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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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denn so sei
— als Puppenspielerin.
    „Also leben kann man vom
Puppenspiel nicht“, erzählte Gloria. „Dafür sind die Einnahmen zu gering. Aber
ich bekomme Unterhalt von meinem geschiedenen Mann, bin damit wirtschaftlich
unabhängig. Kinder habe ich leider nicht. Um nicht rumzusitzen und Däumchen zu
drehen — nach meiner Scheidung —, wollte ich mir eine sinnvolle Aufgabe suchen,
die auch richtig Spaß macht. So bin ich aufs Puppenspiel gekommen. Das war ja
lange Zeit tot, weil es mit Film und Fernsehen nicht konkurrieren ( wetteifern )
konnte. Aber diese Medien (Werbeträger wie Zeitungen, Zeitschriften,
Rundfunk, Fernsehen) sind für manche Kinder wohl doch zu perfekt — und
damit zu seelenlos. Jedenfalls erlebt das Puppenspiel zur Zeit eine regelrechte
Renaissance ( Wiedergeburt). Es wird zwar nur als Hobby betrieben — von
Lehrern, Erziehern und Leuten wie mir. Aber neuerdings gibt es kaum ein
Volksfest und kaum einen Christkindlmarkt ohne Puppentheater. Wir haben immer
volle Bänke. Und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie hingerissen die Kinder
zuschauen.“
    „Finde ich toll!“ meinte Locke.
„Und was für Stücke spielen Sie?“
    „Die erfinde ich selbst. Ich
nähe auch die Kleider meiner Puppen. Die Köpfe macht mir ein Holzschnitzer.“
    „War das herrlich in meiner
Jugend“, schwärmte die Oma mit verzücktem Gesicht, „wenn wir ins Kasperltheater
gehen durften. Ich erinnere mich, wie wir laut schreiend den Kasper warnten,
wenn ihm Gefahr drohte — vom Krokodil oder von dem bösen Zauberer.“
    „So ist es auch heute noch“,
lächelte Gloria. „Die Kinder machen begeistert mit.“
    Dann lud sie die drei in ihr
Wohnmobil ein. Sie zeigte ihre Puppen, die Bühne, die sich rasch aufbauen ließ,
und die technischen Hilfsmittel wie Lautsprecheranlage, Schaltpult für
Lichteffekte ( Effekt = Wirkung) und den Seilzug, mit dem die Kulissen (Schiebewand
auf der Bühne) bewegt wurden.
    Locke stülpte sich das Krokodil
über die linke Hand und erweckte es zu Leben und Bissigkeit. Jedenfalls wurde
Tom von der gefährlichen Echse in die Nase gezwickt.
    Für Gloria hieß es, Abschied zu
nehmen. Sie wollte zu einem Volksfest auf dem Land und hatte noch einen weiten
Weg vor sich. Locke und sie tauschten die Adressen aus. Man versprach,
voneinander zu hören. Tom fing inzwischen die beiden Welpen ein, die in Omas
Gemüsegarten Möhren ausbuddelten.
    Als Gloria abfuhr, winkten
Locke, Tom und Oma ihr nach, bis das Wohnmobil im Wald verschwand.
    „Gelb und rot“, sagte Locke,
„ist für eine Puppenbühne nicht schlecht. Für deine Laube, Omi, wäre das zu
bunt. Da halte ich hellblau für geeignet.“
    „Aber sie war vorher grün“,
wandte Oma Rehm ein.
    „Und wie schnell ist das verblichen.“
    „Braun ist die richtige Farbe
für Holz“, sagte Tom.
    „Braun?“ Locke verdrehte die
Augen. „Wie langweilig! Ich schlage vor, wir streichen erstmal eine Wand
hellblau an und sehen, wie es wirkt.“
    Oma Rehm hob die Achseln.
„Vielleicht hast du recht. Aber haben wir überhaupt eine Wahl? Tom, du hast
doch die Farbe besorgt.“
    Tom nickte. „Habe ich.“
    „Verschiedene Farben?“
    „Nur eine.“
    Locke stemmte die Hände in die
Hüften und schob ihm das Gesicht entgegen.
    „Und welche, wenn ich bitten
darf?“
    Tom grinste. „Hellblau! Was
sonst.“

4. Streifschuß auf eine Katze
     
    Das harte Gesicht war
braungebrannt und wirkte wie mit Leder überzogen. An seinem grauen
Bergsteigerhut steckten eine lange Feder und mindestens 20 Abzeichen. Der Hut
war sein Stolz. Ansonsten trug er Lumpen: zerrissene Hosen, ausgelatschte
Schuhe und einen für die Jahreszeit viel zu warmen Mantel mit Löchern an den
Ellbogen.
    Rudi Porczik schritt kräftig
aus, und er hielt den Rücken gerade.
    Im Gewühl der Innenstadt fiel
der Penner, Tippelbruder — oder was auch immer er war — nicht auf.
    Im Vorbeigehen schlug er mit
der Faust an die Parkuhren. Dann verhielt sein Schritt, denn eben entstiegen
ein feister Mann und eine rosig gemästete Dame einem Mercedes.
    Der Dicke schwitzte und sein
teurer, heller Sommeranzug zeigte Schweißflecke unter den Achseln.
    Porczik trat auf ihn zu.
    „Entschuldigung, mein Herr! Ich
bin gerade aus der Haft entlassen und habe Hunger. Hätten Sie eine
Kleinigkeit?“
    „Gib ihm nichts“, sagte die
Frau. „Diese Leute sollen gefälligst arbeiten wie andere auch.“
    „Das ist leichter gesagt als
getan“, meinte Porczik. „Die guten Posten in den Chefetagen sind nämlich

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