Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
ich mich schon deutlich besser. Falls mein Körper– nun ja, in diesem Fall Zoës Körper– zu diesen Bewegungen fähig war, wollte ich gern den Rest erledigen. Ich hielt mich dicht hinter einem Collie und beobachtete genau, wie er sich durch die Pfosten schlängelte. Als ich an der Reihe war und anfing, die Pfoten von einer Seite zur anderen zu schwingen, geriet ich irgendwie durcheinander und drehte mich um mich selbst. Mit einem Mal wurde mir unter dem T-Shirt ganz heiß. Mir war schwindlig, und ich wusste nicht recht, in welche Richtung ich laufen musste. Ich begann also noch einmal von vorn, aber diesmal sehr viel langsamer. Und ich sah nicht auf die Pfähle. Wenn ich sie gar nicht sah, konnte ich auch nicht auf sie reagieren. Außerdem war mein Körper breiter als der vieler Mitbewerber, und ich hatte schon Mühe genug, rechtzeitig vor den Pfählen die Seiten zu wechseln. Wenn Rhythmus und Tempo stimmten, war es einfach. Sozusagen ein Tanz zwischen den Stangen.
Dann kam der Tunnel. Ich muss zugeben, dass ich an diesem Punkt am liebsten aufgegeben hätte. Als ich in die Röhre hineinsah, hatte ich das Gefühl, in einen tiefen Brunnen zu schauen… dunkle Erinnerungen stiegen in mir auf. Und die Angst, im Finstern eingesperrt zu sein. Die Luft im Inneren schimmerte bläulich. Und bedrohlich. Bei dem Anblick krampfte sich jede Faser meines Körpers zusammen. Seit wann fürchtete ich mich vor engen Räumen? War diese Furcht ein Teil von mir, oder hatte sie mit meinem Hundeinstinkt zu tun? Ich wollte das Gefühl abschütteln, aber es hielt sich beharrlich– selbst als ich alle Vernunft zusammennahm und einfach durch den Tunnel rannte.
Anchließend war mein Selbstvertrauen so erschüttert, dass ich eine kurze Pause einlegen und verschnaufen musste. Die Aufgaben mit dem menschlichen Verstand zu begreifen hieß nicht automatisch, sie auch als Hund zu bestehen. Auf meinen Verstand war kein Verlass, solange ich nicht lernte, den Parcours auch als ganz normaler Hund zu absolvieren– nämlich auf meinen vier Pfoten.
Das wippenähnliche Gestell war sehr beliebt. Jeder Teilnehmer wollte seinen Hund mehrmals darüber laufen lassen, was ein ständiges Gedränge auf den Schrägen zur Folge hatte. Als ich endlich Mut genug gesammelt hatte, um die Übung zu versuchen, waren plötzlich alle Blicke auf mich gerichtet. Ganz oben stolperte ich kurz und geriet aus dem Takt, weil der Wechsel der Pfoten zwischen Aufwärts- und Abwärtslaufen sehr viel schwieriger war, als er aussah. Ich wäre beinahe vom Gerät gefallen und musste sämtliche Krallen einsetzen, um gerade noch die Balance zu wahren. Natürlich übersah ich dann auch noch die Stelle, die ich auf der anderen Seite mit der Pfote berühren musste.
In diesem Moment war mein gutes Gefühl dahin.
Doch mein Name stand auf der Liste– für einen Rückzieher war es zu spät. Ich sah zu, wie ein Australischer Hütehund den Parcours mühelos absolvierte, und fühlte, wie mein Mut immer tiefer sank.
Als ich zu Zoë zurückkehrte, stand sie zwischen Foxy und Leisl an der Seitenlinie.
» Gab es denn keine › Hundehasser‹-Shirts zu kaufen?«, fragte Leisl gerade mit spitzer Zunge, sodass jeder es hören konnte.
Zoë sah auf ihr Shirt hinunter, das sie verkehrt herum angezogen hatte, und dann auf meines. Irritiert hob sie den Kopf. » Was soll die Frage? Und warum sollte ich ein solches Shirt tragen? Ich hasse doch keine Hunde.«
» Und letztes Jahr haben Sie die Hunde in Ihrem Café nur aus Versehen angeschrien, oder wie soll ich das verstehen?« Einige der Umstehenden lachten. » Sie haben sogar angedroht, sie alle nach China zu verfrachten…«
Ich schmiegte mich eng an Zoë. Für mich sah es ganz so aus, als ob Leisl ihre Niederlage im Schönheitswettbewerb noch nicht verkraftet hatte.
Zoë reckte ihr Kinn in die Höhe. » Ich hasse keine Hunde.« Sie starrte in die kichernde Menschenmenge.
Arme Zoë. Ich musste gestehen, dass sie mich energischer verteidigte, als ich das je getan hatte. Was ihr natürlich leichter fiel, da sie Hunde wirklich liebte.
Als der Lautsprecher den Beginn der Prüfung verkündete, wandte sich die Menge von uns ab. Mit traurigem Gesicht ging Zoë neben mir in die Hocke. » Wie kann sie nur so etwas sagen? Sie ist ganz schön gemein.« Sie streichelte mir über den Kopf. » Weshalb sollte ein Mensch Hunde hassen? Allerdings klang sie sehr überzeugt. Als ob sie etwas wüsste, was ich nicht weiß.« Mit verträumtem Blick sah sie mich an,
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