Hundejäger töten leise
Tom... eh...
Engelbert Conradi. Herr Kommissar, wir haben sie. Das heißt, ich weiß, wo sie
stecken. Die Verhaftung müssen Sie vornehmen.“
„Du meinst die gesuchten
Schläger?“ fragte Lambert hellwach.
„Erstens sind’s die Schläger,
die den Claus Bader zugerichtet haben. Zweitens gehören sie zu den Hundejägern,
diesen grausamen Tierschindern. Drittens haben wir — Locke und ich — einen
Hinweis auf den Kerl, der Danny Tschilke das Rauschgift liefert. Soviel
Abschaum wie da zusammenkommt — es kann einem schlecht werden.“
„Mal langsam“, sagte Lambert
mit einer Portion Aufregung in der Stimme. „Willst du damit sagen...“
„Ich berichte mal kurz, was wir
belauscht haben“, unterbrach Tom ihn. „Soviel Zeit haben wir noch. Denn die
drei — eine Frau gehört auch dazu — speisen jetzt erstmal, wie ich vermute:
zuppa (Suppe), pesce (Fisch), carne (Fleisch) jede Menge
pasta (Teigwaren), dazu insalata (Salat) und zum Schluß Formaggio (Käse) oder gelato (Eis). Capisco? (Verstehen Sie?).“
„Also sind sie in einem
italienischen Lokal?“ Lambert lachte.
„Si! (Ja) .“
Dann berichtete Tom, was er und
Locke in der Waldschänke belauscht hatten. Er nannte alle Namen und die Straße,
wo das Franco war.
„Laß dich nicht sehen, bis wir
kommen“, sagte der Kommissar überflüssigerweise. „Ledergesicht könnte dich
erkennen. Wir holen dich beim Postamt ab.“
Tom verließ die Telefonzelle,
lehnte sich an die Tür und blinzelte in die Sonne.
Der große Abwasch! dachte er.
Schade, daß Locke nicht dabei ist! Ob sie noch in der, Waldschänke’ sitzt oder
schon zu mir fährt?
Aber er konnte sie
herbestellen!
Er hatte noch Kleingeld, rief
zu Hause an, erreichte Mit-Ha und hörte, nein Locke sei noch nicht da. Also
trug er der rundlichen Küchenfee auf, Locke solle zum Restaurant Franco kommen. Er nannte die Adresse.
Dann fiel ihm ein, daß die
Verhaftung vielleicht nur wenig Zeit in Anspruch nehmen würde.
„Falls ich dort nicht mehr
bin“, fuhr er fort, „soll sie zur Ecke Lagerhausstraße-Frühlingsweg kommen. Zum
Eckhaus, klar?“
Mit-Ha wiederholte den Auftrag.
„Da bist du dann also?“
„Ja, da sind wir... äh... ja,
da bin ich.“
Von der Polizei erwähnte er
nichts. Dazu hätte er zuviel erklären müssen.
15. Im Vorzimmer zur Hölle
Sie kamen zu dritt, in zwei
Fahrzeugen, die nicht wie Polizeiwagen aussahen. Lambert und seine beiden
Kollegen waren in Zivil. Tom wurde vorgestellt.
„Lämmel und Porczik sind
sicherlich Profis“, sagte der Kommissar. „Es könnte gefährlich werden. Das
heißt, Tom, du bleibst draußen.“
Schweigend sah Tom ihn an.
„Also gut!“ seufzte Lambert.
„Aber halt dich hinter mir.“
Tom grinste. Mit seinem Roller
folgte er den Wagen.
Kurz vor dem Franco überholte er.
Als die Kriminalbeamten
ausstiegen, hatte Tom seinen, Hirsch’ schon geparkt und war eben im Begriff,
das Restaurant zu betreten.
Die Ganoven aßen mit Hingabe,
wie er sah. Ledergesicht hatte Tischmanieren wie im alten Rom. Jedenfalls
beugte er sich über den Teller, als wollte er mit der Nase in Spaghetti und
Tomatensoße wühlen.
Deshalb bemerkte er weder Tom
noch sonstwen, hatte als Horizont nur den Tellerrand.
Tom trat ein, ging an dem
Kellner vorbei und zu dem Fenstertisch. Ledergesicht drehte ihm den Rücken zu.
Verena Paulsen, schräg gegenüber, blickte auf. Auch der Geschniegelte neben ihr
hob den Kopf. Er hatte etwas Tomatensoße im Mundwinkel.
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Tom hörte die Kriminaler hinter
sich. Aber den Spaß wollte er sich gönnen. Er tippte Ledergesicht auf die
Schulter.
Der Kerl wandte den Kopf. Von
unten starrte er ihn an. Spaghettis hingen ihm aus dem Mund.
Den Grad der Verblüffung konnte
Tom daran ablesen, wie die Spaghettis sich verlängerten. Langsam rutschten sie
aus dem Mund. Es war kein schöner Anblick.
„Guten Appetit!“ sagte Tom.
„Außerdem wollte ich ihnen sagen, daß es Claus Bader schon besser geht.“
Verenas Gesicht wurde kalkweiß.
Dem Geschniegelten fiel die Gabel aus der Hand, Ledergesicht die Pasta aus dem
Mund — nun endgültig.
Lähmende Stille legte sich über
den Tisch.
Tom spürte die Kriminalbeamten
hinter sich. Lambert trat vor. Mit der linken Hand zeigte er seine Blechmarke.
„Kriminalpolizei! Wer von Ihnen
heißt Lämmel, wer Porczik?“
„Ich bin Lämmel“, stotterte
Lämmel.
„Sie, Lämmel, Sie, Porczik,
Sie, Verena Paulsen, sind festgenommen. Widerstand wäre zwecklos. Also seien
Sie vernünftig.
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