Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Hindernisse. Dann überquert sie wieder die weiße Linie, und ich renne ihr nach. Ein Mann mit weißem Hut hebt den Arm und ruft: » Achtundfünfzig Sekunden!«
Alle brechen in Jubelgeschrei aus, aber ich bin nicht sehr beeindruckt. Es ist doch nicht schwer, den Arm zu heben und etwas zu rufen. Ich könnte das auch machen und » Hey!« rufen. Viel schwerer ist es doch, durch den blauen Tunnel zu tauchen und über die Rampen zu rennen. Die Menschen lassen sich wirklich von den seltsamsten Dingen beeindrucken.
Ich schenke Jessica mein allerschönstes Lächeln, und sie strahlt zurück. Eine Minute lang bin ich so glücklich, dass ich nicht einmal meine Familie vermisse.
Jessica
Zum Glück war ich so sehr auf den Parcours konzentriert, dass ich gar nicht gesehen habe, was Zoë gemacht hat. Hin und wieder habe ich ihr Shirt oder auch ihre Krone aufblitzen sehen, aber richtig habe ich sie erst wahrgenommen, als das Rennen vorüber war.
Als der Kampfrichter meine Zeit verkündete, tobten die Zuschauer. Mein Herz schwoll vor Stolz, und ich wurde wieder ganz aufgeregt. In diesem Augenblick wusste ich, was Tänzer empfanden, wenn ihre Körper durch ihre Gefühle beflügelt zu Sprüngen und Figuren ansetzten. Ich fühlte mich, als könnte ich mühelos einen Marathon bestreiten.
Zoë tanzte mit hochgereckten Armen in der Menge, und ihr Hut funkelte in der Sonne. Ich sprang auf sie zu und richtete mich schwankend auf die Hinterbeine auf. Eine Minute lang dachte ich, dass ich umfallen würde, aber dann hatte Zoë meine Pfoten gepackt.
Ich balancierte an ihren Händen und grinste, und so tanzten wir längere Zeit durch die Menge. Unsere Blicke trafen sich und erfüllten mich mit einem unbändigen Glücksgefühl. Hier waren wir also– mein menschlicher Körper hopste wie verrückt mit mir im weißen Hundekörper herum. Noch nie im Leben hatte ich mich glücklicher gefühlt.
Selbst als ich sah, dass Alexa und Malia sich einen Weg durch die Menge bahnten, brachte mich das nicht im Geringsten in Verlegenheit. Ich genoss den Moment. Und ich tanzte.
15
Von einer Katze verführt
Jessica
Zoë und ich wurden Zweite. Foxy schlug mich um einen Punkt (offenbar hatte ich eine der Hürden beim Sprung berührt), und dank seiner besseren Zeit wurde er zum Sieger erklärt. Leisl gebärdete sich wie eine stolze Mutter, als der Schiedsrichter ihrem Foxy die Goldmedaille um den Hals hängte. Ich muss gestehen, dass ich auf meine silberne mindestens genauso stolz war. Und Zoë war begeistert, weil sie besser zu ihrem funkelnden Hut passte.
» Ich bin wirklich stolz auf uns. Jeder weiß, dass wir die eigentlichen Gewinner sind«, murmelte sie, bevor sie weitere Hände schüttelte und Glückwünsche entgegennahm. Es war schon ein eigenartiges Gefühl, Zoës Begeisterung für das Wuffstock Festival mitzuerleben. Freiwillig wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, mich für diese Wettbewerbe zu melden. In hundert Jahren nicht. Aber Zoë ließ sich ohne großes Zögern auf alles ein. Sie wollte einfach nur Spaß haben, und ihre Fröhlichkeit wirkte ansteckend.
» Ihnen gehört das Glimmerglass, nicht wahr?«, fragte ein Vater von drei Kindern, als er Zoë die Hand schüttelte. » Meine Kinder wollen unbedingt Ihren Hund streicheln.«
Bevor ich wusste, wie mir geschah, schlangen sich sechs kleine Arme um meinen Hals. Ein Mädchen, das nach Peanut-Butter und Marmelade roch, knutschte mein Ohr, während ihre beiden Brüder mir samt dem T-Shirt den Rücken streichelten. Vor Begeisterung wedelte ich wie verrückt mit dem Schwanz. Diese Zuwendung war ein Geschenk des Himmels und ließ die Sonne plötzlich heller strahlen.
Irgendwann verabschiedete sich die Familie von Zoë und sagte etwas von einem frühen Lunch und Hot Dogs. Bevor ich begriff, was Sache war, saß ich nahe beim Parcours im Gras und verspeiste zwei Hot Dogs. Zoë hielt ebenfalls zwei in der Hand (ohne Ketchup, ohne Senf). Sie hatte beobachtet, wie die Eltern die Hot Dogs für ihre Kinder bestellten und bezahlten. Als sie eine Zehn-Dollar-Note in ihrer Tasche fand, ging sie sofort zu dem Stand, hielt dem Mann den Schein unter die Nase und bestellte » Zwei für sie und zwei für mich«. Mein Gott. Bis zum ersten Bissen hatte ich überhaupt nicht gewusst, wie hungrig ich war.
Dann entfernte sich die Familie in Richtung Glimmerglass, und ich fühlte mich vor Erschöpfung fast ein wenig benommen. Der Nachmittag war noch nicht allzu weit fortgeschritten, doch für mich war es schon
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