Hundekuchen zum Fruehstueck
über mich beugt, reiße ich mich los und renne den Flur entlang. Fort von dem Zimmer, wo meine Freundin und Max sitzen. Ich schlittere um eine Ecke und sause an einem Pult vorbei. Jemand streckt die Hände nach mir aus, aber ich kann ausweichen. Die Menschen schreien aufgeregt durcheinander. Ein Mann kommt gerade mit einer Katze im Käfig ins Haus, aber ich lasse mich nicht ablenken. Mit höchster Geschwindigkeit rase ich zur Tür.
Ich muss nach Hause.
Ich bin schon fast draußen, als jemand mein Halsband packt und mich beinahe erwürgt. Die Klimperfrau zerrt mich ins Haus zurück. Ich will mich losreißen, aber sie ist sehr stark … auf jeden Fall ein Alphatier.
Zusammen gehen wir zurück, an dem Mann mit der Katze und dann am Empfangspult vorbei. Ich sehe Dad vor mir. Dad und Mom. Mom und Dad. Mom und ich.
Ich muss blinzeln … und schon sind sie weg.
Dann fange ich an zu zittern. Ich zittere vor Aufregung. Ich sehe ein ausgestopftes Kaninchen, und es starrt mir gerade in die Augen!
Jessica
» Soso«, sagte Max. » Sie halten also die Schlussrede beim Festival?« Während er verschiedene Werte auf einer Karte notierte, hob er immer wieder den Kopf und sah mich an. » Gratuliere!«
Wenn ich seine Hände betrachtete, musste ich unwillkürlich an seine warme Haut denken. Und daran, wie sehr mich seine Berührung elektrisiert hatte. Ich wandte den Blick ab und starrte verbissen auf die Rückseite der Patientenkarte. » Gratulieren Sie mir erst, wenn es vorbei ist.« Ich lachte. » Zwischen heute und Sonntag kann noch eine Menge passieren. Womöglich flüchte ich doch noch aus der Stadt.«
» Aber klar.« Sein Lächeln ließ mich beinahe ohnmächtig werden. Im selben Moment flog die Tür auf, und eine stämmige Mitarbeiterin zerrte die Hündin am Halsband herein.
» Hier ist sie – keine Spur von einem Mikrochip.«
» Vielen Dank, Emma.« Dr. Max schnalzte nur leise mit der Zunge, und prompt ging die Hündin zu ihm und schmiegte ihre Nase in seine Handfläche. » Nun, was halten Sie von Zoë?« Er nickte in Richtung der beiden weißen Ohren, und ich musste erneut den Blick von seinen Händen abwenden.
» Woher wissen Sie denn, dass sie Zoë heißt?«
» Das steht auf dem Halsband. Sehen Sie doch! Der Name ist eingestickt.«
» Das soll wohl ein Scherz sein.« Ich befühlte das rote Halsband, und tatsächlich: Der Name war klar und deutlich zu lesen. » Nun ja, sicher denken Sie jetzt, dass mir das hätte auffallen müssen.«
Max zuckte nur die Schultern. » Sie hatten vermutlich anderes im Kopf.« Er musterte mich von oben bis unten, und plötzlich dämmerte es mir. Er wusste es. Er wusste alles über mich. Ich war mir dessen absolut sicher. Mein Herz schlug schneller. Zu Beginn der Untersuchung hätte ich nicht vermutet, dass er Bescheid wusste. Aber dieser Schimmer in seinen dunklen Augen verriet mir, dass dem nicht so war. Und als er sagte, dass ich sicher an anderes gedacht hätte, wurde mir klar, dass er die Ausflüchte meinte, derer sich Menschen mit Hundephobie bedienten, wenn sie einem großen weißen Hund namens Zoë begegneten.
Ungefähr eine Minute lang fühlte ich mich völlig nackt und entblößt. Wie konnte er so viel von mir wissen, wenn wir doch heute Morgen zum ersten Mal miteinander gesprochen hatten? Ich versuchte, mich abzulenken, indem ich mich nach vorn beugte und das Halsband genauer in Augenschein nahm. Dann legte ich zwei Fingerspitzen auf Zoës Rücken.
Max stand auf, legte Zoës Karte auf den Tresen und verschränkte die Arme. » Lassen Sie uns kurz über Zoë reden. Sie hat vermutlich irgendwo eine Familie. Ich werde den Fund auf den entsprechenden Websites und in der Zeitung anzeigen, doch wo soll Zoë bleiben, bis wir ihre Familie gefunden haben? Könnten Sie sich ihrer vielleicht solange annehmen?«
Ich? Ich sollte einen Hund zu mir nehmen? Er machte wohl Witze! Wusste er denn nicht, dass ich Hunde hasste? Ich wartete eine Minute, aber keiner lachte. Nicht einmal der Hund.
» Hm … Vermutlich wissen Sie, dass ich nicht unbedingt viel für Hunde übrig habe.«
Max lachte ein wenig, aber gleich darauf war er wieder ernst. » Nun ja, wir können Zoë auch hier in der Praxis aufnehmen, aber das dürfte hart für sie werden. In einem Zwinger kommen selbst unempfindliche Hunde nur schwer zurecht. Ein Pflegeplatz ist immer die bessere Lösung. Besonders für eine so sensible Hündin wie Zoë, die ganz auf Menschen fixiert ist.« Er machte eine kleine Pause. » Falls Sie zu
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