Hund- und Haussitting: oder wie drei Nasen alles kaputt machen
wieder sagen …“
„Nein, Mama! Ich werde den ganzen Abend mit verschränkten Armen an der Wand stehen bleiben!“
„Tu, was du nicht lassen kannst, aber fahr endlich los! Es ist gleich neun Uhr und du solltest schon da sein!“
„Ich kann auch zuhause bleiben! Jogginghose und Sweatshirt hab ich dabei!“
„Unterstehe dich! Denk an deine Zukunft und wie wichtig dieser Abend für dich ist!“
Makler, Mädchen und Moneten
Irgendwie tauchten ihre Erinnerungen gerade in ein Déjà-vu ab. Bremen, Party, dieselben Klamotten, viele Nobelkarossen und ein großes Anwesen, das dem glich …
Nein, das hier war anders, Oyten lag in Niedersachsen!
Sie fuhr keine Rostlaube mehr und überhaupt … letztes Mal hatte sie Unterwäsche an!
Ein Stoßgebet folgte dem nächsten, als sie die Stufen vor dem Haus erklomm.
Immer die gleichen Worte: Bitte lieber Gott, lass ihn nicht hier sein! Bitte, bitte, bitte!
Der Hausherr höchstpersönlich öffnete die Tür und schloss Alischa gleich in die Arme. „Guten Abend, Frau Dremel, schön, dass Sie doch noch meiner Einladung gefolgt sind. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, Sie würde nicht kommen.“
„Ja, guten Abend, mit Familie ist es nicht so einfach sich freizuschaufeln. Aber ich möchte mich noch mal für Ihre Einladung bedanken.“
„Das war für mich doch selbstverständlich!“
Er geleitete sie zu seinen Gästen und stellte sie den ersten vor.
Was für ein Aufgebot! Catering extrem. Diese Silvesterparty besuchten locker zweihundert Gäste und dementsprechend standen Bars in einem Festzelt, das eigens auf dem Grundstück errichtet worden war. Herrlich, das war schon ein halbes Bierzelt, so wie es Alischa von den bayrischen Volksfesten kannte! Wunderbar, um einer gewissen Person gegebenenfalls aus dem Weg zu gehen. Falls er denn anwesend war.
Und überall standen für die Gäste Heizlüfter an den Wänden. Jepp, hier im Zelt hatte es locker dreißig Grad und so entspannte sie sich wenigstens hinsichtlich ihrer kälteempfindlichen Oberweite.
Neben dem Small Talk sondierte Alischa die Umgebung. Ihre Unruhe legte sich, denn nirgends lief, stand oder saß ein Kerl, der nach ‚ihm‘ aussah.
Doch trotz innerlicher Unruhe, die sich legte, war sie auch seltsamerweise enttäuscht …
Ihr zukünftiger Klient ließ nicht locker, anscheinend wollte er ihr persönlich alle zweihundert Gäste vorstellen. Nach einigen Leuten, deren Namen sie sich immer wieder versuchte einzuprägen, bekam sie ein Sektglas in die Hand gedrückt. Und das Anstoßen musste natürlich auch jedes Mal wiederholt werden.
Noch bevor sie es richtig registrierte, hatte Alischa das dritte Glas Sekt geleert.
Endlich kam ihr Retter auf sie zu und zog sie nun in seine Arme. „Herbert, du überforderst meine beste Mitarbeiterin! Ich entführe sie dir jetzt, damit ich sie meiner Familie vorstellen kann!“
Gesagt, getan!
Alischa lernte Darius’ Frau Karla und seinen Sohn Eddi kennen und wusste … diese Frau und sie wurden niemals Freunde! Ehrlich, Karla hatte bestimmt ’nen Fisch im Arsch! Erst mal gab sie Alischa nicht die Hand und dann musterte dieses blöde Weib die junge Anwältin, als wäre sie eine Aussätzige.
„Papa, ich geh mit Frau Dremel an die Bar. Hier sitzen doch nur alte …“
„Schneckchen, verkneife es dir! Ich bin zwar Anwalt, aber ich werde dich nicht verteidigen, wenn du Klagen an den Hals bekommst, weil du die Gäste beleidigst!“, kam es flachsend von Darius zurück, der seiner Tochter Alexandra zuzwinkerte. Er wusste auch so, was sie meinte und gab mit einer Kopfbewegung zur Seite grünes Licht.
Bevor Alischa sich versah, stand sie neben Alexa an einer Bar, die von drei nett aussehenden Herren bedient wurde. Doch zumindest rutschte ihr ein ‚Danke‘ über die Lippen.
„Sie sehen in Ihrer anderen Aufmachung zwar wie eine perfekte alte Anwältin aus, aber hier wird heut gefeiert und, wenn ich es mir herausnehmen darf … Sie sehen heute scharf aus und sollten nicht unter den Senioren feiern!“
„Ja, danke. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange meine letzte Party her ist.“
„Herbert weiß, wie man Partys schmeißt, aber er sollte einen Bereich für die Unter-fünfunddreißig-Jährigen einrichten“, seufzte Alexa.
„Dann dürfte ich ja auch nur noch drei Jahre bei dem jungen Volk bleiben!“, bemerkte Alischa mit gerümpfter Nase.
„Nee, niemals! Vielleicht mit gutem Willen, wenn Sie Ihre Arbeitskluft anhaben, dann, aber echt nur dann … Sie
Weitere Kostenlose Bücher