Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
kommen.
Ich sage Jessica, dass sie mir zum Gelände des Wettbewerbs folgen soll. Zuerst denke ich, dass sie nicht will, weil sie zu einer Bude rennt, die nach Kaffee riecht und in der überhaupt keine Hundecookies verteilt werden. Mit dem Maul nimmt sie einen Stapel gefalteter Zettel vom Tisch. Das Mädchen und der Junge am Stand wundern sich sehr. » Hey, sieh nur, was der Hund da macht. Sie stiehlt unsere Speisekarten!«
Aber Jessica ist schneller als die beiden. Wie der Blitz ist sie wieder bei mir. Ich nehme ihr die Karten ab, weil ich weiß, wie schlecht man Luft bekommt, wenn man etwas zwischen den Zähnen trägt. Dann machen wir uns auf den Weg.
Jessica
Auf dem Weg zur Einschreibung lief uns eine Familie nach der anderen über den Weg. Ich stupste meine Nase kurz gegen Zoës Faust, worauf sie die Finger öffnete und die Karten den Leuten wie einen kostbaren Schatz darbot. Mit einem Bellen lenkte ich die Aufmerksamkeit auf uns.
» Hi!« Zoë begrüßte die Leute mit strahlendem Lächeln. Die sahen die Karten und nahmen ihr pflichtschuldig eine ab. Im Weggehen warfen sie meistens einen Blick auf den Flyer. Das Spiel wiederholten wir, bis auch die letzte unserer Speisekarten verteilt war. Fast die Hälfte der Leute bemerkten außerdem mein Shirt und lobten uns für unsere originelle Aktion. Einige Kinder bettelten ihre Eltern sogar um ein Glimmerglass-Shirt an, weil sie » genau wie der Hund« aussehen wollten.
Der Erfolg beflügelte mich dermaßen, dass Zoë mich ganz gleich für welchen Wettbewerb anmelden durfte. In diesem Shirt war ich schließlich eine lebendige Reklamesäule. Ich überhörte Zoës Kommentar und übersah auch geflissentlich, dass sie noch immer den Siegerhut des Schönheitswettbewerbs trug. Dagegen war ich überrascht, wie viele Menschen sie ansprachen und ihr Komplimente machten, weil sie sich beim Wettbewerb bestens amüsiert hätten. Offenbar wurden wir langsam, aber sicher zu kleinen Berühmtheiten.
Während Zoë uns für den nächsten Wettbewerb einschrieb, erschnupperte ich einen leichten Salzgehalt in der Luft, die vom Strand herüberwehte, und verspürte große Lust, einfach über den Sand zu rennen. Doch ich beherrschte mich und konzentrierte mich stattdessen auf den Parcours. Leisl und Foxy waren bereits da und vollführten erste Lockerungsübungen an den einzelnen Hindernissen. Sobald ich die beiden erblickte, erwachte mein Ehrgeiz. Egal, wie unser Auftritt ausging– dem Glimmerglass verhalf er in jedem Fall zu neuer Bekanntheit. Natürlich wäre die Wirkung umso größer, je besser Zoë und ich abschnitten. Von da an war ich wild entschlossen, mein Bestes zu geben. Da wir noch keine Erfahrung mit solchen Prüfungen hatten, konnte ich kaum auf Zoës Hilfe zählen. Folglich musste ich den Weg durch den Parcours auswendig lernen und meinem Gehirn einprägen.
Insgesamt bestand die Prüfung aus fünf Teilen. Zuerst mussten wir über einige Hürden und durch einen aufgehängten Reifen springen. Eine logische Reihenfolge. Als Nächstes kam eine Reihe von Pfählen, die im Zickzack umrundet werden mussten. Auch nicht allzu schwierig, wenn ich den Rhythmus erst richtig erwischt hatte. Als nächste Aufgabe folgte ein Tunnel, dann ging es über eine Art Wippe hinauf und hinunter und zu guter Letzt noch über einige Hürden bis zur Ziellinie. Auf dem wippenähnlichen Gestell konnte ich meiner Ansicht nach einen Vorsprung gewinnen, da die meisten Hunde, selbst die erfahrensten, auf dem höchsten Punkt zögerten oder zu früh heruntersprangen und disqualifiziert wurden. Ich dagegen begriff die Herausforderung und konnte diesen Teil der Übung sicher besser absolvieren als meine Konkurrenten.
Vor dem Beginn der Prüfung bekamen alle Paare Gelegenheit, sich mit dem Parcours und den einzelnen Übungen vertraut zu machen. Da Zoë keinen blassen Schimmer hatte, wie und in welcher Reihenfolge sie mich anleiten sollte, machte ich mich selbständig. Etwas abseits von den anderen übte ich mich im Hürdenspringen und achtete dabei vor allem auf die Zeit. Wie sich herausstellte, war ich wirklich begabt. Grandios! Meine Beine fühlten sich felsenfest an, wenn ich absprang und in elegantem Schwung über die Hindernisse segelte. Mit einem Mal besaß ich die Grazie, von der ich früher immer geträumt hatte. Einen ganzen Atemzug lang flog ich förmlich durch die Luft. Als ob ich unter der Oberfläche durchs Wasser glitt. Schwerelos und berauschend.
Nachdem ich die Hürden hinter mir hatte, fühlte
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