Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
bis es ihr irgendwann dämmerte. » Sie hat dich gemeint! Du hasst Hunde!«
Nein, nein – nicht wirklich … Ich erstarrte und wusste nicht weiter. Vor allem wollte ich, dass Zoë die Wahrheit hörte. Inzwischen war sie fast wie eine Schwester für mich, war zu einem Teil von mir geworden. Ich durfte ihr die Wahrheit nicht vorenthalten– und sei sie auch noch so hässlich. Aber was genau war denn die Wahrheit?
Unbehaglich wechselte ich von einer Pfote auf die andere. Ich wusste doch nicht, warum ich mich vor Hunden fürchtete. Ein ironischer Gedanke schoss mir durch den Kopf: Womöglich wäre ich heute glücklicher, wenn ich als Kind einen eigenen Hund gehabt hätte. Dann hätte ich wenigstens so etwas wie eine andauernde Liebe erlebt. Ich schnaubte kurz, worauf Zoë mich forschend ansah.
» Du hasst sie nicht wirklich, nicht wahr?«
Nein, ich hasste sie nicht. Hunde machten mir vielleicht Angst, aber ich hasste sie nicht. Gelegentlich konnte es sogar vorkommen, dass ich sie mochte.
Ich lehnte mich an Zoë und leckte ihr über die Wange.
Ihr Lächeln ließ mein menschliches Gesicht aufblühen. » Ich wusste es! Du magst mich, nicht wahr? Du magst mich!«
Wieder leckte ich Zoës Wange. Was für ein nettes Dummchen sie doch war, dachte ich. Sie wuchs mir tatsächlich immer mehr ans Herz.
Zoë
Ein Rennen ist immer spannend, und entsprechend klopft mein Herz schneller. Rundherum sehe ich nur Hunde, die über blaue, gelbe und rote Hindernisse fliegen. Die anderen, die an der Seitenlinie warten müssen, bellen aufgeregt. Am liebsten würde ich auch bellen. Stattdessen schreie ich » Los!«, um sie anzufeuern.
Alle Zuschauer brüllen, und ich schließe mich ihnen einfach an. Ich kann so laut brüllen, wie ich will. Nicht einmal Jessica bedenkt mich mit einem mahnenden Blick.
» Auf geht’s!«
Die Spannung steigt. Alle Hunde sind hochkonzentriert. Ich winke einem Collie im vollen Lauf zu, doch der zuckt nicht einmal. Das ist wahres Talent.
Die Menschen dagegen benehmen sich eigenartig und laufen mit wichtigen Mienen herum, als ob sie im Wettbewerb kämpfen müssten. Wie lächerlich. Dabei sind doch die Hunde die Stars und nicht die Menschen. Vielleicht sollten die Hunde lieber ihre Menschen am Halsband herumführen.
Irgendwann betritt Foxy mit seinem Frauchen den Ring und liefert eine einwandfreie Leistung ab. Foxy ist schlau– vor jeder Bewegung schaut er schnell zu Leisl hinüber. Ich stelle mir vor, dass Jessica mich so ansieht, und muss lachen und lachen und immer wieder lachen. Ich lache noch, als unsere Namen aufgerufen werden. Ich renne zum Eingang, und Jessica folgt mir.
Ich bekomme plötzlich Lust, selbst über die bunten Hürden zu springen. Aber ich beherrsche mich, weil alle zusehen. Da Menschen das Spiel erfunden haben, gibt es Regeln. Ich folge Jessica zu einem weißen Kreidestrich. Sie beugt sich nieder, um besser starten zu können. Ich mache es ihr nach. Während wir warten, wird es ganz still. (Worauf warten wir?)
Ich höre mein Herz klopfen. Bumm, bumm, bumm.
» Los!«, ruft eine Frau, die einen weißen Hut aufhat. Jessica rennt über die Linie und fliegt elegant über die ersten drei gelben Hürden. Ich renne ihr nach und springe ebenfalls hinüber. Welch ein Spaß! Dann springt Jessica durch den Autoreifen, aber ich nicht. Ich traue den Schuhen an meinen Füßen nicht. Sie sind viel zu breit. Womöglich bleiben sie am Reifen hängen und bringen mich zu Fall. Wissen die Menschen denn nicht, dass ihre Füße für den Erdboden gemacht sind?
Inzwischen rennt Jessica wie der Wind durch eine Reihe von Pfählen. Ich sause hinterher, und die Leute lachen. Ich winke ihnen zu, und sie lachen noch mehr.
Dann rennt Jessica auf den Tunnel zu und taucht ab. Ich bin beeindruckt … an ihrer Stelle hätte ich mich gefürchtet, weil der Wind am Stoff zerrt und er sich hin und her bewegt.
Die Menge schreit noch lauter, als Jessica auf der anderen Seite zum Vorschein kommt und über die rote Rampe auf das Gestell hinaufrennt. Auf der Spitze hält sie nur eine Sekunde lang inne, bevor sie auf der anderen Seite hinabschießt. Ich schreie jetzt auch, weil ich so begeistert bin, doch vor Aufregung weiß ich nicht, was ich sage.
In meinem weißen Fell sieht Jessica wirklich wunderschön aus. Am Ende dreht sie sich um, und zwar schneller als der Collie. Wenn Mom und Dad zusehen, glauben sie bestimmt, dass wir das beste Team von allen sind. Ohne Zweifel. Jessica springt über die letzten gelben
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