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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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verschärften Schadenersatzes erläuterte. Es dauerte genau siebzehn Minuten, um das Schriftstück zu verlesen, und mit jedem Wort, jedem Vorwurf hasste Kitty sich ein bisschen mehr. Ganz in ihrer Nähe saßen Colin Murphy und seine Familie: Seine Frau, seine Eltern, seine Geschwister und alle diejenigen, die ihn unterstützt hatten, starrten Kitty an, und ihre Blicke brannten sich in ihren Rücken. Sie fühlte den Hass, die Wut dieser Menschen, aber mehr als alles andere fühlte sie Colin Murphys Schmerz. Er hob kaum den Kopf und hielt die Augen gesenkt, das Kinn fest an die Brust gedrückt. Und er sah aus, als hätte er ungefähr ein Jahr nicht mehr geschlafen.
    Nach dem Urteilsspruch verließen das Team von Thirty Minutes und seine Anwälte so schnell wie möglich das Gericht, drängten sich an Fotografen und Kameras vorbei – einige von ihrem eigenen Sender –, und Kitty kam sich vor wie einer der Kriminellen, die sie regelmäßig in den Nachrichten sah, wenn sie geduckt das Gerichtsgebäude verließen. Ihre Begleiter gingen so schnell, dass sie kaum Schritt halten konnte, aber sie wollte auch nicht rennen. Vielleicht war es albern, dass sie jetzt auf gar keinen Fall ins Stolpern geraten wollte, wo sie schon so viele Fehler gemacht hatte und schuld an der ganzen Situation war, aber sie hatte das Gefühl, dass der Rest ihrer geistigen Gesundheit davon abhing, diesen Augenblick einigermaßen mit Anstand zu überstehen. Zuerst hielt sie den Kopf gesenkt, aber dann fiel ihr ein, dass sie dadurch womöglich schuldig wirkte, und sie hob ihn wieder. Kopf hoch, Strafe einstecken und dann schnell weg von hier , wiederholte sie in Gedanken, während sie sich bemühte, ihre Tränen zurückzuhalten. Vom Blitzlichtgewitter wurde ihr schwindlig, und sie war gezwungen, wieder nach unten zu schauen. Der Spießrutenlauf schien kein Ende zu nehmen, und auf einmal fühlte sich auch das Gehen unnatürlich an, eine mechanische Bewegung, die enorme Anstrengung erforderte. Verzweifelt konzentrierte sie sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, den linken Arm zu schwingen, wenn sie das rechte Bein nach vorn setzte, und andersherum, bemühte sich, nicht zu lächeln, aber auch nicht allzu mitgenommen und auf keinen Fall schuldig auszusehen. Ihr war klar, dass diese Aufnahmen sie ihr Leben lang verfolgen würden, sie wusste, dass das Filmmaterial den Rest des Tages immer wieder abgespielt und dann für alle Ewigkeit in den Archiven gelagert werden würde, damit Reporter wie sie darin herumstöbern konnten – das wusste sie, weil es ihr Alltagsgeschäft war. Jetzt kam es darauf an, nicht kalt zu wirken, aber auch nicht so, dass man sie sofort für schuldig hielt. Von einem Bericht bekamen die Zuschauer oft nicht jedes Wort mit, aber die Bilder schon. Sie wollte unschuldig wirken, aber man sollte auch sehen, dass es ihr leidtat. Das war es. So versuchte sie, ihren Stolz und ihre Würde zu bewahren, obwohl sie sich innerlich wie ein Nichts fühlte und ihr von dem Geschrei die Ohren dröhnten. Mr Murphys Gefolgsleute waren inzwischen aus dem Gerichtssaal und auf die Straße gelaufen, um sich von den Presseleuten interviewen zu lassen und das Thirty-Minutes -Team zu beschimpfen, und die Journalisten mussten sich anstrengen, mit ihren Fragen die wüsten Tiraden zu übertönen. Auf dem Inns Quay fuhren die Schaulustigen langsamer, um zu sehen, wer hier von den Medien belagert, ausgequetscht, erdrückt und demoralisiert wurde, als wollten sie ihrem schlechten Ruf alle Ehre machen. Während Kitty weiterging, dachte sie unwillkürlich daran, dass sie Colin Murphy derselben Folter ausgesetzt hatte. Kopf hoch, nicht lächeln, nicht weinen, nicht stolpern, einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen.
    Als sie endlich die Kanzlei ihres Anwalts erreichten und den Reportern entronnen waren, ließ Kitty ihre Tasche auf den Boden fallen, lehnte die Stirn an die kalte Wand und holte tief Luft.
    »Himmel«, stöhnte sie und spürte, wie eine Hitzewelle durch ihren Körper flutete.
    »Alles klar bei dir?«, fragte Donal leise.
    »Nein«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid. Es tut mir so schrecklich leid.«
    Als er ihr daraufhin beschwichtigend auf den Rücken klopfte, war sie richtig dankbar für seine Freundlichkeit, wo sie doch für den ganzen Schlamassel verantwortlich war und er jedes Recht gehabt hätte, sauer auf sie zu sein.
    »Das ist doch vollkommen lächerlich«, schimpfte Paul, der sich im Nebenzimmer mit dem Anwalt unterhielt

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