Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
merkt, dass Jessica ein Mädchen ist. Manche Menschen sind wirklich langsam. » Sind alle diese Hunde Anfänger?«, frage ich.
Der Mann schüttelt den Kopf. » Nein. Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer starten in der offenen Klasse. Die sind schon erfahrener. Für sie gelten folgende Anforderungen, und zwar ohne Leine.« Er dreht das Papier um und deutet auf eine sehr viel längere Liste.
Ich sehe Jessica an und erkenne erleichtert, dass sie offenbar zugehört hat. Zu gern würde ich eine Medaille für perfekten Gehorsam gewinnen. Mom hat immer gesagt, dass ich nie gehorche. Manchmal hat sie mit Dad überlegt, mich in eine Hundeschule zu schicken. Ich weiß nicht, warum sie es nicht gemacht haben. Sie haben es eben nicht getan– und immer nur gesagt, dass ich ungezogen sei. Jetzt kann ich ihnen beweisen, dass ich die Regeln in- und auswendig kenne.
Ich möchte gewinnen– aber nicht als Anfänger. Mit dieser Medaille wird doch jeder Welpe ausgezeichnet, der den Leuten nur ein bisschen auf die Füße pinkelt. In diesem Wettbewerb haben Jessica und ich einen Vorsprung, weil sie versteht, was die Leute sagen. Aber zu hoch dürfen wir unsere Ziele auch nicht stecken.
Der Mann mit dem schlabberigen Grinsgesicht wartet. Ich gehe neben Jessica in die Hocke. » Du entscheidest, Mädchen«, sage ich. Ich weiß, dass uns alle zuhören. Also spreche ich auch so süßlich, wie Menschen mit Hunden reden. » Sollen wir bei den Anfängern starten?« Ich suche ihren Blick und schüttele unmerklich den Kopf. » Oder in der offenen Klasse?«
Jessica bellt, und ich belohne sie mit meinem besten Lächeln. » Wir wählen die offene Klasse. Der Hund heißt Zoë, und ich bin ihr Frauchen Jessica.«
Jessica
Vor der Geschicklichkeitsprüfung war ich schrecklich aufgeregt gewesen, doch in diese neue Herausforderung ging ich mit hoch erhobenem Kopf. Wenn ich das hier nicht mit Leichtigkeit schaffte, verdiente ich es nicht, je wieder ein Mensch zu sein. Der einzige Nachteil war nur, dass uns die Prüfung wohl kaum in unsere ehemaligen Körper zurückversetzte– es sei denn, das Geheimnis des Zaubers lag darin, dass ich mit Zo ë zusammenarbeitete. Was ja durchaus möglich war. Nach allem, was ich wusste, konnte es ebenso darin liegen, auf einem Bein zu hüpfen… Was also sprach dagegen, mich Zoës Führung anzuvertrauen und einen weiteren Wettbewerb zu absolvieren? Vor allem einen, den wir ziemlich sicher gewinnen würden?
Außerdem musste ich mein Glimmerglass-Shirt weiter unter die Leute bringen. Nun, da Kerrie wieder am Herd stand, hatten wir die einmalige Chance, neue Stammgäste für das Café zu gewinnen. Doch wir mussten das Eisen schmieden, solange es heiß war. Haha. Neue Gäste waren der Garant dafür, dass wir Naomis Gehalt, die Stromrechnung und obendrein auch noch die nächste Miete bezahlen konnten. Und sie beschäftigten Kerrie lange genug, um ihre alten Fähigkeiten wiederzuentdecken.
Auf dem Weg zur Lücke im Zaun, wo die anderen Teilnehmer warteten, sah ich mich nach Max um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Wo steckte er nur? Es war erst ein paar Stunden her, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte, aber mir kam es vor wie eine ganze Woche. Vielleicht war er ja in der Praxis und rettete einem Hund das Leben. Oder er war zu Hause und machte die Wäsche. Oder er bezog sein Bett mit frischen, duftenden Laken. Sexy Max hatte bestimmt das wärmste Bett der Welt. Warm und verführerisch… Zahlreiche Phantasien sausten durch meinen Kopf, und ich gab mich meinen Tagträumen hin, bis mich lautes Gebell in die Realität zurückholte.
Unter den Gesichtern am Zaun war kein Max zu entdecken, aber dafür sah ich Leisl und Foxy, die sich mit gesenktem Kopf auf die bevorstehende Aufgabe konzentrierten, und außerdem noch ein halbes Dutzend Menschen, die ich aus dem Café oder dem Wuffstock-Komitee kannte. Einige winkten Zoë zu, und sie winkte zurück. Diese Menschen zu sehen, gab mir ein Gefühl der Bestätigung, als wäre ich genau dort, wo ich hingehörte. Es war wirklich schön, dass die Leute von Madrona inzwischen sogar unsere Namen kannten.
Während der Wartezeit plärrte die inoffizielle Hymne des Staates Washington, Louie Louie, aus dem Lautsprecher. Sofort hob Zoë die Hände über den Kopf und begann zu tanzen. Ein paar Kinder, die uns beobachteten, schlossen sich ihr an, und ich ging hinter ihren Beinen in Deckung.
» Na los«, rief Zoë und tänzelte davon. » Sei doch nicht so. Lass dich einfach gehen.« Sie ließ
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