Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 4: Glitzernd (German Edition)
Blick zu, bevor er sich zu mir umdreht.
„Darf ich dich auf einen Kaffee einladen? Vielleicht willst du dich ja auch abtrocknen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn wir einander duzen? Komm, wir lassen ihn mürrisch sein und von der Schwester umsorgen, ich kümmere mich um dich, wenn er es nicht tun will.“
Diese Szene ist so surrealistisch. Ich weiß nicht, ob ich in Tränen ausbrechen oder weglaufen soll. Stattdessen sitze ich an einem Tisch in der Cafeteria und plaudere mit einem Fremden, den ich wenige Minuten zuvor mit meinem Liebhaber verwechselt habe. Meinem Liebhaber, der mich nach einem kurzen und grausamen Blick aus seinem Zimmer geworfen hat. Ich beneide die Krankenschwester, die ihn jetzt gerade berührt und der er sicherlich nette Worte, einen freundlichen Tonfall und einen tiefen Blick schenkt. Ich sterbe vor Eifersucht. Inzwischen flirtet Silas ganz offen mit mir, er lächelt mich unentwegt an, zwinkert und neckt mich und versucht dabei, die Situation etwas zu entspannen. Er macht das echt gut, ist sympathisch und witzig.
Das genaue Gegenteil seines Bruders. Warum gerate ich immer an den Falschen?
Ich vertreibe den Gedanken aus meinem Kopf und versuche, nicht an die Unterschiede zwischen den beiden zu denken, als ich schließlich entdecke, wie charmant Silas ist. Er hat nicht die gleiche Aura wie sein Bruder, doch er hat die gleichen feinen Züge und seine Natürlichkeit macht ihn wahnsinnig anziehend. Außerdem ist er so feinfühlig, mich nicht zu fragen, wer ich bin oder warum ich hierhergekommen bin. Er tröstet mich einfach, gibt mir den Rat, geduldig zu sein und verteidigt seinen Bruder, der ja einiges durchmachen musste.
Er ist einfach ein toller Typ.
Fang' nicht schon wieder an, mein zartes Herz.
Als wir wieder in sein Zimmer kommen, schläft Gabriel tief und fest, seine Verbände sind gewechselt und sein Gesicht wirkt etwas ruhiger. Silas flirtet mit der Krankenschwester und ich bin fast enttäuscht, dass er nicht nur mit mir so spricht. Die hübsche Blondine beißt offenbar an, und nach einigen weiteren eindeutigen Blicken ist das Zimmer zu klein für uns drei. Natürlich bin ich der Eindringling. Die beiden schleichen sich hinaus und nehmen die sexuelle Spannung, die zwischen ihnen funkt, mit sich. Ich bleibe alleine mit dem schlafenden Gabriel zurück.
Einen langen Moment bleibe ich wie angewurzelt stehen, unfähig, mich zu bewegen, und starre den Verunglückten an. Eine Woge der Zärtlichkeit überrollt mich. Ich würde gerne vorsichtig auf das Bett klettern, mich an ihn schmiegen und mich nicht mehr bewegen, bis das alles vorbei ist. Erinnerungen an unseren Sex und an unsere Körper in allen möglichen Stellungen ziehen vor meinem geistigen Auge vorbei, ohne dass ich sie kontrollieren könnte. Trotz unserer schmerzhaften Trennung, der unerträglichen Ungewissheit der darauf folgenden 13 Tage und seiner hasserfüllten Antwort bei unserem Wiedersehen in seinem Krankenzimmer fühle ich mich immer noch wie magnetisch angezogen.
Hast du daran gezweifelt? Jetzt weißt du es: Du bist ihm verfallen. Basta.
Nachdem ich gedacht habe, ihn zu verlieren, habe ich ganze Tage und Nächte damit verbracht, mich nach ihm zu verzehren. Nachdem ich gedacht habe, dass er tot ist, habe ich wie eine Löwin gekämpft, um ihn wieder zu finden. Doch wie immer, wenn es um Gabriel geht, reicht das nicht. Mit diesem Mann ist es ein ewiger Kampf. Er wird mich noch umbringen. Obwohl ich es immer geliebt habe, ihn beim Schlafen zu beobachten, ist dieser Schlaf seiner Genesung eine Folter für mich. Schlussendlich beschließe ich, mich doch zu bewegen, und gehe um sein Bett herum, um mich neben ihn zu setzen. Ich sterbe vor Lust, doch ich fühle, dass ich weder das Recht noch den Mut habe, ihn zu berühren. Ich begnüge mich damit, mein Gesicht ganz langsam dem seinen zu nähern, um ein wenig von seinem Duft einzuatmen. Die Wärme seines Körpers durchflutet mich. Seine vollen, aber blassen Lippen und die langen, gebogenen Wimpern machen mich schwach. Ich sehe, wie sich sein Brustkorb im Rhythmus seiner langsamen Atmung hebt, und flüstere ihm schließlich den ersten Satz ins Ohr, der mir in den Sinn kommt.
„Du hast mir so gefehlt.“
Ich richte mich wieder auf, hoffe insgeheim, dass er mich nicht gehört hat, und sehe durch die Scheibe gegenüber Silas, wie er all seine Verführungskünste einsetzt. Im Nebenzimmer setzt er seine Nummer mit der hübschen Krankenschwester fort, die vorgibt, ihm zu
Weitere Kostenlose Bücher