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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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geht was schief, und sie haben uns am Kragen.“
    Porczik trank aus seiner
Flasche. „Du hast eben gesagt, den Coup morgen machen wir.“
    „Klar, den machen wir. Der ist
sicher. Wird zwar nicht viel einbringen, aber immerhin... Danach treten wir
kürzer.“
    „Na, schön! Ich gehe nicht
unter. Als Fechtbruder ( Bettler ) mache ich immer meinen Schnitt. Und
du?“
    „Wenn alle Stricke reißen,
kellnere ich wieder.“
    „Hm. Das Mädchen muß ja ‘ne
Wucht sein.“
    „Ich erwarte nicht, daß du das
verstehst. Aber eine wie Verena finde ich nie wieder. Ihre Augen solltest du
sehen. Märchenhaft! Als ich zum Angeln in Tirol war, vor zwei Wochen, habe ich
sie kennengelernt. Sie stammt vom Land, aber seit gestern ist sie hier in der
Stadt.“
    „Du hast sie also hergelotst?“
    Lämmel schüttelte den Kopf.
„Nein. Sie wollte schon immer hierher, hat eine Stellung gesucht und auch
gefunden. Ich weiß nicht, wo sie arbeitet. Es hat wohl was mit Buchhaltung zu
tun. Jedenfalls rief sie mich gestern an und sagte, sie sei da. Kannst dir
vorstellen — am liebsten wäre ich gleich zu ihr hin. Wir sind zwar noch kein
Paar, Rudi, aber ich werde alles dransetzen, daß mir diese Frau nicht entgeht.
Deshalb höre ich auf mit den Banküberfällen. Verena hat für vieles Verständnis.
Aber sie würde nie mit einem Bankräuber eine Liebschaft eingehen.“
    „Wann triffst du sie?“
    „Morgen abend. Ich will erst
unseren Coup abwickeln. Ihr habe ich erzählt, ich wäre momentan leider
verhindert.“
    „Hat sie ‘ne Wohnung?“
    „Ein Apartment. Daß sie zu mir
zieht, hätte ich ihr ohnehin nicht angeboten. Diese Behausung ist nichts für
sie.“
    „Nicht gut genug, wie?“
    „Genau.“
    Porczik griff wieder zur
Bierflasche. Er saß mit dem Rücken zum Fenster. Es war geöffnet. Die Aussicht
ging auf einen Hinterhof. Und auf verwinkelte Dächer von Gebäuden, die etwas
niedriger waren als das hohe Eckhaus.
    Lämmel bog den Kopf zur Seite
und sah an seinem Komplicen vorbei.
    „Da ist sie wieder, das
Mistvieh.“
    „Was?“ Porczik drehte sich um.
„Meinst du die Katze?“
    „Ich kann diese Viecher nicht
leiden.“
    Lämmel griff hinter den
Küchenschrank, wo ein Luftgewehr stand. Ohne die Katze aus den Augen zu lassen,
lud er mit einem Bleigeschoß.
    Die Mieze war weiß und braun
gestromt, hatte einen buschigen Schwanz und stolzierte anmutig auf dem
Dachfirst. Die Entfernung bis zu ihr betrug etwa 20 Meter.
    Lämmel stützte die Ellbogen auf
den Küchentisch und nahm das Luftgewehr an die Schulter. Porczik war zur Seite
gerückt.
    Lämmel zielte sorgfältig.
    „Ich muß sie in den Kopf treffen“,
murmelte er, „sonst wird’s nichts. Haben sieben Leben, diese Viecher.“
    „Waidmanns Heil!“ wünschte
Porczik und sah erwartungsvoll zu.
    Lämmel krümmte den Finger. Mit
einem Platzlaut peitschte das Geschoß aus dem Lauf.
    Die Katze sprang steil in die Höhe.
Braune Haare wirbelten über ihr. Sie schien sich um sich selbst zu drehen,
landete aber sicher auf den Pfoten und sprang in langen Sätzen davon.
    „Hast sie nur gestreift.“
Porczik lachte schadenfroh.
    „Das nächste Mal erwische ich
sie“, versprach Lämmel. Und seine Augen glitzerten auf eine unangenehme Weise.

    *
     
    Ein fröhlicher, obschon
arbeitsreicher Nachmittag lag hinter Locke und Tom. Sie hatten die Laube
gestrichen — sie sah prächtig aus — und sogar noch Unkraut gejätet. Oma Rehm
dankte überschwenglich und steckte beiden etwas Geld zu. Locke nahm es ohne
Gewissensbisse an. Aber Tom genierte sich. Erst als es ihm fest in die Hand
gedrückt wurde, wehrte er sich nicht länger.
    Im braunen Licht des frühen
Abends rollerten sie zur Stadt zurück. Am Markt trennten sich ihre Wege. Zum
Abschied hielt Locke ihrem Freund die Wange hin, die er mit einem Bussi
streifte, wobei er sich so weit herüberbiegen mußte, daß er fast vom Roller
fiel.
    „Du hast noch einen hellblauen
Fleck auf der Nase“, sagte er. „Jetzt weiß ich, warum die Farbe kaum gereicht
hat.“
    „Wie? Willst du damit andeuten,
ich wäre verschwenderisch mit dem Hellblau umgegangen? Wie sah denn dein noch
nicht ganz getrockneter Overall aus, heh? Blau von oben bis unten.“
    Tom grinste. „Ich habe ja auch
gearbeitet.“
    „Und was habe ich gemacht?“
    „Ich erinnere mich nur an
fachkundige Anweisungen. Hätte ich die befolgt, wäre die Laube jetzt
zentimeterdick mit Farbe beklebt.“
    „Ist ja nicht meine Schuld,
wenn du mich mißverstehst. So, dann bis morgen.

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