Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
ihre Hüften kreisen und schüttelte sie. Eigentlich nicht schlecht, dachte ich. Ob ich in meinem Körper auch so tanzen konnte? Ich hatte es noch nie versucht.
Doch ich ließ meine vier Pfoten brav auf der Erde. Sollte Zoë ruhig tanzen. Im Herzen war sie schließlich der Hund. Ich dagegen hatte Wichtigeres zu bedenken.
» Ich weiß genau, dass du es kannst«, sagte Zoë. » Auch du kannst Spaß haben. Seit wir beim Geschicklichkeitstest getanzt haben, weiß ich das. Dir hat es doch auch gefallen, oder nicht?«
Sicher. Aber daran war das Adrenalin schuld. Inzwischen war ich jedoch längst wieder nüchtern und stand vor einer neuen Prüfung, auf die wir uns besser vorbereiten sollten. Ich war zwar nicht nervös, aber in Tanzlaune war ich auch nicht.
Eines musste ich jedoch zugeben: Zoë hatte eine ganz außerordentliche Begabung, die Dinge in Schwung zu bringen. Ungefähr die Hälfte der Umstehenden tanzte bereits. Und als die Musik zu Good Vibrations wechselte, schlossen sich immer mehr diesem Rhythmus an. Manche sangen sogar mit, und die Hundeschwänze wedelten im Takt. Einige der jüngeren Hunde hüpften laut bellend auf und nieder, und selbst ich fühlte mich von Zoës Energie beflügelt.
» Hey!« Plötzlich unterbrach eine schneidend scharfe Stimme das Treiben. Leisl stand da und umklammerte Foxys Leine, als sei er ein bengalischer Tiger mit Menschenfressertendenz. » Würden Sie mit diesem Unsinn jetzt aufhören? Die Hunde müssen sich konzentrieren. Nach einer solchen Ablenkung können Sie doch unmöglich Gehorsam einfordern.«
Rund um mich hörten alle auf zu tanzen, und auch die Hunde wedelten nicht länger mit den Schwänzen. Nur die Beach Boys sangen unverdrossen » Good, good, good!«, obwohl ihnen keiner mehr zuhörte.
» Das ist doch lächerlich!«
Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich über meinem Kopf Zoës Stimme hörte. » Entspannen Sie sich«, fuhr sie zu Leisl gewandt fort. » Hunde brauchen doch auch ein bisschen Spaß. Wieso sollten sie sich nicht konzentrieren können, nur weil sie vorher getanzt haben? Sie sind schließlich nicht dumm– und wollen auch nicht so behandelt werden, als wären sie es.«
Mit eisiger Miene starrte Leisl zurück. Foxys Ohren bewegten sich ständig in alle Richtungen, damit ihm ja nichts entging. » Mein Hund braucht jedenfalls Ruhe, wenn er sich konzentrieren soll. Da Foxy der Titelverteidiger ist, verstehe ich offenbar etwas von richtiger Vorbereitung.« Bevor Zoë antworten konnte, fasste Leisl Foxys Leine kürzer und ging davon.
Mit rotem Kopf ging Zoë in die Hocke und tat, als müsse sie mein Halsband verstellen. » So ein Blödsinn! Warum sind wir denn hier, wenn wir keinen Spaß haben dürfen?«
Wenn ich hätte reden können, hätte ich sie aufgeklärt: Leisl war keinesfalls zum Spaß hier. Als Züchterin war sie daran interessiert, dass Foxy gewann, weil seine Nachkommen dadurch im Preis stiegen. Was Zoë wohl davon hielt, dass ein Mensch mit Hunden Geld verdiente? Vermutlich war es ihr egal, solange die Hunde zu ihrem Recht kamen und Spaß hatten. Was man von Foxy nicht behaupten konnte.
Während ich über Leisl und Foxy nachdachte, wurde mir klar, dass sich meine Ansichten um hundertachtzig Grad gedreht hatten. Wenn ich von Zoë eins gelernt hatte, dann dass sie keine Zeit mit Zweifeln vergeudete. Sie war, wie sie war. Ohne jede Beschönigung. Und– genauso unglaublich– schien sie mich zu mögen… und zwar so, wie ich wirklich war, und nicht die Person, die ich unbedingt sein wollte. Womöglich hätte sie mich sogar trotz des Vorfalls im Café gemocht. Zoë nahm solche Vorkommnisse einfach als gegeben hin. Vielleicht sollte ich mir eine Scheibe abschneiden und endlich lernen, mich selbst zu akzeptieren.
Ich erlaubte mir ein Lächeln– und fühlte mich sogleich besser. Mein Schwanz schlug hin und her, und meine Pfoten vollführten einige Schritte zum Takt der Musik, die inzwischen zu Foxy Lady gewechselt hatte. Zoë sah auf mich hinunter, sah, was ich tat, und wackelte kurz mit den Hüften. Sie zwinkerte mir zu.
In diesem Moment kündigte der Lautsprecher das erste Paar an, worauf sich die Aufmerksamkeit aller dem Viereck zuwandte. Ein Collie folgte brav seinem Besitzer, als sie zusammen eine steife Acht auf die Wiese schrieben. Und das ganz ohne Leine. Anschließend befahl der Mann dem Hund, sich zu setzen, während er zur gegenüberliegenden Seite des Vierecks ging. Als er rief, sprang der Hund sofort auf und rannte zu ihm hinüber.
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