schon immer im Zwinger gehalten worden, und kein Mensch hat sich aufgeregt. Also was soll das Ganze?»
     
    Na schön. Zu eins: Jeder Hund –jeder – wird bei andauernder Zwingerhaltung wahnsinnig. Motorische Hunde eher, phlegmatische später. Der Wahnsinn zeigt sich in Form von Aggression oder totaler Depression. «Zwingergeeignete» Hunde gibt es nicht, das würde den Menschen so passen: Freispruch für diese schlimme Art subtiler Folter.
    Zu zwei: Kein Hund

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