Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
nicht. Nicht solange meine Freundin die juckende Stelle auf meinem Rücken streichelt. Ihre Finger machen mich glücklich, fast wie in meinem alten Leben.
Eine Tür öffnet sich. Nicht die, durch die wir gekommen sind, sondern eine kleinere, die mehr nach Hund riecht. Eine Frau in einem weißen Kittel kommt herein. An ihrem Gürtel hängen einige Schlüssel. Sie nimmt meine Leine, und ich gehe hinter ihr her, weil ich neugierig bin und wissen will, was auf der anderen Seite ist. Wir kommen in einen Flur, wo ich mich auf ein schwarzes Polster setze. Die klimpernde Frau sagt, dass sie mich wiegt. Ich will sie mit einer gespielten Verbeugung und einem Lächeln amüsieren, aber sie sieht mich nicht an. Sie schaut an die Wand und schreibt etwas auf ein Blatt. Dann gehen wir wieder in das kleine Zimmer. Meine Freundin ist noch da, und ich freue mich und lecke ihr Gesicht ab. Sie tut, als ob sie das nicht mag. Aber ich weiß, dass es ihr gefällt.
Die klimpernde Frau geht hinaus, und wir sitzen nur da. Meine Freundin und der Mann sprechen, und ich sitze nur da.
Ich sitze und sitze und sitze.
Ich versuche alle Ecken und Winkel zu erschnüffeln. Langweilig.
Gähn.
Der Mann reibt die besondere Stelle zwischen meinen Schultern, und ich hechle. Er riecht sehr stark, genau wie der Medizinschrank, und seine Hände sind schroff. Ich beobachte ihn genau. Ich will sehen, was er vorhat.
Meine Freundin wendet sich mir zu und erklärt, dass der Mann » Dr. Max« ist. Ich kenne einen Hund, der Max heißt und der ständig sabbert. Ich sehe Dr. Max genau an und schnuppere ausgiebig. Er hat Glück und muss nicht sabbern.
Max hat schwarzes Haar und Schwielen an den Händen. Unter seiner Kleidung rieche ich einen leichten Schweißgeruch. Das beruhigt mich. Ich mag es, wenn ich Menschen richtig riechen kann. Den echten Geruch. Wie sie morgens riechen, wenn sie aufstehen, und nicht leer und langweilig wie nach der Dusche.
Dr. Max spricht eine Weile mit meiner Freundin. Er sieht sie genau an, wenn er mit ihr spricht. Sie sieht ihm nicht in die Augen, doch wenn er sich umdreht und mich ansieht, wirft sie ihm immer wieder Blicke zu. Und wenn Max seine Lippen leckt, macht sie das auch.
Ich frage mich, ob Max ein Alphatier ist.
Sie könnte ein Alphatier sein, aber das ist schwer zu sagen. Sie könnten zusammenpassen. Ich denke, dass er sich mit ihr paaren wird.
Ich setze mich hin… und warte, ob sie es tun.
Stattdessen kommen sie zu mir. Meine Freundin hält mich fest, und Max steckt mir einen kleinen Trichter in die Ohren. Am liebsten möchte ich knurren, aber ich will meine Freundin nicht erschrecken. Dann drückt er eine kalte Scheibe auf meine Brust und starrt auf den Boden, während sie mir weiter den Rücken tätschelt. Schließlich leuchtet er mir mit einem Licht in die Augen.
Ich habe genug und entwinde mich ihrem Griff.
Als sie mich fangen wollen, stoßen Max und meine Freundin zusammen. Er sagt etwas und legt ihr seine Hand auf die Schulter. Dann lachen sie beide.
Also paaren sie sich doch! Ich spüre das.
Aber sie tun es wieder nicht. Stattdessen umschlingt mich meine Freundin, und Dr. Max bückt sich und drückt auf meinen Magen. Er macht das ganz sanft, aber es fühlt sich komisch an, und ich will ihn abschütteln. Er berührt meine Pfoten, und ich zucke zusammen. Dann streichelt er mich wieder.
Die beiden langweilen mich. Wenn sie sich nicht paaren, was machen sie denn dann? Warum sind wir hier?
Als die Tür aufgeht, will ich nur noch weg. Max gibt der klimpernden Frau meine Leine und erklärt mir, dass die Frau mich jetzt » scannen« will. Das klingt anders als » wiegen«.
Egal.
Die Frau führt mich an dem schwarzen Polster vorbei, auf dem ich vorhin gesessen habe, und dann weiter an ein paar leeren Käfigen vorbei. Als sie ein schwarzes Paddel in die Hand nimmt und anfangen will, sehe ich sie. Ich sehe sie.
Eine Katze.
Ich habe schon viele Katzen gesehen. Eine– eine graue mit dem Namen Gobbler– wohnt sogar im selben Haus, wo ich mit Mom und Dad gelebt habe, bis ich mich verirrt habe und mich seitdem nicht mehr auskenne.
Plötzlich weiß ich alles wieder. Die Erinnerung fliegt wie ein Duft mit dem Wind herein und überfällt mich. Ich vermisse meine Familie sehr, und das tut weh. Ich vermisse Mom und Dad. Sogar Gobbler vermisse ich.
Ich muss unbedingt wieder nach Hause finden.
Als sich die klimpernde Frau über mich beugt, reiße ich mich los und renne den Flur entlang. Fort von dem Zimmer, wo meine
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