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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ich bin
wirklich bei Sinnen. Aber es geht um eine Wette. Ihnen machen doch die paar
Striche nichts aus.“
    Sie lachte und tat ihm den Gefallen.
Zehn Striche malte sie und dann mit einem „Wollen-mal-nicht-so-sein!“ noch
zwei.

    Klößchen strahlte. „Heißen Dank! Und
ein schönes Wochenende!“
    Er rannte hinaus.
    Triumphierend schwenkte er den
Bierfilz, den Gaby in Empfang nahm und in ihre Umhängetasche steckte.
    „Hast eine gefährliche Hose an, Willi“,
meinte sie.
    „Wie? Ach so! Ist nur die Länge. Da
wachse ich noch rein. Und wenn nicht, dann schenke ich sie Flori. Der wird ja
einsneunzig.“
    Flori polkte sich einen Tabakkrümel von
der Lippe — er rauchte nur Filterlose — und blies dann hochnäsig einen
Rauchring in die Luft.
    „Kann mich gar nicht kratzen, dein
Dummschmus. Euch habe ich sowieso durchschaut. Aber ihr werdet noch staunen.
Dann seid ihr die ersten, die sich bei mir entschuldigen. Oder auch nicht,
falls ihr der Ehrfurcht entbehrt.“
    „A propos (übrigens) Ehrfurcht“,
sagte Pfote — wie Gaby bisweilen genannt wird, „wir müssen jetzt in sämtlichen
Lebensmittelgeschäften — hier! — die Gurkengläser zählen. Das heißt, nur jene,
die im Schaufenster ausgestellt sind. Bitte, Ehrfurcht vor den Gurken. Auch
wenn sie sauer sind. Damit meine ich nicht dich, Flori“, setzte sie mit
seidigem Lächeln hinzu.
    „Und ein bißchen Beeilung!“ mahnte
Tarzan. „Sonst holt Gruppe drei uns noch ein. Das wäre beschämend. Schlimm
genug, daß wir von den Goethe-Schülern kein Rücklicht sehen. Ich glaube, die
haben den Vorsprung vergrößert.“
    Sie entdeckten drei Geschäfte, aber
kein Gurkenglas.
    „Null Gurke!“ lachte Gaby.
    Wieder nahm sie den Bogen zu Hilfe.
    „Aufgaben haben wir nicht mehr. Aber
jetzt beansprucht Lefkaje unseren Pfadfindergeist. Ist ein Wegerätsel. Das geht
so: Zum Habichts-Knacker, links der Potz-Buche dorthin, wo sich um Mitternacht
alle fürchten. Auf Eisenblech mit Kreide die Initialen (Anfangsbuchstaben) schreiben. Und westwärts dem Weg nach.“
    Tarzan hatte sofort verstanden, war er
doch in Mathe sehr gut und Schnelldenker sowieso. Aber er überließ Karl die
Lösung.
    Der sagte: „Ist leicht.
Habichts-Knacker ist Habichtswald, Knacker nämlich das Rotwelsch-Wort (Rotwelsch
= Gaunersprache) für Wald. Bei Potz-Buche steht potz für Blitz, sagte man doch
früher potz Blitz!, wenn tierischer Himbeerpudding gemeint war. Links vorbei.
Ist klar. Und wo fürchten sich alle um Mitternacht? Beim Gruselbunker. An der
Tür ist Eisenblech. Da signieren (unterschreiben) wir, daß wir da waren.
Dann biegt die Kurve westwärts, nämlich zurück zum Wege-Eck, wo wir nicht nur
gestartet sind, sondern auch ankommen sollen.“
    „Absolut richtige Analyse (Auflösung)“, nickte Tarzan. „Wirst hiermit zum Oberpfadfinder ernannt, Karl.“
    Seine Freunde lachten. Flori „rooochte“
noch. Thilo machte eine Miene, die doof sein sollte, aber eher nach
Verschlagenheit aussah.
    „Gruselbunker? Wo gibt’s einen
Gruselbunker?“
    „Im Wald“, sagte Tarzan, „1000 Meter
links hinter der Potz-Buche. Noch nie gehört? Ist ein Bunkerrest aus dem
Zweiten Weltkrieg. Der Beton-Schutzraum steht dort im Wald allein, und die
Gruselei hat ihre Bewandtnis. Das ist wegen der Skelette.“
    Flori reckte seinen Hals der
Kragengröße 23.
    Thilo peilte aufmerksam an seinen
Pickeln vorbei.
    „Skelette?“ fragte Klößchen, der nicht
alles wußte, was den Bunker betraf.
    „Skelette“, nickte Tarzan. „Das ist
das, was auch du tief in dir trägst, verborgen unter den Schutzschichten, die
entstanden sind durch erfolgreiche Schoko-Mast.“
    „Ich weiß, daß die Knochen mich
aufrecht halten“, schnappte Klößchen. „Aber deshalb grusele ich mich nicht.“
    „Was ich von der Sache weiß, ist das“,
sagte Tarzan: „Nach 1945 kümmerte sich zunächst kein Mensch um die Betonhöhle
im Wald, den Bunker. Liegt zu weit ab von der Stadt und dem nächsten Dorf.
Beerenpflücker und Pilzsucher, die dort vorbeilatschten, dachten wohl, der
Bunker — aha! — wie gut, daß die Kriegszeit vorbei ist und wir den Unterschlupf
nicht mehr brauchen, und hoffentlich auch nie wieder in nächster und fernster
Zukunft. Frommer Wunsch! Er täte den Schwachsinnigen gut, die Macht für was
Schönes halten und mit Atomwaffen rumspielen. Jedenfalls war die Tür zu unserem
Bunker zwei Jahre lang verschlossen. Bis neugierige Kinder den schweren Riegel
betätigten, der außen an der Tür ist. Sie

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