Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
wieder von hier weg.«
Marguerite verschränkte die Arme. » Dann gibt es nur einen Weg: Sie müssen sich Ihrem Problem stellen und von heute an daran arbeiten. Wenn Sie Ihre Angst leugnen, verengt sie Ihr Leben mehr und mehr, bis es zuletzt nicht mehr lebenswert ist.«
Zoë
Ich verstecke mich in der Hütte, die dem glänzenden Hund gehört, und lasse die Ohren hängen. Ich bin den ganzen Tag herumgerannt, und jetzt bin ich müde. Und hungrig. Ich möchte gern schlafen, aber dauernd weckt mich irgendetwas. Zuerst raschelt die Blätterwolke am Baum, dann kullert eine Blume direkt vor mir über das Pflaster. Einmal dachte ich, ich hätte einen Hund gesehen! Aber es war nur ein Schirm.
Es regnet. Ich mag den Regen, aber die Leute mögen ihn nicht. Eine Frau stöckelt auf hohen Absätzen an mir vorbei und versteckt sich in ihrem Mantel. Ich stecke die Nase aus der Hundehütte und schnuppere. Schnuppere und schnuppere, so fest ich nur kann. Sie riecht wohlig und angenehm. So wohlig wie ein warmes Haus. Und sie sieht nett aus, obwohl sie so schnell geht. Aber ich bin schneller. Ich krieche aus der Hundehütte und laufe ihr nach. Vielleicht hilft sie mir ja, den Weg nach Hause zu finden. Oder sie füttert mich. Oder sie reibt mich mit einem flauschigen Handtuch trocken.
Die Frau geht auf eine Tür zu. Ich werde ganz aufgeregt. Ich liebe Türen! Hoffentlich nimmt sie mich mit hinein. Vielleicht sind ja meine Eltern hinter dieser Tür. Sie sind gern im Haus. Ich dagegen mag beides. Ich bin gern drinnen und draußen.
Wir sind schon fast an der Tür. Ich bin ihr dicht auf den Fersen, als mich plötzlich ein Blitz blendet. Ich sause herum, klemme den Schwanz zwischen die Beine und renne zur Hundehütte zurück.
Jessica
Mit hängendem Kopf ging ich über den Platz zurück. Es regnete unentwegt, sodass ich mich in meiner Kapuze verkroch. Wie sollte ich Kerrie nur beibringen, dass der Strom womöglich den ganzen Tag über ausbleiben würde?
Ich hatte das Café fast erreicht, als ein blendend heller Blitz über den Himmel fuhr. Das düstere Grau um mich herum verwandelte sich in bleiche Pastelltöne. Ich zuckte zusammen, als ob direkt vor meinen Augen ein Blitzlicht aufgeflammt wäre. Fast gleichzeitig dröhnte der Donner unglaublich laut in meinen Ohren.
Blind und taub rannte ich los und fand instinktiv die Tür zum Café. Ich öffnete sie einen Spalt breit und quetschte mich keuchend hindurch.
Mit dem Rücken drückte ich die Tür ins Schloss und spürte, wie mir eine Gänsehaut über die Arme lief. Dann drehte ich mich um und spähte vorsichtig durch das Fenster nach draußen. Der Platz lag im Dunklen– und das an einem Morgen im Spätsommer. Von weiteren Blitzen war nichts zu sehen. Seltsam.
Ich wandte mich dem dunklen Raum zu und spürte, wie mein Herz immer tiefer sank. Es war acht Uhr zwanzig, und der Strom war weg– der Alptraum eines jeden Cafébetreibers. Jemand hatte das Schild an der Eingangstür umgedreht. GESCHLOSSEN . Für gewöhnlich herrschte um diese Zeit reger Betrieb. Aber heute nicht. Ohne Strom konnten wir nicht allzu viel ausrichten.
Mit einem lauten Seufzer verscheuchte ich das beklemmende Gefühl, das mich befallen hatte, und freute mich stattdessen, dass alles um mich herum vor Sauberkeit blitzte. Hier fühlte ich mich mehr zu Hause als in meinem eigenen Apartment. Die Eingangstür und der Empfangstresen teilten das Café in zwei praktisch gleich große Räume. Im Bistro auf der linken Seite warteten fünfzehn leere Eichenholztischchen auf Gäste, die immer seltener kamen. Auf der rechten Seite boten wir in einer Vitrine neben der Espressotheke allerlei preiswerte Kleinigkeiten an, die schnell zubereitet waren und die sich in letzter Zeit bestens verkauften. Mit Ausnahme von heute jedoch, da auch hier ohne Strom nichts funktionierte.
Energisch verscheuchte ich die trüben Gedanken und machte mich auf die Suche nach Kerrie. Doch nicht ohne einen Umweg über die Toilette, um mein Gesicht ein wenig zu erfrischen. Ein Lichtschein fiel unter der Tür hindurch. Offenbar hatte jemand in den hinteren Räumen Kerzen angezündet. Als ich die Toilette betrat, hörte ich, dass unsere zweite Küchenchefin mit ihrem Handy telefonierte.
» Keine Ahnung«, sagte Naomi. » Irgendwie geht es bergab. So viel ist sicher. Sie konnten nicht einmal die Stromrechnung zahlen. Am klügsten wäre es natürlich, mich nach einem neuen Job umzusehen, solange das noch möglich ist…«
Als sie mich sah, brach sie mitten
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