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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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dass es vor einem Werbeplakat am Annadale-Fahrdamm gedreht war. Zudem war mir rasch klar, dass der ausführende Graffitikünstler, Jimbo, ein Handwerker sein musste. Darauf hatte mich die Leiter gebracht. Fast jeder Haushalt besitzt eine Leiter, aber normalerweise ist sie gerade mal so hoch, dass man damit eine Glühbirne auswechseln kann. Diese dagegen war voll ausziehbar. Man konnte damit die Fassade eines hohen Hauses bis zum Dach erklimmen. Das ließ mich auf eine professionelle Leiter schließen. Natürlich konnten Jimbo und sein Komplize sie ausgeliehen haben; doch als ich das Video erneut studierte, bemerkte ich, dass Jimbo den Hebel zum Ausfahren und Arretieren der Leiter ohne Hinschauen betätigte. Dies deutete auf eine gewisse Vertrautheit mit diesem Handgriff hin, was wiederum nahelegte, dass er Teil seiner Berufstätigkeit war. Vermutlich war er Dachdecker, Anstreicher, Antennentechniker, Fensterreiniger oder irgendetwas
in der Art. Und höchstwahrscheinlich wohnte er in der Nähe des Annadale-Fahrdamms, denn die beiden hätten sich wohl kaum die Mühe gemacht, die Leiter durch die ganze Stadt zu schleppen oder zu fahren. Mit ziemlicher Sicherheit hatten sie den Anschlag in der Nähe ihres Wohnorts verübt. Zum einen, weil es einfacher war; zum zweiten, weil sie das Ganze offensichtlich für einen Riesenspaß hielten und sicher scharf darauf waren, dass ihre Kumpels etwas davon mitbekamen – die beiden würden wohl kaum verkünden, hey, wir haben dieses verrückte Ding durchgezogen, und dann von ihren Freunden erwarten, dass sie quer durch die ganze Stadt fuhren, um einen Blick darauf zu werfen. Es sollte direkt vor ihrer Haustür stattfinden. Dass sie ihre Aktion gefilmt und auf eine internationale Plattform wie YouTube gestellt hatten, widersprach dem keineswegs. Natürlich wollten sie von ihren Kumpels bewundert werden – aber in Zeiten globaler Vernetzung auch von breiteren Kreisen. Laut Information der Website war das Video unter dem Alias RonnyCrabs gepostet worden. Höchstwahrscheinlich war er der Kameramann und Jimbos Komplize. Ronny war vermutlich sein Vorname, Crabs sein Spitzname. Also suchte ich nach Jimbo und RonnyCrabs. Zwar liegt es mir fern, Menschen in Schubladen zu stecken, aber wenn es sich um Maler oder Dachdecker oder Fensterreiniger handelte, dann war ich auf der Suche nach einem einfachen Arbeiterviertel, das an den Annadale-Fahrdamm angrenzte. Nach kaum fünf Minuten Arbeit an dem Fall stand ich bereits kurz vor seiner Lösung.
    Leicht verdientes Geld.

3
    Jeff verzog sich, sobald er Alison die Straße zum Kein Alibi überqueren sah. Draußen war es bereits dunkel, und ich war im Begriff, den Laden dichtzumachen. Wäre ich nur eine Spur schneller gewesen, hätte ich die Tür von innen verriegeln und ihr das Rollgitter vor der Nase heruntersausen lassen können; aber so blieb mir nichts anderes übrig, als ihr die Tür aufzusperren und sie hereinzulassen. Zum Ausgleich bedachte ich sie mit dem Blick, den sie verdiente.
    Sie schaute sich im Laden um, als hätte sie ihn nie zuvor gesehen, dann schnappte sie: »Ich bin gekommen, um das Geld für meine Comics abzuholen.«
    »Na, dann viel Glück«, sagte ich.
    »Du schuldest mir Geld.«
    »Ich hab kein einziges verkauft. Sie waren nicht gut.«
    »Da hast du anfangs aber was anderes gesagt.«
    »Ich wollte nur nett sein.«
    »Das ist ja was ganz Neues. Also, wo sind sie?«
    »Ich hab sie weggeworfen.«
    »Du hast sie weggeworfen ?«
    »Ja, weggeworfen. Du hast darauf bestanden, sie bei mir ins Schaufenster zu stellen, obwohl ich keinen Comicladen
habe. In der Sonne sind sie vergilbt, also hab ich sie weggeworfen.«
    »Du hast darauf bestanden, sie ins Schaufenster zu stellen, weil du meintest, sie seien fantastisch.«
    »Ich hab gelogen.«
    »Du bist ein elender kleiner Stinker.«
    »Danke, gleichfalls.«
    »Du redest Unsinn.«
    »Danke, gleichfalls.«
    »Du bist ein Riesenbaby.«
    »Danke, gleichfalls.«
    »Halt endlich die Klappe.«
    »Danke, gleichfalls.«
    Wider Willen musste sie lachen. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Du bist so lächerlich. Und du hältst dich für so komisch.«
    »Danke, gleichfalls.«
    »Du hast mich mal geliebt.«
    Ich starrte sie an und war zutiefst erleichtert, als plötzlich die Tür aufging und eine Frau mit einem fetten, kleinen Hund an einer kurzen Leine eintrat. Sie trug einen roten, knielangen Mantel mit einem falschen Pelzkragen. Er hatte Knöpfe wie ein Dufflecoat und war sicher teuer

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