Hund aufs Herz
nicht. Und wer wäre berufener, Aufklärungsarbeit zu leisten, als der Allmächtige?
Nein, bitte, ich meine nicht den lieben Gott, sondern – etwas näherliegend – den VDH. An ihm wäre es, Aufklärungsarbeit zu leisten, er hätte die Möglichkeiten und die Mittel, für ein – zeitlich begrenztes –Zuchtverbot zu werben. Zumal in jedem Tierheim zunehmend auch Rassehunde mit gültigen Papieren zur Disposition stehen. Ist es denn für diesen riesigen Hundeverwalter nicht zumutbar, einen gewissen Rückgang der Meldungen für die Rassehundshows hinzunehmen, wenn damit der entsetzliche Kreislauf des Kaufens und Wegwerfens unserer Hunde rückläufig wäre? Oder wenigstens zum Stillstand käme? Kann man Hundefreund sein, wenn man diese hier herrschenden Zustände ignoriert? So tut, als sei alles in Ordnung? Nein, meine Herren von der Leitung des VDH: Es ist keinesfalls in Ordnung mit der Hundezüchterei, und Sie wissen es. Und Sie könnten etwas dagegen tun, das wissen Sie auch!
Meine Damen und Herren, ich habe wenig Hoffnung, daß meine Worte etwas bewirken. Aber Änderungen bestehender Verhältnisse fangen immer mit Denkanstößen an. In meinem Fall mit etwas so Einfachem wie dem Hinweis auf nachprüfbare Fakten. Ich möchte wenigstens nicht zu denen gehören, die auch das Maul gehalten haben. Vielleicht stellt sich Ihnen aber jetzt die Frage – nachdem ich versucht habe darzulegen, wozu und in wie großer Anzahl unsere Hunde mißbraucht werden –, wozu wir denn eine – möglicherweise verminderte – Anzahl von Hunden brauchen. Wie dringend und ob überhaupt.
Diese Frage kann ich von ganzem Herzen bejahen. Wir brauchen unsere Hunde! Lassen Sie mich das mit einem kurzen Märchen veranschaulichen. Und glauben Sic mir: Was wie eine Variante zum Anfang der «Bremer Stadtmusikanten» klingt, ist schließlich kein Märchen, sondern das Ende einer entwicklungsgeschichtlichen Epoche und der Beginn einer neuen.
«Es war einmal ein kleines Mädchen, dem starb seine Mutter. Da legte es sich ins Bett und sprach mit niemandem mehr. Sein Vater rief viele Ärzte herbei, aber keiner konnte helfen. Eines Tages kam ein Hündchen ins Zimmer, setzte sich auf das Bett und sagte: (Streichle mich!› Das Kind regte sich nicht. Da sagte der Hund noch einmal: ‹Streichle mich!› Aber das Mädchen sah starr vor sich hin. Da legte der kleine Hund sich auf seine Brust und kitzelte es mit dem Schwanz an der Nase. Da lachte das Kind und streichelte ihn. Danach stand es auf und war wieder gesund. »
Und ein zweites Märchen:
«Es war einmal ein alter Mann, dem gefiel das Leben nicht mehr. Er wusch sich nicht, kochte kein Essen und ging nie aus dem Haus. Da kam ein großer Hund und sagte: ‹Ich habe Hunger.) Der Mann ging in die Küche und kochte Brei für ihn. Als der Hund gegessen hatte, sagte er: ‹Putz mir das Fell.) Der Mann nahm eine Bürste und striegelte den Hund. Als sein Fell glänzte, sagte der Hund: ‹Geh mit mir spazieren.) Der Mann nahm seinen Hut und ging mit ihm spazieren. Das gefiel dem Hund, und er blieb bei ihm, und der Mann wurde seines Lebens wieder froh. »
Vergessen wir nicht: Über Zehntausende von Jahren haben Hunde den Menschen geholfen zu überleben. Ohne Hunde wäre er ein erbärmlicher Jäger geblieben, sein Haus und Hof wären jedem Überfall preisgegeben, seine Herden von Raubtieren dezimiert und täglich in alle Winde zerstreut. Hannibal wäre ohne seine furchterregenden Molosser nicht über die Alpen gegangen, und ohne Katzen und Hunde wären die Menschen verhungert, weil Ratten und Mäuse die Vorräte für schlechte Zeiten aufgefressen hätten.
Und nun? Immer noch gibt es viele Millionen Hunde, auch im urbanisierten Mitteleuropa streifen sie durch das ihnen allein verbliebene Dickicht, das Dickicht unserer Städte. Was, um alles in der Welt, bringt Menschen dazu, sich immer wieder, scheinbar gegen alle Vernunft, mit Tieren zu belasten, die mit zunehmender Mißbilligung der Mehrheit nur Ärger und Kosten zu verursachen scheinen?
Sind die sechs Millionen Hundebesitzer allein in der Bundesrepublik allesamt verrückt? Übrigens stehen die Deutschen damit an vorletzter Stelle der sogenannten zivilisierten Länder. Nur in Japan werden noch weniger Hunde gehalten. Diese Information hilft vielleicht dabei, einen klaren Kopf zu behalten, wenn die Medien wieder einmal krakeelen, daß wir nun endgültig unter Hunden und deren Kot begraben würden.
Irgend etwas scheinen unsere Haustiere
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