Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
älter machte– und doch war sie ein fremder Mensch mit dem leicht verkniffenen Mund einer langjährigen Raucherin und einem irischen Verlobungsring auf dem Mittelfinger. Eine lange Reihe von Fragen stieg in mir auf, doch zugleich ängstigte mich die Hoffnung, die ihnen zugrunde lag. Bedeutete der Ring, dass wir Iren waren? War ich eine Irin? Hatten wir Familie in Europa? Und was war mit meinen Großeltern– lebten sie noch? Hatte Debra vielleicht noch andere Kinder bekommen, die sie behalten und großgezogen hatte? Hatte ich vielleicht einen Bruder? Oder eine Schwester?
Mein Kopf schmerzte. Ich wandte mich von Debra ab und schloss die Augen. Und wünschte, dass ich das Sonnenlicht ausblenden könnte.
23
Mütter und Töchter
Zoë
» Wie spät ist es? Und wo ist der Hund… ich meine, wo ist Zoë?« Meine Stimme quietscht vor Aufregung. » Warum ist sie nicht hier?«
Die Frau mit den Ohrringen beißt sich auf die Lippen. » Oh, verdammt. Sie muss fortgelaufen sein. Ich fürchte, das ist meine Schuld. Ich wurde in die Küche gerufen, und dann kam eines zum anderen.«
» Aber wie spät ist es denn?«
Kerrie sieht mich stirnrunzelnd an, aber dann sieht sie brav auf die Uhr. » Kurz nach zwei. Möchtest du, dass wir das Komitee verständigen? Oder sollen wir selbst nach ihr suchen?«
» Nein, nein.« Ich schüttele den Kopf und renne los. » Ich finde sie schon. Ich weiß, wo ich suchen muss!«
Während ich renne, wachsen meine Sorgen ständig. Heute Morgen hielt ich das Treffen mit Jessicas Mom noch für einen guten Plan. Doch seit ich meine Mom besucht habe und weiß, was sie für mich empfindet, bin ich nicht mehr so sicher. Ob es einen Grund gibt, warum Jessica sich nicht mit ihr verabreden wollte?
Jessica
Als ich sah, wie Zoë vom Midshipman’s Square aus über die große Wiese zu mir rannte, ging mir das Herz auf. Ich war froh, sie wiederzusehen, und erleichtert, dass wir endlich wieder vereint waren. Ich bezweifelte zwar, dass sie die Sache mit Debra lösen oder leichter machen konnte. Doch selbst wenn sie alles verdarb, so waren wir beide wenigstens zusammen.
Ich sah kurz zu Debra hinüber. Als sie Zoë erblickte, ging ein Strahlen über ihr Gesicht– doch gleich darauf dämpfte sie ihre Freude, um nicht zu hoffnungsfroh auszusehen. Sie hob die Hand und wollte winken, aber dann besann sie sich und ließ die Hand wieder sinken. Arme Frau, dachte ich unwillkürlich. Sie wirkte so steif und gehemmt wie ich, bevor ich Zoë kannte. So gesehen war ich inzwischen auf einem guten Weg.
Zoë sah mich und rannte auf mich zu. Ich stand auf und lief ihr entgegen. Und freute mich wie verrückt, ihren Duft zu riechen, als sie mich in die Arme schloss.
» Oh, Jess!« Sie vergrub ihr Gesicht im Fell an meinem Hals. » Es war schrecklich. Einfach schrecklich.« Ihre Stimme klang belegt. » Dr. Max und ich sind zu meinem Haus gefahren und haben mit meiner Mom geredet– meiner Besitzerin, bevor ich dich getroffen habe. Sie hat gesagt, dass sie mich nicht mehr haben will.«
Ich schnappte nach Luft. Zoë hatte eine Familie? Und Max und sie hatten diese Leute besucht? Oh, arme Zoë. Sicher hatte sie die ganze Zeit über nach ihnen gesucht. War das der Grund, warum sie unbedingt Auto fahren wollte? Sie wollte zu den Menschen, die sie liebte. Und wurde bitter enttäuscht. Meine Augen glitzerten vor Mitgefühl.
Zoë starrte auf meine Pfoten. » Ich dachte, sie wollten für immer mit mir leben! Aber das war nicht so. Sie haben mich nie gewollt. Ich dachte, dass sie mich lieben. Aber dann hätten sie mich behalten.«
Süße Zoë. Ich steckte den Kopf unter ihre Hand, und sie umschlang mich erneut und vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. So saßen wir eine ganze Weile. Mit einem großen Seufzer setzte Zoë sich auf und fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
» Es tut mir leid.« Sie sah mir gerade in die Augen. » Ich habe mich mit deiner Mutter verabredet, aber da wusste ich noch nicht, dass eine Mom auch nein sagen kann und einen nicht mehr haben will. Ich habe lange überlegt. Wenn deine Mom gut zu dir gewesen ist, würdest du sie doch gern treffen, oder nicht? Aber du hast dich nicht gefreut– du warst sogar böse auf mich. Wenn du sie also nicht treffen willst, ist das okay. Ich verstehe dich. Wir müssen das nicht machen.«
Ich trat von einer Pfote auf die andere. Ein Teil von mir wollte nichts anderes, als zusammen mit Zoë wegzulaufen und nie mehr zurückzukommen. Debra war zwar zierlich und klein,
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