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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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BAUM einen Bierdeckel
holen. Einfach so. Aber es mußte ein bekritzelter sein, einer, auf dem die
Serviererin mit Strichen die Anzahl der gepichelten Biere vermerkt hatte.
    „Freiwillige vor!“ sagte Tarzan, als
sie vor dem Gasthaus absaßen. „Sonst mache ich’s.“
    Gaby reckte sich und sah durch die
Fenster hinein.
    „Frühschoppler sind noch drin.
Mittagsgäste werden auch bald kommen. Die Serviererin wiegt zwei Zentner.
Mißliebige Gäste befördert sie wahrscheinlich selbst hinaus.“
    Thilo hatte bislang wenig gesagt.
Vollen Ernstes wandte er sich an seinen Freund Flori: „Das ist was für dich.“
    „Wieso für mich?“
    Flori war im Begriff, sich die zweite
Zigarette zu gönnen. Er sah abgekämpfter aus als Rudolf Fäustl, der Boxer, nach
seiner letzten Niederlage.
    „Ist was für starke Naturen“, meinte
Thilo. Mit Daumen und Zeigefinger quetschte er an einem Pickel herum.
    „Ist doch ‘ne Kinderei!“ schmetterte
Flori das Ansinnen ab. „Dazu bin ich mir zu schade. Ich roooche jetzt eine.
Klaut ihr euren Bierfilz.“
    „Das kühne Blut der Geckenheims“,
lachte Gaby. „In eure Familiengeschichte gehst du sicherlich ein als Florian,
der Heldenhafte.“
    „Was soll nun das wieder heißen?“
schnappte er. Aber er hatte sehr gut verstanden.
    „Ich gehe“, erbot sich Klößchen und
lehnte Tarzan das Rad an die Hüfte.
    „Daß du mir keine Schokolade kaufst!“
warnte der. „Wäre ein Verstoß gegen die Regeln.“
    „Fällt mir nicht im Traum ein“,
behauptete Klößchen. „Drei Tafeln sind noch in der Satteltasche. Genügsam wie
ich bin, reicht mir das bis nachher.“
    Er grinste, winkelte die Arme an und
marschierte los.
    Er hatte reißfeste Arbeitsjeans
angezogen. Um die erforderliche Weite zu erreichen, war er auf eine beachtliche
Größe ausgewichen. Die Jeans hätten Flori noch gepaßt — aber erst nach dessen
Wachstumsschub auf einsneunzig. Um etwa einen halben Meter waren Klößchen die
Hosenbeine zu lang. Statt sie abzuschneiden und umnähen zu lassen, hatte er den
Überschuß aufgerollt.
    Rechts hatte der knöchelhohe
Rettungsring nichts von seiner Form verloren. Links aber, hinten nämlich,
entrollte er sich. Klößchens Fuß geriet in eine Falle. Er trat in dem Moment
drauf, als er durch die Tür wollte.
    Er stolperte und wäre auf die Nase
gesegelt, wurde aber abgefangen von der stämmigen Serviererin, die mal den Kopf
ins Freie steckte, um nach dem Wetter zu sehen.
    „Verzeihung!“
    Klößchen prallte ab wie von einer
Gummiwand. Er fand das Gleichgewicht und hielt sich am Türgriff fest.
    Kritisch wurde er gemustert, als er sich
bückte und die Jeans wieder aufrollte.
    „Hast du etwa getrunken?“ fragte die
Serviererin.
    „Ich trinke nie“, erwiderte Klößchen
von unten. „Jedenfalls nichts Alkoholisches.“
    Die Frau streifte die andern mit einem
Blick und ging in die Gaststube zurück.
    Klößchen stampfte hinterher.
    Zunächst beachtete ihn niemand, während
er von einem leeren Tisch zum nächsten ging. Es schien, als könnte er sich
nicht entschließen, obwohl die Tische alle gleich waren.
    Rad und Speiche, ihr Rallye-Affen!
fluchte er lautlos. Nur saubere Bierdeckel. Keiner bekritzelt. Die wechseln die
wohl wie die Tischdecken. Oder hat die Dicke ein Gedächtnis wie Karl? Merkt die
sich, was jeder hatte — und wenn’s zum Schluß 88 Biere sind, 30 Schnäpse — auch
Katschedis genannt, 20 Tee, 21 Sprudel und kein Kaffee. Der Kaffee wäre leicht
zu merken. Ah, da ist einer!
    Er meinte, es wäre ein bekritzelter
Bierfilz. Aber aus der Nähe war er so sauber wie die andern, die zum Teil
kleine Türme bildeten.
    „Na“, sagte die Serviererin hinter ihm,
„wo willst du Platz nehmen?“
    Er grinste. „Eigentlich suche ich nur
jemanden.“
    „So?“
    Acht Männer hockten herum, verteilt an
zwei Tischen. Wer auch immer gesucht wurde — man brauchte keinen zweiten Blick,
um ihn zu finden.
    „Den Herrn Bierfilz“, lächelte
Klößchen.
    „Kenne ich nicht.“ Die Dralle
schüttelte den Kopf. „Hier ist er nicht.“
    Der Blitz der Erkenntnis zuckte über
Klößchens Gesicht. Sofort grapschte er sich einen nagelneuen Deckel.
    „Bitte, tun Sie ein gutes Werk, ja?
Machen Sie mit Ihrem Kugelschreiber ein paar Striche drauf. Für jedes Bier
einen. Wieviel trinkt denn der hiesige Durchschnittsmensch?“
    „Was?“ Sie beugte sich vor. „Hauch mich
mal an!“
    Er blies ihr seinen Kakao-Atem ins
Gesicht.
    „Schokoladenlikör, was!“
    „Nur Schokolade, meine Dame.

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