Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
bin. Also legt sie sich die Katze über die Schulter.
» Dies ist Smoke Jumper«, stellt sie die Katze vor. » Aber wir nennen sie Smokey.« Smokey dreht den Kopf und sieht mich an. » Rrrr…«
Ich gerate in Panik. Was will Smokey von mir? Weiß sie, dass ich ein Hund bin? Hat sie mich durchschaut? Ich traue ihr das zu. Katzen haben nun einmal ihren eigenen Zauber.
Smokey knurrt mich an wie ein Bernhardiner ein Stück Speck.
» Sie schnurrt wie ein Weltmeister, nicht wahr? Sie ist wirklich ein Schatz. Ich habe sie eine Weile bei mir zu Hause gepflegt, und ich kann nur sagen, dass sie sich bestens mit Kindern und Hunden verträgt.«
Tatsächlich? Mit gerunzelten Brauen sehe ich Smokey an. Ich habe einmal einem Kater vertraut und sogar mehrmals mit ihm unter einem Ahornbaum geschlafen, bis ich eines Tages mit einer blutenden Nase aufgewacht bin. Damals habe ich gelernt, dass man bei Katzen nur auf der sicheren Seite ist, wenn man sie anbellt. Menschen haben allerdings eine ganz andere Beziehung zu Katzen.
» Möchten Sie sie streicheln?«, fragt die Frau.
Was? Etwa mit dieser Hand?
Smokey zwinkert wie ein Alien. Ihr Fell steht überall in Büscheln ab. Und wenn sie gähnt, lässt sie eine Menge rasiermesserscharfe Zähne sehen.
» Hm, ich weiß nicht recht«, sage ich. Ich möchte diese Katze berühren, so viel steht fest, aber ich will nicht wieder ein Stück Haut einbüßen. Eigentlich will ich sie überhaupt nicht streicheln– ich möchte nur ihre Witterung aufnehmen und sie dann quer durch die ganze Stadt jagen.
» Sie tut Ihnen nichts«, verspricht die Frau. » Hatten Sie schon einmal eine Katze?«
» Nein.«
» Nun, Katzen mögen sanfte Zärtlichkeiten. Streicheln Sie ihr einfach langsam über den Rücken.«
Ich hole tief Luft. Jessica beobachtet mich ganz genau, und ihre Eifersucht macht mich mutiger. Vorsichtig strecke ich zwei Finger aus. Das Fell fühlt sich weich an, aber dann zucke ich schnell wieder zurück.
» Versuchen Sie es gleich noch einmal«, sagt die Frau.
Ich befeuchte meine Lippen. Beim ersten Mal ist es ja gut gegangen. Mutig berühre ich Smokeys Fell, aber dieses Mal viel ruhiger. Ich finde mich unglaublich tapfer. Bestimmt vergeht Jessica vor Eifersucht. Die Katze sieht mich an. Die Berührung scheint ihr zu gefallen. Ihr Bauch brummt, als hätte sie einen Motor verschluckt.
Dann stößt Smokey mit dem Kopf gegen meine Hand, und ich kraule sie hinter dem Ohr.
» Juckt etwa dein Ohr?«, frage ich sie. » Ich weiß, wie das ist.« Ehrlich gesagt ist der größte Vorteil der Verwandlung, dass ich mich heute überall am Körper kratzen kann.
Die Frau lächelt. » Smokey mag Sie.«
Skeptisch sehe ich Smokey an. Ihre Augen sind geschlossen. Bis auf zwei schmale Schlitze. Und sie streckt mir das Kinn entgegen, damit ich sie besser streicheln kann. Als ich die Hand drehe, um ihr Ohr besser zu erreichen, presst sie den Kopf genüsslich gegen meine Finger. Das Streicheln vermittelt mir ein ganz eigenes Gefühl. Ich schmelze innerlich. Ob die Menschen Katzen deshalb so gern streicheln? Und wenn das so ist, warum kommen Hunde dann nicht öfter in diesen Genuss?
Jessica
Zoës Theater mit der Katze war mehr, als ich ertragen konnte. Während ich zusah, wie sie den pelzigen Körper streichelte, verzweifelte ich innerlich. Am liebsten hätte ich den Zaun niedergerissen und wäre hineingerannt und… Ja, was? Was würde ich denn tun, wenn ich die Katze zu fassen bekam? Ich hatte keine Ahnung, aber ich wollte es unter allen Umständen herausfinden. Mein wildes Verlangen nach dieser Katze war das unnatürlichste Gefühl, das ich seit meiner Kinderzeit– und meiner unstillbaren Sehnsucht nach Marshmallows– erlebt hatte.
Ich musste meine ganze Energie aufbieten, um die Leine mit den Zähnen über den Pfahl zu ziehen. Nachdem das erledigt war, machte ich mich davon. Als sich der Geruch der Katzen langsam verflüchtigte, kehrten auch meine Instinkte wieder auf ihr normales Niveau zurück. Zumindest auf das normale Hundeniveau.
Mit der Leine im Maul trottete ich über die Wiese, um erst einmal einigen Abstand zwischen mich und die Katzen zu legen. Die Macht meines Verlangens erschreckte mich. Und es war durchaus nicht so, als ob ich nur reine Absichten gehegt hätte. Oh nein. Alles, was ich wollte, waren drei Dinge– ich wollte sie riechen und jagen und einen herzhaften Bissen ergattern. Was die Reihenfolge anging, war ich nicht weiter zimperlich. Falls ich sie zuerst ablecken musste,
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