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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Sicherheitsdienst, damit er die Dame aus dem Gebäude führt.«
    Die Schwester lächelte, öffnete die Tür noch ein Stück weiter und ging dann wieder zu Constance.
    »Ich kann ja später noch mal vorbeikommen«, brachte Kitty endlich heraus. Sie wandte sich ab und schaute sich angestrengt nach etwas Normalem, Alltäglichem um, mit dem sie sich ablenken und sich vormachen konnte, dass sie nicht im Krankenhaus mit diesem grässlichen Geruch war und dass sie nicht ihre todkranke Freundin besuchte.
    »Ich bin fast fertig, nur noch rasch Fiebermessen«, erwiderte die Krankenschwester und platzierte ein Thermometer in Constances Ohr. Schnell schaute Kitty wieder weg.
    »Komm, setz dich doch.« Constance deutete auf den Stuhl neben ihrem Bett.
    Kitty konnte ihr nicht in die Augen sehen. Natürlich wusste sie, dass das unhöflich war, aber ihr Blick wanderte immer wieder weg, magnetisch angezogen von Dingen, die nicht krank waren und sie auch nicht an kranke Menschen erinnerten. Schließlich fing sie an, an den Geschenken herumzufummeln, die sie mitgebracht hatte. »Ich hab hier ein paar Blumen für dich«, verkündete sie und schaute sich nach einem geeigneten Stellplatz um. Constance hasste Blumen. Wenn jemand ihr welche schenkte, um sie zu bestechen, sich bei ihr zu entschuldigen oder einfach nur ein bisschen Farbe an ihren Arbeitsplatz zu bringen, ließ sie sie normalerweise einfach sterben. Natürlich wusste Kitty das genau, aber der Blumenkauf war schlicht Teil ihrer Verzögerungstaktik gewesen – vor allem deshalb, weil die Warteschlange so verlockend gewesen war.
    »O je«, sagte die Schwester. »Hat Ihnen denn keiner gesagt, dass keine Blumen im Zimmer erlaubt sind?«
    »Oh. Na ja, kein Problem, ich bringe sie weg«, meinte Kitty und sprang erleichtert auf, um die unerwartete Fluchtmöglichkeit zu nutzen.
    »Moment, ich nehme sie«, rief die Schwester. »Ich lasse den Strauß für Sie an der Rezeption aufbewahren, dann können Sie ihn nachher mit nach Hause nehmen. So schöne Blumen darf man doch nicht einfach verkommen lassen.«
    »Zum Glück hab ich auch noch Cupcakes mitgebracht«, verkündete Kitty und zog eine Schachtel aus ihrer Handtasche.
    Wieder wechselten die Schwester und Constance vielsagende Blicke.
    »Das kann doch nicht sein – Cupcakes sind auch verboten?«
    »Der Koch möchte, dass die Patienten ausschließlich Dinge aus seiner Küche zu sich nehmen.«
    Resigniert überreichte Kitty der Krankenschwester die verbotene Ware.
    »Die können Sie nachher auch mit nach Hause nehmen«, lachte die Frau und musterte das Thermometer. »Alles okay«, sagte sie lächelnd zu Constance. Bevor sie ging, wechselten die beiden allerdings erneut einen vielsagenden Blick, als hätten die Worte eigentlich etwas ganz anderes bedeutet – es war ja keineswegs alles okay. Der Krebs fraß Constance langsam, aber sicher auf. Inzwischen wuchsen zwar ihre Haare nach, aber nicht gleichmäßig, sondern in unregelmäßigen Büscheln auf dem Kopf verteilt; über dem Ausschnitt des weiten Krankenhauskittels traten spitz die Schlüsselbeine hervor, und an beiden Armen, die extrem dünn und von den Spritzen und Injektionen voller blauer Flecken waren, hingen Kabel und Schläuche.
    »Da bin ich ja froh, dass ich ihr nichts von dem Kokain in meiner Tasche erzählt habe«, sagte Kitty, als sich die Tür schloss, und sie hörten die Schwester auf dem Korridor laut und herzlich lachen. »Ich weiß, dass du keine Blumen magst, Constance, aber ich hatte Panik. Eigentlich wollte ich goldenen Nagellack, Räucherkerzen und einen Spiegel mitbringen, weil ich das irgendwie lustig fand.«
    »Warum hast du es nicht getan?« Constances Augen lächelten und funkelten so strahlend blau wie immer, und wenn Kitty es schaffte, sich auf diese Augen zu konzentrieren, die so voller Leben waren, konnte sie den Rest des ausgezehrten Körpers beinahe vergessen. Beinahe. Aber nicht ganz.
    »Weil mir klargeworden ist, dass es nicht lustig ist«, antwortete sie.
    »Ich hätte gelacht.«
    »Dann bringe ich die Sachen beim nächsten Mal mit.«
    »Aber dann kenne ich den Witz ja schon, dann ist er nicht mehr lustig. Hallo, Liebes.« Constance ergriff Kittys Hand und hielt sie fest. Kitty konnte nicht hinschauen, denn die Hände ihrer Freundin sahen wund und mager aus. »Es tut so gut, dich zu sehen«, sagte Constance leise.
    »Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt komme.«
    »Ja, es hat eine ganze Weile gedauert.«
    »Der Verkehr …«, begann Kitty,

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